Umweltminister Glauber

KKI2: "Großes Kapitel Bayerischer Wohlstandsgeschichte" endet


Beim Pressegespräch im Kernkraftwerk Isar 2: Carsten Müller, Standortleiter (li.), Umweltminister Thorsten Glauber (M.) und Dr. Guido Knott, Geschäftsführer bei PreussenElektra (re.).

Beim Pressegespräch im Kernkraftwerk Isar 2: Carsten Müller, Standortleiter (li.), Umweltminister Thorsten Glauber (M.) und Dr. Guido Knott, Geschäftsführer bei PreussenElektra (re.).

Von Florian Pichlmaier

Für Thorsten Glauber (Freie Wähler) endet am 15. April mit dem Auslaufen des Streckbetriebs am Kernkraftwerk Isar 2 ein großes Kapitel der Bayerischen Wohlstandsgeschichte. "Wir schicken einen kerngesunden Fünfzigjährigen in den Ruhestand", sagte der bayerische Umweltminister beim Pressegespräch zur Abschaltung des Standortes am Mittwoch.

Konkret enden mit der Abschaltung in 17 Tagen laut Dr. Guido Knott, Geschäftsführer der Betreiberfirma PreussenElektra, "35 Jahre erfolgreicher Leistungsbetrieb". Bereits am 3. Dezember 1977 hatte das Kraftwerk Isar 1 am Standort in Essenbach die erste Kilowattstunde Strom eingespeist, am 22. Januar 1988 folgte Isar 2. Seitdem hat der Standort rund 600 Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugt, erläuterte Werksleiter Carsten Müller.

Acht Kraftwerksblöcke habe die PreussenElektra laut Knott betrieben und damit in vier Bundesländern 2.000 Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugt. Über 400 Milliarden Kilowattstunden allein am Standort Isar 2 - das laut Knott mehr Strom als alle anderen Anlagen auf der Welt erzeugt hat und zehn Mal das produktivste Kraftwerk weltweit war.

Rückbau bis 2040

Als eines von drei verbliebenen Kernkraftwerken in Deutschland wird Isar 2 nun vom Netz gehen und bis dahin im Streckbetrieb 2,8 Milliarden Kilowattstunden zusätzlichen Strom erzeugt haben. Ein grundlastfähiger Teil der deutschen Energieversorgung, der für Glauber nun in der Energiekrise fehlt: "Die Bundesregierung muss sich viele Fragen gefallen lassen. Den nächsten Winter hat man nicht im Blick", sagte er im Gespräch.

Auch Knott hadert mit dieser Entscheidung, beklagt die versagte Würdigung seiner Mitarbeiter. PreussenElektra will aber, sobald der rechtliche Rahmen steht, mit dem Rückbau beginnen, der bis 2040 in allen acht Anlagen abgeschlossen sein soll. Und damit "den Boden bereiten für eine vernünftige Nachnutzung", wie Müller sagt.

Der Rückbau kostet pro Block 1,1 Milliarden Euro, 80 Prozent davon entfallen auf das Personal. Ein "Raus aus dem Rückbau" und zurück ans Netz, sei dabei reine Spekulation: "Dafür fehlt der politische Rahmen", sagte Knott.