Einer der angesehensten Politikwissenschaftler in diesem Land ist Herfried Münkler. Nicht nur an den Universitäten gerne gehörter Dozent, sondern auch in den Medien häufig eingeladener Gast, der etwas zu sagen hat.
In einem hochinteressanten Vortrag hat Münkler jetzt unaufgeregt die verschiedenen Strategien, die zu Frieden führen können, nebeneinander gestellt und in ihren Vorzügen und Nachteilen bewertet. Eingebettet hat Münkler diese Strategien in eine globale Analyse der Gegenwart, wo er aufzeigt, weshalb heute mitten in Europa kriegerische Auseinandersetzungen historisch möglich geworden sind.
"Wenn wir den Ukrainekonflikt wirklich begreifen wollen, müssen wir also diesen größeren Raum betrachten. Geopolitik, deren Fragen und Antworten wir jetzt wieder in zunehmendem Maße zu bedenken genötigt sind, sucht geographische Räume unter dem Gesichtspunkt ab, wo sich Konflikte mehren oder überlappen und deswegen eine erhöhte Wahrscheinlichkeit von Kriegen besteht. Bei dieser Suche sticht der Raum um das Schwarze Meer hervor, und zwar als ein Balken, der tief nach Europa hineinragt und tendenziell bis Bosnien und Herzegowina oder vielleicht auch noch weiter reicht. Dieser Balken mit einer Länge von etwa tausend Kilometern wird die Europäer auf Jahrzehnte hinaus beschäftigen. Und er wird sie, wenn sie ihn pazifizieren wollen bzw. müssen, viel Geld und Mühe kosten."
Als prinzipiell kriegsbereite Akteure, die mit Gewalt Grenzen verschieben wollen, nimmt Münkler nicht nur Russland, sondern vor allem auch die Türkei und Serbien wahr. Solch "revisionistische Mächte sind dadurch definiert, dass sie nicht einverstanden sind mit der bestehenden Ordnung, vor allem mit den gegenwärtigen Grenzziehungen, die sie revidieren wollen." Von dieser Hypothese ausgehend formuliert Münkler seine Frage: "Wie pazifiziert man revisionistische Mächte?"
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