Studie

Zu wenig Fachkräfte für Ganztagsbetreuung von Schulkindern


In Bayern gibt es zu wenig Fachkräfte für die Kinderbetreuung. (Symbolbild)

In Bayern gibt es zu wenig Fachkräfte für die Kinderbetreuung. (Symbolbild)

Von dpa

Eine Betreuung für Grundschulkinder nach Schulschluss? In Bayern ist das längst nicht flächendeckend der Fall - hier herrschst vielerorts noch das traditionelle Bild: Ab Mittag ist das Schulkind wieder Zuhause. Für den Rechtsanspruch fehlt zudem Personal.

Bayern hat laut einer Studie viel zu wenig Fachkräfte, um bis Ende des Jahrzehnts jedem Grundschulkind ein Angebot zur Ganztagesbetreuung machen zu können. Das hat die Bertelsmann Stiftung aus Gütersloh in ihrem "Fachkräfte-Radar" für Kita und Grundschule errechnet.

"Bayern kann die Umsetzung des Rechtsanspruchs für alle Kinder bis 2030 kaum stemmen, der Fachkräftebedarf ist bis dahin nicht zu decken", sagte Kathrin Bock-Famulla, Expertin für frühkindliche Bildung der Stiftung, laut Mitteilung vom Dienstag.

Über 20.000 Fachkräfte fehlen

Nach Berechnungen der Stiftung fehlen bis 2030 in Bayern 21.000 Fachkräfte für die Betreuung von Kindern im Grundschulalter. Derzeit nutzten 36 Prozent der Mädchen und Buben der ersten bis vierten Klasse im Freistaat ein Ganztagesangebot. Bayern liegt damit deutlich unter dem Schnitt der westlichen Bundesländer von 47 Prozent. Noch entspannter in Sachen Betreuung können Familien in den ostdeutschen Bundesländern sein, hier liegt die Quote den Angaben zufolge bei 86 Prozent.

Weitere 22 Prozent der bayerischen Grundschülerinnen und -schüler gehen in eine Mittagsbetreuung, die etwa bis 14.30 Uhr zur Verfügung steht. Würde ein Teil der Familien in den kommenden Jahren diese kürzeren Angebote in Anspruch nehmen, wäre der Personalbedarf niedriger - aber immer noch nicht zu kompensieren mit den etwa 4000 Fachkräften, die bis 2030 laut Prognose in die Ganztagsbetreuung einsteigen.

Konkurrenzkampf um ausgebildete Kräfte

Dazu kommt: Auch in den bayerischen Kitas herrscht Personalnot. 46.000 Fachkräfte wären hier bis 2030 nötig, heißt es bei der Bertelsmann Stiftung. Im Freistaat zeichnet sich also auch ein Konkurrenzkampf um Fachkräfte ab.

"Genügend und gut qualifiziertes pädagogisches Personal ist aber erforderlich, damit der Rechtsanspruch auf ganztägige Förderung jedem Grundschulkind die besten Bildungschancen ermöglicht. Bayern muss gemeinsam mit allen Verantwortlichen sofort eine langfristige Fachkräfteoffensive auf den Weg bringen, damit zumindest im nächsten Jahrzehnt ein ausreichendes Personalangebot verfügbar ist", sagte Bock-Famulla.

Kürzlich hatte das Deutsche Jugendinstitut und die TU Dortmund eine Studie veröffentlicht, wonach viel zu wenig Ganztagsangebote in Bayern zur Verfügung stehen. 54 Prozent der Familien hätten Bedarf - und nicht einmal 40 Prozent haben einen Platz. Das heißt: Viele Grundschüler, die oftmals schon um 11.15 Uhr Unterrichtsschluss haben, sind schon mittags wieder Zuhause. Das schränkt in der Regel gerade die beruflichen Möglichkeiten von Frauen sehr stark ein.

Um den von Bund und Ländern beschlossenen Rechtsanspruch auf einen Platz zu erfüllen, müssten in Bayern bis 2030 zwischen 108.000 und 136.000 Plätze zusätzlich geschaffen werden, hieß es in der Studie.