Live im BR

Fastnacht in Franken - Prunksitzung steht bevor


Die Akteure stehen beim Finale der Aufzeichnung "Fastnacht in Franken 2022" auf der Bühne.

Die Akteure stehen beim Finale der Aufzeichnung "Fastnacht in Franken 2022" auf der Bühne.

Von dpa

Es gibt die Theorie, dass sich Feierlaune in Krisenzeiten besonders exzessiv Bahn bricht. Insofern wäre für den Frankenfasching angerichtet - Krieg, Inflation, Energieprobleme. Tipps zum Umgang damit kommen von unerwarteter Seite.

"Für zwei Jahre ohne Franken, möchten wir dem Herrgott danken" - bäm! Das sitzt, meint man. Weit gefehlt, denn das Publikum der "Fastnacht in Franken" wartet alljährlich sehnsüchtig auf die von Hassliebe zeugenden Spitzen der Altneihauser Feierwehrkapell'n. "Weit weg von hier, zu Haus' beim Bier. (...) Wo Hopfen kocht und Malz, da liegt die Oberpfalz" - und dort sei es zuletzt dank fehlender Trips zum Fernsehfasching in die Mainfrankensäle bei Würzburg besonders schön gewesen.

In den vergangenen beiden Jahren war die heuer live im Bayerischen Fernsehen übertragene Prunksitzung des Fastnacht-Verbandes Franken ohne den Trupp aus dem Osten des Freistaats über die Bühne gegangen - pandemiebedingt. Und diese Auszeit nutzten die Franken wiederum, um sich auf die neuerlichen Anwürfe der musikalischen Männergruppe vorzubereiten: Büttenredner Klaus Karl Kraus aus Erlangen weihte "Preußen-Gimpel" und andere Unwissende in die Geheimnisse einer richtigen Kerwa ein - bei "Brodwöschd mit Sauerkraut" sang das Publikum aus Leibeskräften mit.

Trotz seines unverkennbaren "Färdder" Dialekts versuchte es das Comedy-Duo Martin Rassau und Volker Heißmann mit Sprechunterricht - für Oberpfälzer und sonstige "Auswäddiche". "Sprache ist das wichtigste Kulturgut. Man muss klar und deutlich artikulieren können. Wenn man das nicht kann, kommt man ja aus der Oberpfalz", witzelte Rassau bei der seit Jahren meistgesehenen Sendung im Bayerischen Rundfunk.

Hauptzielscheibe ist Söder

In die Herzkammer des Frohsinns nach Veitshöchheim wollte sich am Freitagabend auch wieder ein Großteil des bayerischen Kabinetts wagen, ebenso Vertreter der Opposition. An ihnen tobten sich die Comedians, Büttenredner und Sänger schon bei der Generalprobe am Donnerstagabend aus - erwartbare Hauptzielscheibe: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und seine Leidenschaft für Selbstdarstellungen in sozialen Medien bei Tiktok, Instagram und Co.

Er sei ihr großes Vorbild, erzählte das vorlaute, aber liebevolle Nilpferd Amanda, aufgebrezelt mit rotem Tüllrock und lebendig dank Bauchredner Sebastian Reich. "Influ-Söder, der größte Influencer Deutschlands. (...) Der postet den ganzen Tag. Bayerische Landschaften, Seen, Selfies, mit und ohne Königin. Der Apfelkönigin, der Birnenkönigin, der Spargelkönigin, der Kartoffelkönigin, der Weinkönigin, der Bierkönigin - Atmen nicht vergessen - der Zwetschgenkönigin."

Er habe neulich sogar ein Selfie mit Pferden gemacht, erzählte die aufgeregte Amanda, die Söder daraufhin vor den rund 600 Zuschauern im Saal etwas ganz Besonderes angekündigte. "Heute ist es so weit, heute kriegst Du ein Selfie mit einem Nilpferd."

Kabarettisten aus nah und fern

Steilvorlagen für Bütt' und Sketche lieferte aber auch die Bundespolitik. Kabarettist Michl Müller aus Bad Kissingen nannte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in Anspielung auf die debattierte Legalisierung von Haschisch und Marihuana "Cannabis-Charlie". Die Vorsitzende des Bundestags-Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, sei mit ihrer Stahlhelm-Frisur die "Panzerhaubitze von der FDP".

Der erste Faschingsprinz in der Geschichte der Kultsendung, Büttenprofi Peter Kuhn aus Schweinfurt, sorgte bei der stimmungsvollen Show zuweilen für nachdenkliche Momente. Am Umsturz arbeitende "Reichsbürger", das Debakel um die desolate Bundeswehr, der Krieg in der Ukraine, China versus USA, Energieknappheit: "Mir scheint, die Welt ist allerorten, einfach nur verrückt geworden."

Kommandant Norbert Neugirg von der Altneihauser Feierwehrkapell'n riet angesichts der resultierenden Sparzwänge zum Blick in seine Heimat: "In der Oberpfalz, aus der wir kommen, da wird das Sparen ernst genommen. Wir duschen nicht, gehen nicht ins Bad, der Waschlappen hat 19 Grad. Und der ist laut den Grünen, 14-tägig zu bedienen. Um Körperteile, die es dringend bräuchten, oberflächlich anzufeuchten."