Jubilar, Unikat, Legende

Radenkovic wird 85 - Die große Karriere des Löwen-Königs


Legende des TSV 1860: Petar Radenkovic

Legende des TSV 1860: Petar Radenkovic

Von Bernhard Lackner

Meisterlöwe und Vereinslegende Petar Radenkovic wird am heutigen Dienstag 85. Hier gratulieren ihm alte Weggefährten wie Peter Grosser, Fredi Heiß und Bernd Patzke. "Bleib gesund, Radi!"

Er war ein überragender Torwart. Ein begnadeter Fußballer. Einer der ersten ausländischen Spieler in Deutschland. Und ein charmanter Spaßvogel, der sich bestens zu vermarkten wusste. Diese Kombination war es, die ihn zum Idol unzähliger Löwen-Fans machte. Am heutigen Dienstag begeht er seinen Ehrentag.

Petar "Radi" Radenkovic, einstiger Meister-Torwart des TSV 1860, wird 85 Jahre alt. "Wir gratulieren ihm alle sehr herzlich zum 85. Geburtstag", sagt Peter Grosser der AZ. Gemeinsam mit den Meisterlöwe-Kollegen Fredi Heiß und Bernd Patzke richtet er seine Glückwünsche an den langjährigen Kameraden, der seinen Geburtstag bei einer seiner beiden Töchter in London verbringen wird.

Der einstige Kapitän wünscht Radenkovic, dem Star unter den Meisterlöwen: "Radi, bleib gesund!" Grosser habe es "immer großen Spaß gemacht, mit dem Radi Fußball zu spielen. Er war nicht nur ein überragender Torhüter, er war ein Entertainer und seiner Zeit um Jahrzehnte voraus." Jubilar Radi, Unikat und Legende.

Mit "Radi" feierte der TSV 1860 seine größten Triumphe

Wie Grosser verriet, vereinte ihn und Radenkovic zu allererst ihre gemeinsame Zeit beim ungeliebten Rivalen: dem FC Bayern. "Kaum einer weiß das, aber als ich noch bei den Roten gespielt habe, hat er bei uns mittrainiert", erzählt Grosser, kürzlich selbst 81 Jahre alt geworden, über den jungen Jugoslawen: "Er wollte sich bei uns fithalten. An unserem ungarischen Tormann Árpád Fazekas war aber kein Vorbeikommen. Also ging der Radi später zu Wormatia Worms - seitdem haben die kein Spiel mehr verloren. Erst danach hat ihn Max Merkel zu Sechzig geholt."

Dort machte Radi zwischen 1962 und 1970 246 Spiele und führte Sechzig zu den größten Triumphen der langen Vereinshistorie. Grosser: "Der Radi hatte zweifellos einen ungeheuren Anteil an der Meisterschaft und unseren Erfolgen."

Eines unterschied Radi dabei von allen anderen Schlussmännern. "Seine berüchtigten Ausflüge aus dem Tor", erinnert sich Fredi Heiß: "Zur Bewunderung der Zuschauer ist er durch die gegnerischen Reihen marschiert - und zu unserem Entsetzen."

Heiß' Fazit: "Er war nicht nur einer der besten Torhüter überhaupt, er war auch ein unglaublicher Feldspieler. Ein Unikat." Grosser ergänzt über Radis unnachahmliche Art: "Er wollte uns Nationalspielern noch erklären, wie wir uns im Sturm zu bewegen haben." Bei seinen Vorstößen habe ihm Radi "zwar nie einen aufgelegt", aber das Team habe es ihm "auch nie übelgenommen, weil uns der Gegner dabei auch nie einen eingeschenkt hat."

Ein Song machte Radenkovic zum Kult

So unnachahmlich der im Jahre 1934 in Belgrad geborene Sohn eines Folkloresängers auf dem Rasen auch war: Die Krone setzte sich Radenkovic dadurch auf, seinem Vater nachzueifern. Mit seinem Song "Bin i Radi, bin i König", begeisterte der Mann, der das Spielfeld als sein "Königreich" bezeichnete, die Massen - und landete prompt in den Charts. "Selbstverständlich höre ich den Song noch gerne, er ist immer noch aktuell. Manchmal höre ich ihn mir im Internet an", sagte Radenkovic, der sich damals als "bestes Torwart von Welt" bezeichnete, kürzlich über seinen Hit aus dem Jahre 1965. 400.000 verkaufte Platten verhalfen dem späteren Gastronom während seiner Karriere zu noch größerer Bekanntheit. Für Heiß bester Unterhaltungsstoff: "Eine tolle Geschichte. Früher kannte den Radi durch seinen Song ein jeder in München. Ich finde es heute noch lustig, wie er mit gebrochenem Deutsch singt."

Eine schwere Zeit erlebte Radenkovic, als seine Frau Olga im Jahr 2009 nach über 53 Ehejahren an einem Krebsleiden verstarb. 2013 heiratete er im Alter von 78 Jahren seine jetzige Frau Slobodanka und fand seine Lebensfreude wieder. "Er hat seinen Lebensmittelpunkt wieder nach Belgrad verlegt", erklärt Patzke, "kommt aber noch regelmäßig nach München. Dann ruft er uns an und wir treffen uns am Viktualienmarkt." Das letzte Treffen sei erst wenige Wochen her. Mit 1860 habe Radenkovic laut Grosser dagegen "nicht mehr viel am Hut", denn: "Er fühlt sich von den Löwen vernachlässigt." Dennoch werden heute nicht nur die alten Veteranen Grosser, Heiß und Patzke ihre Gläser erheben. Gewiss auch viele Sechzger-Fans - auf Radi, den König der Löwen.