Holzpreise in Ostbayern

Gut für Sägewerke, schlecht für Waldbesitzer?


Große Sägewerke profitieren insgesamt vom Holzüberschuss durch Trockenheit und Schädlinge - bei den Waldbesitzern sieht es anders aus. (Symbolbild)

Große Sägewerke profitieren insgesamt vom Holzüberschuss durch Trockenheit und Schädlinge - bei den Waldbesitzern sieht es anders aus. (Symbolbild)

Von Maximilian J. Falk

Das Statistische Bundesamt meldet, dass Sägewerke bundesweit ihre Umsätze im Jahr 2018 um acht Prozent steigern konnten, verglichen mit 2008 sogar um 33 Prozent. Mitverantwortlich dafür ist ein Überschuss an Roh-Holz durch den trockenen Sommer 2018, als viele Kiefern und Fichten gefällt werden mussten. Hat die ostbayerische Holzwirtschaft diese Entwicklung ähnlich erlebt? idowa hat nachgefragt.

Auch der Wald in der Region litt 2018 unter Wasserknappheit und Hitze. Besonders Nadelbäume wie Fichte und Kiefer haben es schwer im trockenen Klima, sie werden anfälliger für Schädlinge wie den Borkenkäfer. Bundesweit mussten 24 Millionen Kubikmeter Baumbestand aufgrund von Waldschäden gefällt werden, 44 Prozent davon bedingt durch Schädlinge. Die Folge sind riesige Holzmengen mit geringer Qualität, die abtransportiert und verarbeitet werden müssen.

Große und mittelständische Sägewerke profitieren

Gewinner dieser Entwicklung sind die großen und mittelständischen Sägewerke, wie der Betrieb von Franz Steiner in Gerzen (Landkreis Landshut). "Wir haben irre viel Arbeit, 2018 schon und auch heuer wieder", heißt es dort. Dass der Umsatz seit 2008 um etwa ein Drittel gewachsen sei, könne man so bestätigen: "2007 bis 2009 war eine schwierige Zeit, da haben wir kaum Holz bekommen, egal, wie viel wir zahlen wollten." Spätestens seit fünf Jahren ginge es aber entschieden aufwärts - auch dank des Exports nach Italien, der bei Franz Steiner laut eigenen Angaben allein mehr als ein Drittel des Umsatzes ausmacht. Das deckt sich mit der bundesweiten Entwicklung: Laut statistischem Bundesamt erwirtschaften die Sägewerke allgemein etwa ein Drittel ihres Umsatzes im Ausland.

Dass aufgrund der Trockenheit 2018 mehr rohes Holz verfügbar war, habe man auch im eigenen Betrieb erlebt, heißt es bei Franz Steiner. Und: "Auch 2019 sieht es ähnlich aus bisher. Es ist sogar eher noch schlimmer." Auch beim Sägewerk Lerbinger in Frontenhausen (Landkreis Dingolfing-Landau), einem kleinen Zwei-Mann-Betrieb, kommt die positive Entwicklung an: "Ich kann Ihnen keine genauen Zahlen sagen, aber so aus dem Bauch heraus würde ich sagen, dass die 33 Prozent schon hinkommen." Verantwortlich dafür sei wohl auch der Boom in der Baubranche.

Kleine Betriebe und Waldbesitzer kämpfen

Verhalten hingegen die Reaktion beim kleinen Sägewerk Zierer in Roding. Auf die Frage nach Umsatzsteigerungen heißt es schlicht: "Nein! Das betrifft nur die großen Betriebe, die nehmen uns immer mehr Marktanteile weg." Dass es immer weniger Betriebe gibt und insgesamt weniger Menschen in Sägewerken arbeiten, geht auch aus der bundesweiten Statistik hervor: Gab es 2008 noch 435 Standorte mit insgesamt fast 20.000 Beschäftigten, sind es 2018 nur noch 324, mit knapp 18.000 Arbeitern.

Große Probleme gibt es auch bei den Zulieferern der Sägewerke, den Waldbesitzern. Die sogenannten "Erzeuger­preise der Produkte des Holz­einschlags" waren laut Statistik im Juli 2019 um 3,3 Prozent niedriger als im Vormonat und sogar um 15,8 Prozent niedriger als im entsprechenden Vorjahresmonat. Wolfgang Mayerhofer von der Waldbauernvereinigung Deggendorf (WBV) kann das bestätigen: "Wir haben viel zu viel Holz, wegen der Trockenheit, den Stürmen und den Schädlingen", klagt er. Was sich bereits im Frühjahr abzeichnete, sei auch eingetreten: "Über den Sommer sind die Preise nochmal eingebrochen."

Holzpellets und Export als Umsatzgarant

Die Holzpreise sind laut Angaben der Waldbauern "historisch niedrig". So niedrig offenbar, dass die Sägewerke alles kaufen, was sie bekommen können: "Auch überregionale Sägebetriebe kaufen bei uns ein. Der Überschuss, den sie haben, geht dann in den Export." Vor allem in die USA und nach Asien würde eine Menge exportiert: "Das Drittel Umsatz aus dem Export würde ich bestätigen", so Mayerhofer.

Neben der reinen Menge erklärt sich der WBV-Repräsentant die 33 Prozent Umsatzsteigerung seit 2008 auch mit der Produktion von Holzpellets zur Wärmeerzeugung: "Das war früher Abfall in den Sägewerken, heute ist es wertvoll und sie können es teuer verkaufen." Besonders den großen Betrieben ginge es besser denn je: "Die Säger machen richtig Geld momentan."