Fußballprofi in Dänemark

Kopplin: "Geisterspiel? Wie ein Freundschaftsspiel im Stadion!"


Björn Kopplin (dunkles Trikot) spielt seit über drei Jahren in Dänemark Fußball.

Björn Kopplin (dunkles Trikot) spielt seit über drei Jahren in Dänemark Fußball.

Nach Stationen beim FC Bayern (Jugend und zweite Mannschaft), bei Union Berlin (Jugend und Profis), VfL Bochum und Preußen Münster wechselte der gebürtige Berliner Björn Kopplin (31) Anfang 2017 nach Dänemark. Über drei Jahre spielt er nun dort schon, inzwischen mit dem Randers FC bereits für den dritten Club. Im Interview mit idowa spricht Kopplin über die aktuelle Situation aufgrund der Coronakrise sowie den Fußball und das Leben in Dänemark.

Herr Kopplin, wie ist die aktuelle Situation in Dänemark?
Björn Kopplin: Hier wurde relativ früh alles dicht gemacht. Man durfte zwar noch draußen rumlaufen, aber nicht mehr als zwei Personen zusammen. Inzwischen sind wieder bis zu zehn erlaubt. Man fängt an, alles nach und nach wieder zu öffnen.

Wie sieht es im Fußball aus?
Kopplin: Es gibt Überlegungen, dass die Saison Mitte, Ende Mai weiter geht. Aber das ändert sich fast wöchentlich. Ich bin gespannt. Bei manchen Vereinen findet auch bereits wieder Training statt. Mein Club ist einer von drei, der nicht wieder angefangen hat.

Wie sieht ihr persönliches Training derzeit aus?
Kopplin: Ich halte mich eigenständig fit, trainiere zwei, drei Stunden täglich.

Auch mal mit Ihrem Hund, wie Videos in den sozialen Netzwerken zeigen...
Kopplin: (lacht) Das stimmt. Ich bin mit der Idee auf den Verein zugegangen. Ich glaube, das ist eine ganz gute Aktion, man kann den Leuten zeigen, dass man auch zu Hause etwas machen kann. Aber gerade jetzt, bei dem schönen Wetter, zieht es die Leute trotzdem mehr nach draußen.

Was machen Sie, wenn Sie nicht gerade trainieren?
Kopplin: Ich verbringe viel Zeit mit meiner Frau und meinem Hund. Am Abend werden dann auch Serien geschaut. Aber bei Netflix bin ich langsam mit allen Serien durch (schmunzelt).

Sie haben gesagt, in Dänemark wird langsam wieder geöffnet. Wie sieht das aus?
Kopplin: Die Kitas und Grundschulen sind wieder offen, es folgt nach und nach immer mehr. Man sieht auch wieder mehr Autos auf den Straßen fahren.

Wie bewerten Sie den dänischen Weg?
Kopplin: Ich finde, die Dänen machen das sehr gut. Es wurde früh alles geschlossen, in Deutschland war man da zum Beispiel später dran. Als die Situation in Italien bekannt wurde, hat man sehr schnell gehandelt.

Nicht weit entfernt von ihnen, in Schweden, sieht die Situation komplett anders aus. Dort gibt es so gut wie keine Einschränkungen. Wie bewerten Sie dies?
Kopplin: In Schweden gehen sie ganz anders vor. Wenn meine Großeltern in Deutschland noch leben würden, da wäre ich schon froh, wenn die Politik so wie aktuell reagieren und Einschränkungen vornehmen würde. Oder auch für meinen Vater, der zur Risikogruppe gehört. Da bin ich schon froh um den Weg, den Deutschland und auch Dänemark gehen. Das schwedische Agieren ist für mich schwer nachvollziehbar.

Zurück zum Fußball: Wie sehr fehlt er Ihnen?
Kopplin: Man hat zuletzt ja gesehen, dass sich immer mehr auch mit FIFA-Spielen oder sogar FIFA-Gucken beschäftigen. Die Sehnsucht nach Fußball ist sicherlich da, auch wenn es vorerst nur Geisterspiele geben wird.

Sind Geisterspiele auch in Dänemark die einzige Option?
Kopplin: Ja. Wie in Deutschland wurden auch in Dänemark bis Ende August alle Großveranstaltungen abgesagt. Das TV-Geld ist aber auch hier für die Vereine sehr wichtig, sogar noch wichtiger als in anderen Ländern. Denn hier kommen nicht so viele Zuschauer zu den Spielen, dass man auch in dem Bereich viele Einnahmen erzielen könnte. Ich spiele zwar bei einem Verein, der gut aufgestellt ist und gut gewirtschaftet hat. Aber für viele Mannschaften in Europa wird es ohne Spiele schwierig werden.

Sie hatten, vor der Corona-Unterbrechung, mit Ihrem Verein bereits ein Geisterspiel gegen Tabellenführer FC Midtjylland (0:2). Wie war's?
Kopplin: Sehr merkwürdig. Es war, nun ja, wie ein Freundschaftsspiel im Stadion.

Björn Kopplin über den Fußball und das Leben in Dänemark sowie seinen Herzensverein Union Berlin

Sie spielen inzwischen bereits über drei Jahre in Dänemark. Wie kam es damals zu dem Schritt?
Kopplin: Ich war vereinslos und wollte etwas Neues probieren, neue Erfahrungen sammeln. Über meinen Berater kam ich dann zu einem Probetraining bei Hobro IK, damals Tabellenführer in der zweiten dänischen Liga. Wir sind dann gleich aufgestiegen und es hat so geklappt, wie ich es mir vorgestellt habe.

Nach eineinhalb Jahren in Hobro sind Sie nach Bröndby gewechselt. Warum?
Kopplin: Ich habe in Hobro tolle Menschen kennengelernt. Der Verein hatte aber keine höheren Ambitionen, als in der Liga zu bleiben und man hat auch gemerkt, dass es mit Abstand der kleinste Verein in der Liga war. Deshalb wollte ich die Chance Bröndby ergreifen. Ein Club mit tollen Fans.

Dort blieben Sie aber nur ein halbes Jahr, ehe es Sie im Januar 2019 zu Ihrem jetztigen Club Randers FC verschlug.
Kopplin: Ich habe in Bröndby wenig gespielt und wollte dann das Angebot wahrnehmen. In Randers gibt es ein wunderschönes Stadion. Ein wichtiger Grund war auch, dass ich wieder unter Thomas Thomasberg spielen konnte, der bereits in Hobro mein Trainer war.

Wie würden Sie den Fußball in Dänemark und Deutschland vergleichen?
Kopplin: Das ist schwierig, es kommt auch immer auf den einzelnen Verein an. Grundsätzlich würde ich aber sagen, lassen die Schiedsrichter hier mehr laufen, es wird körperbetonter gespielt. Es gibt aber mit dem FC Nordsjaelland auch einen Verein, der sehr auf junge Spieler baut und die gut ausbildet. Mein Verein gehört eher zu den Clubs, die mehr Wert aufs Körperliche legen. Insgesamt gibt es hier ein ganz gutes Paket. Was ich schon ein bisschen vermisse, sind die vollen Stadien wie in Deutschland und die Kultur rund um den Fußball.

Sie sind seit über drei Jahren in Dänemark und spielen schon für den dritten Club dort. Es scheint ihnen zu gefallen...
Kopplin: Zum einen spiele ich auch nicht schlecht (lacht), und bin glücklich, wie es sportlich läuft. Aber ja, auch das Leben hier ist sehr angenehm.

Was zeichnet das Leben in Dänemark denn aus?
Kopplin: Dass du dein Leben auch lebst. Du arbeitest, lebst aber auch. In Deutschland hat man oft das Gefühl, du arbeitest und arbeitest, genießt das Leben aber nicht so. Die Menschen hier sind sehr freundlich, ich habe tolle Leute kennengelernt. Sie sind hier auch entspannter als in Deutschland, nicht so verbissen.

Können Sie sich vorstellen, langfristig in Dänemark zu bleiben?
Kopplin: Das ist schon eine Option. Ich will auch in Zukunft im Fußball tätig bleiben, habe zuletzt hier in Dänemark meine Trainer-B-Lizenz gemacht. Der Verein wäre auch offen dafür, dass ich nach meiner aktiven Karriere hier arbeite. Aber erst einmal, auch wenn ich schon in den 30ern angekommen bin, will ich noch so lange es geht weiter Fußball spielen. Schließlich ist das der tollste Job.

Die Anfänge Ihrer Karriere als Jugendlicher liegen bei Union Berlin, wo sie später auch im Profibereich drei Jahre gespielt haben. Jetzt spielt Union seine erste Saison in der 1. Liga. Wie verfolgen Sie das?
Kopplin: Ich habe viele Jahre in dem Verein gespielt, meine Mutter arbeitet als Mannschaftsleiterin noch immer im Verein. Alleine dadurch habe ich einen starken Bezug zu dem Verein. Sie machen auch aktuell als Aufsteiger eine hervorragende Arbeit. Union war mein erster Verein und wird immer mein Lieblingsverein bleiben.

Gab es für Sie als gebürtigen Berliner immer nur Union in der Hauptstadt?
Kopplin: Ja, definitiv. Ich bin wenige Minuten von der Alten Försterei entfernt aufgewachsen. Nur als kleiner Junge, weil mein Bruder Bremen-Fan war, war ich kurzzeitig Bayern-Fan.

Björn Kopplin (links) für die U19 des FC Bayern im Derby gegen 1860 München (hier Manuel Schäffler). (Foto: imago)

Björn Kopplin (links) für die U19 des FC Bayern im Derby gegen 1860 München (hier Manuel Schäffler). (Foto: imago)

Zu den Bayern sind Sie dann mit 15 Jahren ja auch gewechselt. Wie war das für Sie?
Kopplin: Wenn die Bayern anklopfen, dann sagt man als Jugendlicher nicht nein. Aber es war ehrlich gesagt anfangs schon schwierig. Nach einem Jahr wollte ich eigentlich schon wieder zurück. Meinem damaligen Trainer Stephan Beckenbauer, der das Gespräch mit mir gesucht hat, habe ich sehr viel zu verdanken. Letztlich habe ich mich in München durchgebissen. Es war eine sehr lehrreiche Zeit, du bekommst dort einfach die beste Ausbildung.