[Frei]stunde!

Die Surfer ohne Wind und Welle


Beim Stand-Up-Paddeln steht der Sportler aufrecht auf einer Art Surfbrett, das in der Regel wesentlich breiter ist, und mit einem Stechpaddel Vortrieb zur Fortbewegung erzeugt. (Foto: Andreas Arnold, dpa)

Beim Stand-Up-Paddeln steht der Sportler aufrecht auf einer Art Surfbrett, das in der Regel wesentlich breiter ist, und mit einem Stechpaddel Vortrieb zur Fortbewegung erzeugt. (Foto: Andreas Arnold, dpa)

Von Redaktion idowa

Mainhausen. (dpa) Eine fünf Zentimeter hohe Welle reicht aus, um eine Menge Spaß zu haben. Klingt merkwürdig, aber Jörg Apel meint das ernst. Er betreibt Stand-up-Paddling auf dem Main nahe Offenbach. Tagsüber arbeitet der 29-Jährige in einer Steuerkanzlei. Nach Feierabend schlüpft er in die Badehose, setzt die Sonnenbrille auf, fährt ans Mainufer und greift sich sein Surfbrett. Das Werkzeug, mit dem der 29-Jährige die Wasseroberfläche des Flusses dennoch zu einem Spielplatz für sich und sein Surfbrett machen will, hält er in der Hand: Ein Paddel.

Stand-up-Paddling, kurz SUP, oder auch Stehpaddeln ist eine Trendsportart, die seit dem vergangenen Jahr durch die deutschen Binnengewässer schwappt. Lange waren Apel und seine Freunde Exoten unter den Wassersportlern: Mischwesen aus Surfern und Kanuten. Sie stehen aufrecht auf ihren Brettern, halten das Paddel mit beiden Händen fest, stoßen es in das trübe Wasser und gleiten geräuschlos davon. Erfunden wurde die Technik wohl vor vielen Jahren von polynesischen Fischern.

Surfer auf Hawaii entdeckten sie später wieder, unter anderem um im Stehen Fotos auf dem Wasser schießen zu können.

Wer sich selbst auf ein Brett wagt, merkt schnell: Wer steht, hat schon einiges überstanden. Zuvor geht es kniend einige Meter weg vom Ufer. Das Brett wackelt beim Aufstehen bedenklich. Aber sobald mit Hilfe des Paddels ein wenig Schwung dazukommt, gleitet es recht stabil. Bauch und Rückenmuskulatur werden merklich trainiert. "Der Sport ist gut für Einsteiger und lässt sich überall machen", sagt Apel, der inzwischen auch einen Trainerschein hat. Seit dem vergangenen Jahr hat er rund 350 Menschen die richtigen Bewegungen auf dem Brett gezeigt. Sein ältester Kursteilnehmer war 72 Jahre alt.

Wo sich ein Trend entwickelt, ist auch immer ein Geschäft: Ein Brett mit Paddel kostet schnell 1500 Euro und immer mehr Anbieter werben mit SUP-Kursen. "Es gibt in diesem Bereich sicherlich auch eine große Kommerzialisierung", sagt Petra Schellhorn, die für den Freizeitsport beim hessischen Kanu-Verband zuständig ist. Anfänger sollten daher auf einige Dinge achten: erfahrene Begleiter, schnell trocknende Kleidung, Schutz gegen die Sonne und feste Schuhe, falls es vom Brett runter in ein Flussufer gehen sollte.