Fragen und Antworten

Synodaler Weg: Katholiken entscheiden über Reformen


Seit fast vier Jahren läuft unter dem Namen Synodaler Weg ein Reformprozess in der katholischen Kirche in Deutschland.

Seit fast vier Jahren läuft unter dem Namen Synodaler Weg ein Reformprozess in der katholischen Kirche in Deutschland.

Von dpa

Von Donnerstag bis Samstag wollen die deutschen Katholiken ihren seit 2019 laufenden Reformprozess Synodaler Weg vorläufig abschließen. In Frankfurt/Main tritt dafür zum fünften und letzten Mal die Synodalversammlung zusammen. Sie umfasst 230 Menschen aus allen Bereichen des katholischen Lebens. Allerdings zählen in erste Linie die 67 Bischöfe.

Welche Reformen werden angestrebt?

Es geht um Reformen in vier Bereichen: Umgang mit Macht, Sexualmoral, Position der Frau und die verpflichtende Ehelosigkeit der Priester (Zölibat).

Wie ist es zu dem Reformprozess gekommen?

Auslöser war der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche. Wissenschaftler haben immer wieder hervorgehoben, dass es in der Kirche Strukturen gibt, die Missbrauch begünstigen. Dazu gehören der extrem hierarchische Aufbau, die Machtkonzentration in den Händen einiger weniger Männer, die Überhöhung der Priester als Mittler zwischen Gott und den Menschen, die Verteufelung von Homosexualität und die strukturelle Diskriminierung von Frauen. Der Synodale Weg will diese Strukturen verändern und dadurch auch neuem Missbrauch vorbeugen.

Wie funktioniert der Synodale Weg?

Mit jedem der vier Themenbereiche beschäftigt sich ein Synodalforum. Dieses Forum erarbeitet Reformvorschläge. Darüber stimmt dann die Synodalversammlung in erster und zweiter Lesung ab. Allerdings haben die derzeit 67 deutschen Bischöfe Sonderrechte: Nur wenn sie dem jeweiligen Vorschlag mit Zwei-Drittel-Mehrheit zustimmen, ist er auch angenommen.

Warum haben die Bischöfe Sonderrechte?

Die katholische Kirche ist keine Demokratie, sondern eine absolute Wahlmonarchie mit dem Papst als Herrscher. Der Papst wird als Stellvertreter Gottes auf Erden betrachtet. Er ernennt Kardinäle und Bischöfe. Nach katholischer Auffassung wirkt auf diese Weise Gott selbst in seiner Kirche. Die normalen Gläubigen haben eher wenig zu sagen.

Deutsche Katholiken können nur kleine Öffnungsschritte selbstständig beschließen

Wie stehen die Chancen auf wirkliche Veränderung?

Die katholische Kirche in Deutschland mit gut 20 Millionen Mitgliedern ist Teil der katholischen Weltkirche mit 1,4 Milliarden Gläubigen und kann über die ganz großen Fragen nicht allein entscheiden. Sie kann zum Beispiel nicht das Priestertum für Frauen einführen oder den Zölibat abschaffen. Allerdings kann sie sich dafür aussprechen. Daneben gibt es kleinere Öffnungsschritte, die die deutschen Katholiken durchaus selbstständig beschließen könnten.

Was sagt der Vatikan dazu?

Der Vatikan ist entsetzt und hat die deutschen Brüder und Schwestern in den vergangenen Jahren in immer schärfer formulierten Erklärungen dazu aufgerufen, die Reformbemühungen aufzugeben. Zum Beispiel hat der Vatikan die Segnung homosexueller Paare explizit verboten. Das gleiche gilt für das Vorhaben, ein permanentes Leitungsgremium einzurichten, in dem Laien (Nicht-Kleriker) zusammen mit den Bischöfen Entscheidungen treffen. Dieses Gremium soll Synodaler Rat heißen.

Halten sich die deutschen Katholiken an das Verbot aus Rom?

An der Vorbereitung eines Synodalen Rats wollen sie auf jeden Fall festhalten. Und die übergroße Mehrheit der Synodalversammlung ist auch entschlossen, sich etwa über das Verbot von Segnungen homosexueller Paare hinwegzusetzen. Die Frage ist allerdings, ob sich dafür auch unter den Bischöfen eine Zwei-Drittel-Mehrheit findet. Nachdem der Papst in den vergangenen Monaten seinen Unmut deutlich gemacht hat, könnte eine ganze Reihe Bischöfe ängstlich einknicken. Dann würde der Synodale Weg mit einem Fiasko enden.

Und wenn die Reformen doch beschlossen werden, kann der Papst sie dann stoppen?

Der Papst kann sie verbieten, aber er kann andererseits kaum die Schweizer Garde in Deutschland einmarschieren lassen, wie es jüngst der Kirchenrechtler Thomas Schüller formulierte. "Rom erfährt zurzeit seine Ohnmacht", sagt Schüller der Deutschen Presse-Agentur. "Es treibt sie die Sorge um, dass von Deutschland aus ein Flächenbrand an Reformvorhaben in die Weltkirche ausgehen kann." Denn Deutschland ist beileibe nicht das einzige Land, in dem Katholiken Veränderungen herbeisehnen.