WWF

Gewässer-Studie: Bayern in Spitzengruppe


Von Redaktion idowa

Nur acht Prozent der Bäche und Flüsse "ökologisch intakt", ein Drittel der Grundwasservorkommen mit Nitrat und Quecksilber belastet, "praktisch alle Flüsse" zu Wasserstraßen ausgebaut: Der WWF hat den deutschen Gewässern ein mieses Zeugnis ausgestellt. Bayern ist allerdings im Hinblick auf die Gewässer-Qualität in der Spitzengruppe in Deutschland.

Der WWF stellt der Qualität der deutschen Gewässer ein mieses Zeugnis aus. "Der Zustand deutscher Gewässer ist flächendeckend prekär", teilte die Umweltschutzorganisation mit und mahnte die Umsetzung von EU-Vorgaben an.

So sei ein Drittel der Grundwasservorkommen in "schlechtem chemischem Zustand", insbesondere die Belastung mit Nitrat aus der Landwirtschaft und mit Quecksilber sei zu hoch. Außerdem seien "praktisch alle Flüsse" ausgebaut zu Wasserstraßen, weswegen nur acht Prozent der Bäche und Flüsse als "ökologisch intakt" bezeichnet werden könnten.

Große Unterschiede bei Bundesländern

Laut WWF gibt es große Unterschiede zwischen den Bundesländern. Bayern, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein bildeten zwar die Spitzengruppe, blieben aber dennoch "weit hinter den gesetzlichen Vorgaben der EU-Wasserrahmenrichtlinie zurück", hieß es. Besonders schlecht schnitten der Studie zufolge Berlin, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Sachsen ab. Hamburg und Bremen waren nicht Teil des Rankings. In Hamburg gebe es keine natürlichen Fließgewässer mehr, Bremen melde Daten nicht durchgängig, teilten die Umweltschützer mit.

In Bayern wurden für die Studie bei 880 Fließgewässern der ökologische Zustand und das ökologische Potenzial bewertet, darunter natürliche und veränderte Gewässer. Laut den Ergebnissen sind lediglich 15 Prozent der natürlichen Fließgewässer in gutem bis sehr gutem Zustand. Fast zehn Prozent sind dagegen in schlechtem Zustand. Bei den natürlichen Seen sieht es besser aus: Hier attestiert der WWF bei 70 Prozent einen guten oder sehr guten Zustand. Was das Grundwasser betrifft, so spricht der WWF von einem "mengemäßig guten Zustand" bei den allermeisten Grundwasservorkommen in Bayern.

WWF-Vorstand Christoph Heinrich forderte vor der am Mittwoch beginnenden Konferenz der Umweltminister von Bund und Ländern, "den Gewässerschutz endlich ernst" zu nehmen. "Es wurde zu lange weggesehen, wenn weite Teile der Industrie und des Agrarsektors auf Kosten unseres Wassers gewirtschaftet haben", kritisierte er. Notwendig seien mehr Geld und mehr Personal. Deutschland müsse sich dafür einsetzen, dass die Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinie im Rahmen der aktuell laufenden Überprüfung nicht aufgeweicht würden.

Die meisten Seen, Flüsse und Bäche in Deutschland sind in keinem ökologisch guten Zustand. Das beutetet nicht unbedingt, dass dort das Baden gefährlich wäre, sondern dass man dort nicht die Tiere und Pflanzen findet, die natürlicherweise dort leben sollten. Das Leitungswasser in Deutschland kann man bedenkenlos trinken. Laut Umweltbundesamt sind die häufigsten Gründe für einen schlechten Öko-Zustand Belastungen aus der Landwirtschaft sowie Begradigung, Verbauung oder Unterbrechung durch Wehre.