Finanzen

Girokonto nicht mehr kostenlos?


Das Girokonto für Jedermann ist oft teurer als gedacht. Vor allem Geringverdiener trifft es hart.

Das Girokonto für Jedermann ist oft teurer als gedacht. Vor allem Geringverdiener trifft es hart.

Von Christoph Aschenbrenner

Jeder Mensch in Deutschland hat das Recht auf ein Konto. Das sogenannte "Jedermannkonto" kann eröffnen, wer kein regelmäßiges Einkommen, eine negative Schufa oder Schulden hat. Was zunächst positiv klingt, hat meist einen faden Beigeschmack, denn viele Banken verlangen teils hohe Gebühren. Das betrifft diejenigen am meisten, die eigentlich von diesem Kontomodell profitieren sollen: die Geringverdiener.

Lange schienen vor allem Onlineanbieter die letzte Anlaufstelle für ein Gratis-Konto zu sein. Doch damit ist jetzt Schluss, zumindest bei der ING. Sie schafft als erste große Online-Direktbank das bedingungslos kostenlose Girokonto ab. Ab 1. Mai 2020 gelten zwei neue Bedingungen für Kunden der Online-Direktbank ING: Es müssen mehr als 700 Euro im Monat auf das Girokonto eingehen oder das Alter des Kontoinhabers unter 28 Jahren liegen, sonst wird eine Gebühr von 4,90 Euro monatlich fällig.

Aber wie sieht es bei den Filialen der Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken in der Straubinger Umgebung aus? Beispiel Raiffeisenbank Straubing: Hier gibt es Girokonten nur für Schüler, Studenten und junge Kunden bis 25 Jahre kostenlos. Ansonsten gibt es Konten ab 3,95 Euro im Monat, Onlinebanking und Filialservice inklusive, sagt Michael Schiessl, Leiter Privatkundenbank. Auch das kostenlose Geldabheben an rund 4.000 Automaten ist eingerechnet. Die Sparkasse erhebt 4 Euro monatlich für ein Standard-Basiskonto. Ein Girokonto speziell für Schüler, Azubis und Studenten ist bis zum Alter von 25 Jahren ebenso kostenlos. "Eine Gebührenentwicklung hängt stark mit der zukünftigen Zinsentwicklung zusammen", sagt Schiessl.

Eva Mang, Pressesprecherin des Sparkassenverbandes Bayern, bewertet die Niedrigzinspolitik als Ursache für die aktuelle Situation der Banken. Während das Geschäft mit Einlagen und Krediten wächst, sinken gleichzeitig die Erträge. Ist der Zinssatz beim Anlegen von Spareinlagen und dem Vergeben von Krediten jeweils gleich null, bleibe der Spielraum für einen Verdienst der Bank klein. "Früher war es leichter, Geld zu verdienen". Ebenso herausfordernd ist für Robert Elsberger, Pressesprecher der Sparkasse Niederbayern-Mitte, das veränderte Kundenverhalten. Banken seien da grundsätzlich unter Druck: "Das zeigt sich jetzt auch daran, dass die ING diesen - meines Erachtens - Irrweg verlässt."

Einen Vorteil gegenüber Onlinebanken sieht Elsberger im "umfassenden persönlichen und digitalen Service rund um die Kontoführung". Das rechtfertige die Kosten, schließlich sei ein Girokonto eine "hochwertige Dienstleistung". Schiessl sieht das ähnlich. Die Filiale vor Ort, an der "man sich Face-to-Face mit seinem Berater treffen kann", sieht er als gewichtigen Vorteil gegenüber der Online-Konkurrenz.