Coronavirus und die Auswirkungen

Klopapier: "Hamsterkäufe" völlig von der Rolle


Merkwürdiges Phänomen: mit der Ankunft des Coronavirus in Bayern hat auch der Ansturm auf Klopapier begonnen.

Merkwürdiges Phänomen: mit der Ankunft des Coronavirus in Bayern hat auch der Ansturm auf Klopapier begonnen.

Der Mensch ist bisweilen ein Herdentier. Zu beobachten ist das aktuell angesichts der "Hamsterkäufe" wegen des Coronavirus - auch in Bayern. Dabei ganz oben auf den Einkaufszetteln: Toilettenpapier. Das treibt mitunter seltsame Blüten. Leere Regale in den Supermärkten. Doch herrschen bereits Lieferengpässe und verdienen sich die Händler damit eine goldene Nase?

Verfolgt man derzeit das Kaufverhalten einiger Menschen, könnte man meinen, es herrscht Endzeitstimmung. Der Grund: das Coronavirus hat nun auch Bayern erreicht. Und damit hat jetzt auch das große Warenbunkern begonnen. Besonders gefragt: Nudeln, Desinfektionsmittel und auch Klopapier. Egal, ob 3- oder 4-lagig, den Händlern wird das Papier förmlich aus den Händen gerissen. Das bestätigt auch Bernd Ohlmann, Pressesprecher des Bayerischen Handelsverbandes, gegenüber idowa: "Aktuell ist die Nachfrage etwa 60 bis 70 Prozent über normal." Entgegen anderslautender Meinungen gebe es allerdings keine Lieferengpässe.

Doch warum ausgerechnet Toilettenpapier? Darauf hat auch Ohlmann keine adäquate Antwort. Er räumt aber ein: "Das abrupte Einsetzen der Nachfrage hat uns doch überrascht, besonders die Art der Artikel." Wirklich planbar sei dies im Vorfeld nicht gewesen, wenngleich man auf Bundesebene im ständigen Austausch sei. Die Nachfrage bestimmt aktuell das Angebot. Deshalb ist schnelles Handeln gefragt. "Wo sonst eine Lkw-Ladung ausreichend war, müssen jetzt zwei bis drei Lastwagen vollgepackt werden. Die Mitarbeiter können die Lkw teilweise gar nicht so schnell beladen", berichtet Ohlmann.

"Es sind keine normalen Zeiten"

"Leer", sehe es im Dm-Markt in Bärndorf bei Bogen derzeit aus, bestätigt eine Mitarbeiterin. Die Mitarbeiter müssten auf die nächste Lieferung warten. Doch sie sagt auch: "Engpässe sind nicht zu befürchten." Eine Nachfrage bei weiteren Märkten in der Region ergibt ein ähnliches Bild. In der Rewe-Filiale in Cham seien die Regale gestern "komplett leer" gewesen, wie ein Mitarbeiterin berichtet. Da in der Zwischenzeit aber noch eine Lieferung eingetroffen sei, sei nun wieder Ware erhältlich. Man rechne damit, dass es in den nächsten Tagen so weitergehe.

"Wir merken, dass einfach mehr gekauft wird", berichtet Marco Wolf vom Edeka-Markt in Vilsbiburg. Derzeit gebe es Leerstände, bis die nächste Lieferung eintreffe. Glücklicherweise würden im Laufes des Freitags noch zwei Lastwägen kommen, so der Marktleiter. Einen Engpass sehe er derzeit noch nicht, wobei er aber nicht wisse, wie es in den Lagern der Hersteller aussehe. Diese hingegen halten sich mit Aussagen bedeckt. Der Verkaufsleiter eines großen Toilettenpapierherstellers mit Standort in Bayern sagt gegenüber idowa: "Es sind keine normalen Zeiten." Man würde nicht damit rechnen, dass die Nachfrage in nächster Zeit sinke. Ob allerdings die Lager sich langsam leeren würden, das wollte man nicht verraten.

Wer jetzt aber denkt, durch den steigenden Klopapier-Absatz kann sich der Einzelhandel die Hände reiben, der ist falsch gewickelt. Der Sprecher des Handelsverbands: "Das, was jetzt mehr verdient wird, fehlt dann später wieder. Denn wer jetzt zehn Packungen Klopapier kauft, dürfte so schnell keines mehr brauchen."

Sonn- und Feiertagsfahrverbot für Lkw gelockert

Um jedoch gar nicht erst Lieferengpässe entstehen zu lassen, hat am Freitag auch das Bayerische Innenministerium reagiert. Demnach hat Bayerns Innenminister Joachim Herrmann kurzerhand das Sonn- und Feiertagsfahrverbot für Lkw ab 7,5 Tonnen für bestimmte Transporte gelockert. "Damit wollen wir sicherstellen, dass die Geschäfte auch durch Warentransporte an Sonn- und Feiertagen bestmöglich beliefert werden können", erklärt Herrmann. Hintergrund ist eben der gestiegene Bedarf an haltbaren Lebensmitteln und Hygieneartikeln in Zusammenhang mit dem Coronavirus. Die neue Regelung ist allerdings nur eine Ausnahmegenehmigung auf Zeit und gilt vorerst bis zum 30. Mai 2020.