Buchmesse in Frankfurt

Das empfehlen Buchhändler aus der Region


Die Buchmesse in Frankfurt wird am Mittwoch offiziell eröffnet. Hier werden bereits mithilfe eines Kranes Schiffscontainer zu einer begehbaren Installation gestapelt.

Die Buchmesse in Frankfurt wird am Mittwoch offiziell eröffnet. Hier werden bereits mithilfe eines Kranes Schiffscontainer zu einer begehbaren Installation gestapelt.

Von Redaktion idowa

An diesem Mittwoch öffnet die Frankfurter Buchmesse ihre Pforten. Bis zum 20 Oktober dreht sich in der Main-Metropole alles um die Welten zwischen zwei Buchdeckeln.

Gastland ist in diesem Jahr Norwegen - die Besucher können sich auf bekannte Autoren wie etwa Jo Nesbø, Maja Lunde oder Jørn Lier Horst freuen. Insgesamt werden mehr als 100 norwegische Schriftsteller vor Ort sein. Bei so viel Auswahl kann man schon leicht den Überblick verlieren. Wir haben deswegen bei Buchhandlungen aus der Region nachgefragt, welche Titel sie aktuell empfehlen.

Lesen Sie dazu auch unser Interview mit dem norwegischen Krimiautoren Jørn Lier Horst: "Um die großen Themen"

Bücher Pustet in Straubing: Von einsamen Seevögeln und digitalem Leben

"Die Einsamkeit der Seevögel" von Gohril Gabrielsen

Eine Frau reist mitten im Winter an den äußersten Zipfel Norwegens, um das Verhalten der Zugvögel zu untersuchen. Fern jeder Zivilisation möchte sie ein neues Leben beginnen. Doch warum verschiebt ihr Geliebter, der doch die Einsamkeit mit ihr teilen wollte, immer wieder seine Ankunft? Warum hört sie immer öfter so seltsame Geräusche? Dieser Roman, der von der Einsamkeit der nordischen Natur erfüllt ist, entfaltet gleichzeitig eine fesselnde Spannung. Ganz außergewöhnlich!

"Die Kunst des digitalen Lebens" von Rolf Dobelli

Unsere Zeit ist zu kostbar um sie mit Belanglosigkeiten zu verschwenden, meint Rolf Dobelli. Die tägliche Flut an unwichtigen und reißerischen News nimmt immer mehr zu und lenkt von den wirklich wichtigen Nachrichten ab. Dieses Buch möchte ein Bewusstsein dafür schaffen, dass die digitalen Medien nicht das eigene Leben manipulieren und diktieren dürfen. Vielmehr soll jeder wieder selbst Herr über seine Zeit und seine Meinung sein. Sehr lesenswert!

"Der Kastanienmann" von Søren Sveistrup

Am Anfang schenkt niemand dem kleinen Kastanienmännchen, das am Fundort der Leiche entdeckt wird, viel Beachtung. Bis darauf die Fingerabdrücke eines Mädchens gefunden werden, das vor einem Jahr verschwunden ist. Und bis auch am nächsten Tatort ein Kastanienmännchen gefunden wird... Ein durchdachter, spannender Plot, falsche Fährten und viele überraschende Wendungen lassen die Krimiherzen höher schlagen.

"Ghosting - Vom spurlosen Verschwinden des Menschen im digitalen Zeitalter" von Tina Soliman

Bewegend berichten "Ghosting"-Betroffene, wie das Schweigen auf sie wirkt, so als hätten sie es bei den Verschwundenen mit einem Geist zu tun gehabt. War der Andere überhaupt da? Blockieren in sozialen Netzwerken, Löschen von E-Mail-Adressen, Wechseln der Telefonnummer. Unser durchdigitalisierter Alltag erleichtert diese erschreckende Entwicklung. Mit viel Einfühlungsvermögen spürt Tina Soliman die Hintergründe auf, vor denen sich das Phänomen Ghosting abspielt.

Buchhandlung Rupprecht in Cham: Eine Welt ohne Farben und ein süßes Zombiemädchen

"Der Kinderflüsterer" von Alex North

Tom Kennedy möchte nur eins: Eine bessere Beziehung zu seinem kleinen Sohn Jake aufbauen, nachdem seine Frau plötzlich verstorben ist. Deshalb wagt er einen Neuanfang und zieht mit ihm in ein Haus in einer anderen Stadt. Er hofft, dass nun alles gut wird. Wie hätte er ahnen können, dass in dieser Stadt vor 20 Jahren "Der Kinderflüsterer" sein Unwesen trieb, kleine Jungen entführte und ermordete und kurz nach ihrer Ankunft, nach so langer Zeit, erneut ein Junge verschwindet? Aus verschiedenen Perspektiven erzählt Alex North in seinem Debütroman höchst spannend, wie sich die Ereignisse in der Stadt Featherbank zuspitzen und Angst und Schrecken verbreiten.

"Morgen wird der Himmel voller Farben sein" von Jean-Gabriel Causse

In diesem Roman wird der Zustand einer Welt ohne Farben beschrieben. Das Verschwinden der Farben beginnt quasi über Nacht, bis alles schließlich nur noch schwarz, weiß und grau ist. Dies hat Auswirkungen auf die Menschen: Alles stürzt ins Chaos. Geschäfte und Restaurants bleiben leer, weil die Menschen die Freude am Leben verlieren. Einzig und allein der Konsum von LSD schnellt in die Höhe. Arthur, dem das Glück bislang nicht gerade hold war, findet sich in dieser Welt wieder. Er versucht gemeinsam mit seiner Nachbarin Charlotte das Geheimnis des Verschwindens der Farben zu lüften. Das unterhaltsame Buch überzeugt mit einer wunderschönen Sprache und ganz nebenbei lernt man sehr viel über die Bedeutung und Wirkung von Farben.

"Mortina - Ein Mädchen voller Überraschungen" von Barbara Cantini

Vorhang auf für das süßeste Zombiemädchen aller Zeiten! Mortina lebt mit ihrer Tante in einem uralten Schloss. Das muss aber streng geheim bleiben, denn die beiden sind waschechte Zombies. Dabei hätte Mortina so gerne Freunde. Als Halloween näher rückt, kann sie es kaum erwarten: Unter den verkleideten Kindern wird sie gar nicht auffallen! Alle sind begeistert von ihrem Kostüm bis sie kurz nicht aufpasst und ihre Identität auffliegt. Ein toller Gruselspaß für kleine Hexen, Feen und Geister!

"Two can keep a secret" von Karen M. McManus

Der neue Roman von Karen McManus handelt von einem Mörder, der es auf die Homecoming Queens der örtlichen Highschool einer Kleinstadt abgesehen hat. In den letzten Jahrzenten wurden zwei amtierende Königinnen ermordet. Jetzt gerät auch die Protagonistin Ellery ins Fadenkreuz. Gemeinsam mit ihrem Bruder und zwei Freunden versucht sie den Täter zu überführen. Ein spannender Krimi für Jugendliche, der mit Vorurteilen aufräumt und die Leser ab der ersten Seite fesselt.

Empfehlungen der Buchhandlungen Hugendubel (Landshut) und Dombrowsky (Regensburg)

Es geht doch nichts über ein gutes Buch: Buchhandlungen aus der Region haben uns pünktlich zum Start der Frankfurter Buchmesse ihre Empfehlungen verraten. (Symbolbild)

Es geht doch nichts über ein gutes Buch: Buchhandlungen aus der Region haben uns pünktlich zum Start der Frankfurter Buchmesse ihre Empfehlungen verraten. (Symbolbild)

Hugendubel in Landshut: Drei Frauen, eine Göttin und ein Hummerleben

"Ein Hummerleben" von Erik Fosnes Hansen

Ein mondänes Hotel, hoch in den norwegischen Bergen, ein Junge, der es später erben soll, der Zahn der Zeit, der manchmal schneller nagt und nichts übrig lässt... "Wenn man, wie ich, beschlossen hat, seine Erinnerungen zu schreiben, dann ist es wichtig, auch über Erinnerungen zu verfügen." Fosnes Hansen hat sie im Überfluss und erzählt sie wunderbar ruhig und farbig!

"Circe" von Madeline Miller

Circe hat göttliche Eltern, Zauberkraft und einen schwierigen Charakter. Sie fühlt sich unter Menschen wohler als unter Göttern, was unvermeidlich zu einer Konfrontation führt... Modern, spannend und lebendig erzählt, rückt die Autorin Circe in das wohlverdiente Rampenlicht und zeigt, dass die griechische Mythologie weder verstaubt noch zu Ende erzählt ist. Im wahrsten Sinne: magisch!

"Harro & Libertas" von Norman Ohler

An die Widerstandsgruppe "Rote Kapelle" sollte nach Zerschlagung nichts mehr erinnern, so hatten es die Nationalsozialisten geplant: Verhaftung, Prozess und Hinrichtung in aller Stille. Doch wenn Sie diese Geschichte des Liebespaars Harro Schulze-Boysen und Libertas Haas-Heye gelesen haben, werden Sie diese Menschen nicht mehr vergessen. Norman Ohler erzählt sie zwischen Sachbuch und Roman und setzt deren Lebenshunger, Modernität und Wagemut ein schimmerndes Denkmal.

"Drei" von Dror Mishani

Drei starke Frauen, die jede auf ihrer eigenen, persönlichen Suche sind - und alle denselben Mann finden. Der israelische Krimiautor Dror Mishani hat einen Roman geschrieben - oder doch einen Krimi? Gibt es ein Verbrechen, und wenn ja, steht es überhaupt im Mittelpunkt der Handlung(en)? Warum lautet die Anweisung des Verlags: "Über dieses Buch darf man eigentlich nichts verraten."? Sprachlich virtuos und höchst kunstvoll aufgebaut, bietet "Drei" ein unvergleichliches Lesevergnügen!

Buchhandlung Dombrowsky in Regensburg: Von toten Kardinälen und lebendigen Träumen

"Die geheime Mission des Kardinals" von Rafik Schami

Wenn man über Rafik Schami spricht, geht ein Raunen durch die Kennergemeinde. Schami, der in den 80er Jahren von Syrien nach Deutschland floh (vor Assads Vater, der ein ähnliches Unrechtsregime anführte wie sein Sohn), hat sich in Deutschland einen Namen gemacht, weil er Jahr für Jahr auf Tourneen durch das ganze Land seine Bücher erzählt. Ja: erzählt! Im Gegensatz zu den klassischen Lesungen pflegt er die orientalische Art des Erzählens. Und damit verzaubert er Jung und Alt. In Regensburg ist er seit den 90er Jahren regelmäßig Gast der Buchhandlung Dombrowsky, die immer größere Säle anmieten muss, um die Nachfrage zu befriedigen. In seinem neuen Roman erzählt er von einem italienischen Kardinal, einer geheimen Mission und einem Mord in Damaskus. Noch herrscht Friede in Syrien. Die italienische Botschaft in Damaskus bekommt 2010 ein Fass mit Olivenöl angeliefert, darin die Leiche eines Kardinals. Kommissar Barudi will das Verbrechen aufklären; Mancini, ein Kollege aus Rom, unterstützt ihn und wird sein Freund. Auf welcher geheimen Mission war der Kardinal unterwegs? Wie stand er zu dem berühmten Bergheiligen, einem Muslim, der sich auf das Vorbild Jesu beruft? Bei ihrer Ermittlung fallen die beiden Kommissare in die Hände bewaffneter Islamisten. Rafik Schamis neuer Roman erzählt von Glaube und Liebe, Aberglaube und Mord und führt uns tief in die Konflikte der syrischen Gesellschaft und in das berufliche Schicksal und die Liebe eines aufrechten Kommissars. Rafik Schami erzählt am Donnerstag, 28. November ab 20 Uhr im Regensburger Velodrom selbst aus seinem neuen Roman.

"Die Glocke im See" von Lars Mytting

Das Guldbrandsdalen in Norwegen ist ein kleines, abgeschiedenes Tal. Die Handlung des Romans beginnt am Ende des 19. Jahrhunderts. Astrid wächst in beengten Verhältnissen heran: Ein Leben mit viel Arbeit, Kinderkriegen und einem Tod in jungen Jahren wartet auf sie. Doch ihr Freiheits- und Entdeckerdrang verlangt mehr vom Leben. Sie sehnt sich nach einem Leben mit dem jungen Pastor. Der wird von seinen Kirchenoberen beauftragt, die alte Stabkirche am Ort abzureißen und eine neue, wesentlich größere an dieselbe Stelle zu bauen. Parallel wird die Geschichte eines jungen Architekturstudenten aus Dresden erzählt. In Mitteleuropa hat sich herumgesprochen, dass Norwegen reihenweise die alten Stabkirchen abreißen lässt - Kirchen, die wegen ihrer eigenwilligen Bauweise, ihrer Kunstschätze einen bedeutenden Anteil an der Kunst- und Gesellschaftsgeschichte des Landes haben. Er bekommt von der Kunstakademie den Auftrag, die Kirche in Guldbrandsdalen zu dokumentieren, die Einzelteile zu kennzeichnen und den Rückbau zu organisieren und zu begleiten. Bei seinem Aufenthalt lernt er die junge Astrid kennen. Die ist völlig hingerissen von seiner Weltoffenheit, seiner Modernität, seiner Eleganz. Sie kann und muss sich entscheiden zwischen dem einen Mann, der Heimat und Tradition verkörpert, und dem anderen, der ihre Neugierde nach der Welt vertritt. Ein großartiger Roman, der uns in die Lebenswelt des nordischen Volkes mit seinen Mythen und seiner Melancholie entführt. Lars Mytting wird seinen Roman, den ersten Teil einer Trilogie, am Mittwoch, 16. Oktober um 20 Uhr in der Regensburger Buchhandlung Dombrowsky vorstellen. Moderation und Übersetzung: Helga Nusser. Lesung der deutschen Passagen: Ulrich Dombrowsky

"Der Sommer meiner Mutter" von Ulrich Woelk

1969: Der Sommer der Mondlandung, der Studentenproteste, der freien Liebe, der Protestsongs, des Vietnamkriegs. Der elfjährige Tobi lebt mit seinem Vater (Ingenieur) und seiner Mutter (Hausfrau) als typische, arrivierte 60er Jahre Familie in ihrem Einfamilienhaus mit Doppelgarage. Alles könnte gut sein, wären nicht die zunehmend lauter werdenden Gespräche zwischen seinen Eltern, den Tobi entnehmen kann, dass es um deren Beziehung nicht zum Besten steht. Da ist es eine willkommene Abwechslung, dass in der Nachbarschaft eine junge Familie einzieht, die frischen Wind ins Leben von Tobis Familie bringt. Die Intellektuellen, die sich auch als "Kommunisten" bezeichnen, beginnen sich allmählich mit Tobis Eltern anzufreunden und ihre zwölfjährige Tochter wird für Tobi mehr als nur eine Spielkameradin: Die Frühpubertierende interessiert sich nicht nur für Politik sondern auch für ihre früherwachte Sexualität. Sehr zart und behutsam lässt sie Tobi an ihren Entdeckungen teilhaben, was den noch sehr kindlichen Jungen gleichzeitig verwirrt aber auch sehr fasziniert und mitreißt. Tobi ist - wie sein technikaffiner Vater - sehr rational. Beide sind begeistert vom Apolloprogramm und fiebern dem großen Ereignis des Sommers entgegen: der Mondlandung. Als es endlich so weit ist, wird im großen Familienkreis und mit den neuen Nachbarn ferngesehen - zum ersten Mal in Farbe! Doch Rosa ist eifersüchtig auf Tobis Interesse - sie hat anderes mit ihm vor. So trifft es sich für sie gut, dass die beiden "Kinder" bei Leinhards übernachten, wo Tobi eigentlich im Gästezimmer schlafen soll. Doch Rosa holt ihn in ihr Bett und Tobi erlebt zum ersten Mal die Sexualität mit einem Mädchen. Da Rosa aber offenbar größere Erwartungen in ihn gesetzt hatte, lässt sie Tobi ihre Enttäuschung spüren, sodass dieser frustriert noch in der Nacht nachhause geht. Dort ertappt er seine Mutter beim Liebesspiel mit Rosas Mutter. In seinem Schock zieht er sich in sein Zimmer zurück . Die Affäre fliegt auf, Tobis Vater zieht Hals über Kopf aus. Das Drama beginnt.

"Miroloi" von Karen Köhler

Eine Insel im Mittelmeer, hermetisch abgeriegelt: Keiner kommt von dort weg, keiner darf dorthin. Die Bewohner der Insel werden von einem System patriarchalischer Diktatur unterdrückt. Obwohl die Atmosphäre eher archaisch geschildert wird, spielt der Roman in der jüngeren Vergangenheit. Nur die Männer sind des Lesens und Schreibens mächtig - die Frauen werden dumm gehalten. Alina ist als Findelkind auf die Insel gekommen und wird als "Ausländerin" somit abgelehnt: Die alten Frauen im Ort verdammen sie, die Kinder hetzen sie. Ihr Fluchtversuch als Kind wurde schwer bestraft; seitdem humpelt sie. Alinas einzige Überlebenschance: der Betvater, Oberhaupt der Inselreligion. Er nimmt sie in sein Bethaus auf, zieht sie groß und sorgt für ihre Sicherheit. Später bringt er ihr sogar Lesen und Schreiben bei, womit er sein eigenes Leben gefährdet. Das Besondere an Karen Köhlers Buch ist die Stimmung, die sie erzeugt. Auf magische Weise wird man in die Handlung hineingezogen. Eine Heldinnenreise, wie man sie sonst aus der alten Mythologie kennt. Ganz großes Kopfkino!