Brokkoli-Nudeln zum Coup

Zverev vor der riesigen Hürde Nadal


Alexander Zverev jubelt nach seinem Sieg.

Alexander Zverev jubelt nach seinem Sieg.

Von sid

Als Alexander Zverev nach seinem spektakulären Halbfinal-Einzug in Paris längst seine chinesischen Brokkoli-Nudeln verputzt hatte, saß Rafael Nadal in einer dieser "unvergesslichen Nächte" noch immer in den Katakomben des Court Philippe Chatrier. Um zwei Uhr am frühen Mittwochmorgen sinnierte der Grand-Slam-Rekordsieger zunächst über sein nahendes Karriereende, um dann den Blick wild entschlossen auf den bevorstehenden Kracher gegen die deutsche Nummer eins zu richten.

"Ich weiß nicht, was nach diesem Turnier passiert", sagte der körperlich schwer angeschlagene Spanier, der noch einmal, ein vielleicht letztes Mal in Paris Geschichte schreiben will - was er mit dem 6:2, 4:6, 6:2, 7:6 (7:4) gegen den Weltranglistenersten und Titelverteidiger Novak Djokovic eindrucksvoll unterstrich. "Ich genieße diesen sehr emotionalen Moment für mich und werde alles dafür tun, bereit zu sein im Halbfinale", sagte Nadal.

Nadals Arzt ist stets an dessen Seite

Der 35-Jährige hat seinen Arzt in der französischen Hauptstadt ganz eng an der Seite, um die permanenten und schwerwiegenden Fußprobleme irgendwie in den Griff zu kriegen - und Zverev hat vor dem Duell am Freitag ganz genau mitbekommen, dass dies seinem Gegner zumindest für die Dauer der Matches auch gelingt. Der deutsche Topspieler, der im Falle seines ersten Majortriumphes in Paris die neue Nummer eins der Welt wäre und jetzt schon am 13. Juni mit Rang zwei seine Bestplatzierung erreichen wird, braucht nach dem 6:4, 6:4, 4:6, 7:6 (9:7) gegen Wunderkind Carlos Alcaraz einen weiteren grandiosen Auftritt.

Paris ist die ganz große Chance für den 25 Jahre alten Hamburger, der 2020 bei den US Open schon einmal so nah dran war am finalen Coup. Der nach seinem Olympiasieg von Tokio in dieser Saison so sehr strauchelte, zeitweise neben sich stand. Und entsprechend bei kaum einem Experten den Weg auf den Favoritenzettel fand. "Das Beste, was Zverev passieren konnte, war Alcaraz", sagte Eurosport-Experte John McEnroe: "Niemand hat bei diesem Turnier von Sascha gesprochen."

Zverev fühlt sich bereit zu attackieren

Doch das ist nun vorbei, und Zverev fühlt sich bereit, zu attackieren. "Von der Spielqualität her" habe er gegen Alcaraz seine womöglich beste Leistung überhaupt bei einem Grand-Slam-Turnier gezeigt, sagte Zverev, der aber noch etwas draufpacken will - um am Ende tatsächlich als erster Deutscher seit Boris Becker 1996 in Melbourne eine Grand-Slam-Trophäe im Herreneinzel in den Händen zu halten.

Körperlich wird Zverev auf den Punkt wieder bei einhundert Prozent sein, die Physis des Weltranglistendritten ist beeindruckend. Aber er braucht auch eine erneute mentale Glanzleistung wie gegen Alcaraz, als Zverevs Körpersprache, seine Präsenz beeindruckten und in die gesamte Arena ausstrahlten. "Ich konnte nicht viele Emotionen zeigen, weil das müde macht", sagte er: "Das raubt dir die Energie."

Brokkoli-Nudeln als Sieges-Ritual

Diese gilt es nun erstmal an den zwei freien Tagen wieder aufzubauen mit der immer gleichen Routine. Also gab es nach dem Statement-Sieg gegen Alcaraz das gleiche Essen wie nach jedem vorherigen Erfolg in Paris. Auch wenn es langsam eintönig wird - nach dem Match gegen Nadal möchte Zverev wieder seine Brokkoli-Nudeln auf dem Teller haben.