Auslandsbericht

Zwei Sprachen, viele Kulturen: Johanna Greil war acht Monate in Montréal


Jeden Sonntag treffen sich die Menschen in Montréal am Fuße des Mont Royals zum "Tam Tam". Sie musizieren, jammen, grillen und sonnen sich gemeinsam.

Jeden Sonntag treffen sich die Menschen in Montréal am Fuße des Mont Royals zum "Tam Tam". Sie musizieren, jammen, grillen und sonnen sich gemeinsam.

Von Redaktion idowa

Montréal, Kanadas zweitgrößte Stadt, liegt in Québec, der französischen Provinz Kanadas. Die Stadt, ist etwas unbekannter als ihre beiden Kolleginnen Toronto und Vancouver. Das Besondere in Montréal ist die unvergleichliche Multikulturalität, das bunte Miteinander, die ethnische Vielfalt und die vielen Gegensätze, die so harmonisch miteinander verschmelzen.

Das Auffälligste ist die Zweisprachigkeit in der Stadt: Englisch und Französisch sind zu gleichen Teilen vertreten. Zwar ist Kanada selbst überwiegend englischsprachig, doch die Landes- und Amtssprache des Bundesstaates Québec ist Französisch - eigentlich québecois, wie der starke Dialekt bezeichnet wird.

Montréal ist die größte französisch sprechende Gemeinde außerhalb Frankreichs. Die Stadt beherbergt einen interessanten Mix aus englischer und französischer Kultur. Je nach Stadtteil wird eher Englisch oder Französisch gesprochen. Die Bewohner Montréals bringen Einflüsse aus allen Kulturen der Welt mit sich. Das zeigt sich in lebhaften Vierteln wie Chinatown, Little Italy oder dem Plateau Mont-Royal. Letzteres beherbergt eine Unmenge an individuellen und liebevoll gestalteten Bars und Cafés und ist vor allem ein von Studenten gern besuchter Stadtteil. Vor allem die zahlreichen Mikrobrauereien, die selbstgebrautes Bier in allen erdenklichen Variationen anbieten, sind immer einen Besuch wert.

Immer etwas geboten

Zu welcher Jahreszeit lohnt es sich, die Stadt zu besuchen? Jede! Sowohl im Winter, als auch im Sommer steppt dort der Bär. Auch die minus 30 Grad im Winter können die Bewohner Montréals nicht abschrecken. Inmitten von Schneebergen sprießen Eislaufflächen aus dem Boden, die ganze Stadt packt die Schlittschuhe aus und spielt eine Runde Freiluft-Hockey. Auch der Berg Mont Royal in der Stadtmitte wird zum Zentrum für Wintersport. Es gibt neben Ski- und Snowboardpisten kilometerlange Langlaufrouten, einen riesigen See zum Schlittschuhlaufen und Eishockeyspielen, Schlittenberge und Routen zum Schneewandern.

Für alle, die nur kurz auf die Skier steigen wollen, ist der Mont Royal optimal. Aufgrund der eisigen Temperaturen, die von November bis März andauern können, gibt es in Montréal eine pfiffige Einrichtung: ein über 32 Kilometer langes, komplett unterirdisches Einkaufszentrum: das "Montréal souterrain". Die Bewohner der Stadt müssen nicht einmal ihre Häuser oder Hotels verlassen, um dorthin zu gelangen. Fast alle Wohn- und Bürogebäude der Innenstadt, verschiedene Bahnhöfe, Restaurants, Kinos, Veranstaltungshallen und zwei Universitäten sind mit der Einkaufsstadt unter der Erde verbunden. Im Klartext heißt das, dass man seinen täglichen Geschäften und Einkäufen nachkommen kann, ohne an die kalte Luft zu müssen.

Damit die Bevölkerung in dieser langen Winterzeit nicht die Laune verliert, gibt es ab Ende Januar ein Winterfestival nach dem anderen. Der Winter ist hier eine aufregende und wunderschöne Zeit, außer wenn man mal wieder das Auto aus einem riesigen Schneehaufen ausgraben muss.

Statt Frühling folgt in Montréal der Sommer fast ohne Übergang auf den Winter. Das, was die Bewohner zuvor an Minusgraden aushalten mussten, können sie jetzt beinahe in Plusgraden genießen. Die Temperaturen beginnen mit schlagartigen 25 Grad im Mai und klettern dann den Sommer über weiter hinauf. Ein Highlight sind dann die sonntäglichen "Tam Tams" am Fuße des Mont Royals. Hier trifft sich jede Woche die halbe Stadt zum Musizieren, Jammen, Grillen und Sonnenbaden. Die mittelalterlichen Schwertkämpfe, die kleinen Straßenmärkte, auf denen Schmuck und Kleidung angeboten werden, und die unterschiedlichen Musikszenen sind ein besonderes Spektakel.
Die Stadt der Festivals

Über das ganze Jahr verteilt gibt es in Montréal übrigens über 130 Festivals. Eines der ersten Festivals im neuen Jahr ist das "Fête des neiges", welches auf der kleinen Insel vor Montréal gefeiert wird. Neben verschiedensten Schneeaktivitäten wie Huskyschlittenfahren, Rodeln mit riesigen Reifen oder Eishockey bietet das Festival auch musikalische Unterhaltung mit vielen Bands und kulinarische Leckereien, wie die beliebten Tire d'erable - Lutscher aus Ahornsirup. Sie werden einfach in den Schnee gegossen und dadurch geformt.

Eines der beliebtesten und auch über die Grenzen Kanadas bekanntes Festival ist das "Montréal Jazz Festival" im Juni und Juli. Beim "Mural Festival" kommen internationale Künstler, um diverse Gebäudefassaden mit kreativen und schönen Kunstwerken zu bemalen, bepinseln und besprayen. Den Künstlern kann man während ihrer Arbeit auch über die Schulter schauen. Ein weiteres erwähnenswertes Festival ist das "Festival International Nuits d'Afrique de Montréal". Hier präsentieren mehrere hundert Artisten aus über 30 Ländern Musik aus Afrika und Lateinamerika. Beim "Just For Laughs Festival" steht Humor und Comedy auf dem Programm. Bei der "Nuit Blanche à Montréal" öffnen sämtliche Museen, Kunstausstellungen und Konzerthallen ihre Türen für Nachtschwärmer.

Johanna Greil ist 23 Jahre alt und kommt aus Geisenhausen.

Johanna Greil ist 23 Jahre alt und kommt aus Geisenhausen.