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Ich muss nicht nur Porsche fahren


Walter Röhrl (links) und Päpp-Reporter Dominik Fischer (18) während des Interviews. Dominik wurde sehr freundlich empfangen und bewirtet.

Walter Röhrl (links) und Päpp-Reporter Dominik Fischer (18) während des Interviews. Dominik wurde sehr freundlich empfangen und bewirtet.

Von Dominik Fischer

Montags, kurz vor sechs Uhr abends. Ich stehe in Sankt Englmar, vor dem Haus von Walter Röhrl. Nach kurzem Läuten bleibt es still. Niemand zuhause. Ich beschließe, zu warten. Kurze Zeit später fährt Walter Röhrls Frau Monika vor. Sie teilt mir mit, dass ihr Mann noch mit dem Fahrrad unterwegs sei und sich den Berg von Neukirchen nach St. Englmar hochquält. Sie habe ihm zwar angeboten, mit ihr im Auto weiterzufahren, aber der Allroundsportler winkte ab. Nachdem mir Frau Röhrl die Wartezeit mit Fachzeitschriften und einem Glas Wasser versüßte, kam Walter Röhrl auch schon zur Tür herein. Wir konnten sofort loslegen.


Was halten Sie vom Führerschein ab 17 Jahren, also dem begleiteten Fahren?
Finde ich unheimlich gut. Denn in diesem Jahr, in dem der Fahranfänger ständig unter Beobachtung steht, kann er schon viel Erfahrung sammeln. Die Gefahr, dass er irgendwo zu schnell fährt, ist dann geringer.

Ist die aktuelle Ausbildung für den Auto-Führerschein ausreichend?
Die Grundausbildung ist in Ordnung. Man müsste es nur so machen, wie in anderen europäischen Ländern. Zum Beispiel Österreich. Dort müssen die Führerscheinneulinge innerhalb einer bestimmten Frist ein Fahrsicherheitstraining absolvieren. Ein solches Training in der Ausbildung würde den Schüler jedoch überfordern, da er dort mit vielen anderen Dingen beschäftigt ist. Erst nach einiger Fahrpraxis sollte man ihn bewusst Gefahrensituationen üben lassen. Bei vielen ist nämlich das erste Mal in einer Notlage auch das letzte Mal.

Welchen Tipp geben Sie Fahranfängern mit in die motorisierte Zukunft?
Langsam von unten nach oben, denn als Fahranfänger hat man ja keinerlei Erfahrung. Erst mit einem Fahrsicherheitstraining kann der Neuling das nötige Wissen sammeln. Grundlegend ist das Bewusstsein, dass bei verschiedenen Straßenverhältnissen das Auto anders reagiert. Und auch wenn man am Anfang viel Geld hat, sollte man sich kein schnelles Auto kaufen. Und ganz wichtig: Entweder trinke ich, oder ich fahre!

Viele junge Fahrer träumen vom Rallyesport. Was sind die Vorraussetzungen, damit ich diesen betreiben kann?
Wenn man böse sein will: Geld! Jedenfalls muss man früh anfangen, man sollte auch seine Eltern hinter sich stehen haben. Wenn möglich sollte man einen Marken-Cup fahren. Zum Beispiel den Suzuki-Cup. Natürlich braucht der Fahrer auch ein Gefühl für das Auto und vor allem genügend Selbstbeherrschung. Denn bei dem Sport kommen die unerfahrenen Fahrer schnell in einen Geschwindigkeitsrausch. Man sollte auch Bewegungsgefühl und ein Gespür für Linie besitzen. Der Skisport ist dafür eine gute Vorraussetzung. Außerdem braucht der Fahrer auch eine nationale Lizenz, die jeder Führerscheinbesitzer ohne Punkte in Flensburg beantragen kann.

CO2-Ausstoß und Klimaerwärmung sind in aller Munde. Wie verhält sich der Motorsport zum Umweltschutz?
Durch den Motorsport hat sich in den vergangenen 20 Jahren viel entwickelt. Denn der Motorsport wirkt wie ein Zeitraffer für die Entwicklung neuer technischer Raffinessen. 1993 gab es zum Beispiel eine Deutsche Meisterschaft mit Verbrauchslimitierung. Dort durfte jedes Auto nur 40 Liter verbrauchen. In nur fünf Monaten Entwicklungszeit hat man dieses Reglement erfüllt. In der normalen Forschung hätte dieser Fortschritt mehrere Jahre gedauert. Techniken wie Direkteinspritzung oder Turbolader sind aus dem Motorsport gekommen. Durch die im Motorsport verwendeten Materialien sind die Autos auch viel leichter geworden. Dadurch ergibt sich weniger Verbrauch, also mehr Umweltschutz.

Zum Ausklang
Nach den wichtigsten Fragen haben wir noch ein wenig gefachsimpelt. Walter Röhrl konnte mir all meine Fragen beantworten. Zum Abschied und wegen der schönen Erinnerung ließ ich ihn noch mein Auto signieren. Dann wünschte er mir noch einen guten Nachhauseweg. Die Unterhaltung hat viel Spaß und Lust auf mehr Autofahren gemacht, aber mit Köpfchen!

Hier gibt es mehr Informationen zu Walter Röhrl und zu seinen Erfolgen .

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Nach dem Interview signierte Walter Röhrl noch Dominiks Auto, einen 25 Jahre alten Porsche.

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Mit diesen Autos (Auswahl) raste Walter Röhrl um die Kurven.

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Mit diesen Autos (Auswahl) raste Walter Röhrl um die Kurven.