[Frei]schreiben!

"Host du moi a Feia?


Von Redaktion idowa

Im Juli ist der Mensch gern faul. Also noch fauler als sonst- außer freilich die menschlichen Leistungsfanatiker. Man kann wie ein Irrer suchen, und findet: nichts. Wahrscheinlich haben sich auch in der Vergangenheit die Menschen, Pöbel wie Herrscher, in den Biergarten gehockt und dem Radi beim Weinen zugeschaut. Und ja, auch ich bin faul. In der Schwüle vor einem Wahllokal denke ich doch an ein Thema, das mir eh vor dem Rüssel pappt: Rauchen. Oder besser: Die Geschichte des Rauchens.

Wie immer stellen wir die Frage: Wer hat's erfunden? Im Gegensatz zu penetranter Werbung und absurden Kontoverbrechen erfanden's nicht die Schweizer, sondern die Altamerikaner. Die haben ihre Pfeifchen damals freilich nicht zum Bier geraucht. Ihnen ging es um Riten. Gut, dem Schorsch am Stammtisch geht es schon auch um einen Ritus, während dessen Verlauf immer mehr die Nase zum Glas geführt wird, statt umkehrt. Aber göttlich ist das nicht. Die ältesten Darstellungen von Rauchern (600 - 500 v. Chr.) zeigen Maya-Priester, die ein heiliges Feuer entzündeten und den Rauch inhalierten. Schließlich entdeckte der Eierbezwinger Kolumbus Amerika, der mit Einheimischen auf der heutigen Insel Kuba einen durchzog.

Ab 1497 wusste man im lavendelrauchenden Europa auch von der Pflanze Tabak und bald schiffte man sie fleißig ein. Die Europäer sogen den Rauch aber durch die Nase ein. Eine frühe Form des Schnupfens, nehme ich an. Im 17. Jahrhundert stand die erste Gesundheitslatsche auf der Matte: Zar Michail Romanow. Und der kam nicht mit Pillepalle an, wie: "Rauch hier drin, und du fliegst raus", sondern der verbannte die üblen rauchumwölkten Schurken, exkommunizierte sie und ließ sie sogar hinrichten. Ob sie damals Henker herumgeschickt haben, die Schilder trugen mit: "Rauchen kann tödlich sein!"? In anderen Ländern behalf man sich auf die übliche Weise und führte die Tabaksteuer ein. Erst im 19. Jahrhundert stiegen die Raucher wieder die Rangleiter hinauf. Zigaretten waren Sinnbild für gesellschaftlichen Rang, Gelassenheit, Überlegenheit.

Rauchen, oder nicht rauchen, das ist also schon länger DIE Frage. Ich bin dahingehend derweil nicht ansprechbar, wegen Biergartenbedürfnis. Und dort kann eh jeder machen was er will. Dampfen oder Dampfplaudern, nicht rauchen oder Nikotinschwenken. Die letzte Instanz der persönlichen Sinnes-Freiheit quasi.