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Geheimnisse um Sir Charlie


Andrea Limmer ist der Vergangenheit auf der Spur.

Andrea Limmer ist der Vergangenheit auf der Spur.

Von Redaktion idowa

Seit einiger Zeit, gefühlten 50 Jahren, ist es ja modern, sich auf Fotos mit Entenschnute zu präsentieren. Soll sexy sein - oder im besten Fall: lustig. Die gemeine Ente inspirierte den gemeinen Menschen jedoch nicht nur hinsichtlich der Mimik. Im letzten Jahrhundert imitierte ein Mensch den watschelnden Gang der possierlichen Viecherl und wurde unter anderem damit zum Star. Dieser Mensch hieß Charles Spencer Chaplin alias Charlie Chaplin alias Sir Chaplin.

Chaplin war der zweite Sohn der beiden Schauspieler Charles und Hannah Chaplin, geboren in London, am 16. April 1889 - wahrscheinlich. Er selbst machte diese Angaben, amtliche Aufzeichnungen fand man nie. Der März-Warp beschäftigt sich allerdings nicht mit Chaplin, weil man neue Beweise fand, dass er im März geboren worden war, sondern weil die Queen ihn am 4. März 1975 zum Ritter schlug und er als KBE1 sein Sir vor den Namen bekam. Und darauf hatte der weltberühmte Komiker über 20 Jahre warten müssen. Laut einem "Spiegel"-Artikel von 2002 ("Charlie Chaplin zu frivol für den Ritterschlag") tauchten damals Geheimpapiere auf, die besagen, dass man 1956 zum ersten Mal erwog, Chaplin zu adeln. Doch da hatte jemand was dagegen: das britische Außenministerium in Amerika.

Denn Mr. Chaplin besprengte sich nicht mit dem Stallgeruch der damaligen Gesellschaft, in moralischer (zwei Ehen mit 16-jährigen Mädchen plus Vaterschaftsklage) und obendrein politischer Hinsicht, denn "er war in der McCarthy-Ära auf die schwarze Liste geraten, auf der missgünstige Menschen mit 'kommunistischen Neigungen' geführt wurden" ("Spiegel", s.o.). In den Geheimpapieren steht, dass das Außenministerium befürchtete, dass die Adelung Chaplins in Amerika Protest auslösen würde. Die "Deutsche Welle" zitiert einen Beamten dieses Ministeriums (1956): "Während die Königin eventuell bereit sein könnte, über die politischen Einwände gegen Herrn Chaplin hinwegzusehen, bezweifle ich sehr, dass sie die moralischen Vorwürfe ignorieren könnte, weil diese sowohl die britische wie die amerikanische Öffentlichkeit beunruhigen."

Trotz Tragödien humorvoll
Falls Chaplin vom Zaudern der Zeremonienmeister wusste, nahm er dies bestimmt humorvoll. Er erlitt in seinem Leben viel ernstere Tragödien, wie die Alkoholsucht und den frühen Tod seines Vaters (1901, Leberzirrhose), die kranke Psyche und dauernden Klinikaufenthalte seiner Mutter, die 1928 in Kalifornien starb, und die unzähligen Tage und Nächte als Kind in Armenhäusern.

Doch es fließt mit der Zeit viel Wasser die Donau hinunter und 1972, unser bekritelter Schauspieler lebte inzwischen in der Schweiz, erwog man erneut den Ritterschlag. Dieses Mal ernsthaft. Seine Verdienste um die Kunst wogen offenbar schwerer als seinen unpopulären Lebensstil. Und 1975 war es dann soweit: Chaplin ward zum Sir. Diesen Titel trug er noch zwei Jahre lang bewusst; Sir Charles Spencer Chaplin starb am 25. Dezember 1977 in Vevey, Schweiz.