Ein Leben ohne Elektrizität, Handy oder Laptop? Das ist in der heutigen Zeit kaum vorstellbar. Doch in Lancester County in Pennsylvania (USA) leben Menschen mit einem anderen Konsumverhalten: die Amischen.

Die Amischen sind eine Glaubensgemeinschaft, die sich aus den Mennoniten, einer anderen Glaubensgemeinschaft, entwickelt hat. Im 17. Jahrhundert spalteten sich die Amischen von den Mennoniten ab. Ein großer Teil der Amischen lebte im Elsass. Aus religiösen Gründen floh die Gemeinschaft in deutsche Gebiete, wo sie bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts lebte. Dann wanderte ein großer Teil nach Pennsylvania in Nordamerika aus.

Zu unserer Kultur gibt es viele Unterschiede. Zum Beispiel verläuft die Schulausbildung anders. Die Kinder gehen nur bis in zur achten Klasse in die Schule. Alle sind in einem Klassenzimmer untergebracht. Es gibt nur vier Schulfächer: Lesen, Rechnen, Schreiben und Englisch. Zu Hause sprechen die Amischen aber noch Deutsch. Die Lehrkräfte sind dabei nur Frauen. Die Amischen sind der Meinung, dass Männer zu viel reden. Und das Wichtigste: Die Lehrerin muss unverheiratet sein und vor allem getauft.

Das Unglaublichste für mich aber war die Elektrizität. Denn: Die Amischen benutzen sie nicht. Unter einer elektrischen Nähmaschine hängt eine Autobatterie und beim Bügeleisen wird einfach das Kabel abgeschnitten und eine Batterie angehängt. Bei der Toilette wird das Wasser über eine Quelle reingepumpt.

Weiß wird getragen als Farbe der Unschuld

Mode ist bei den Amischen kein Thema. Während wir uns täglich den Kopf darüber zerbrechen, was wir anziehen sollen, machen es die Amischen ganz anders. Ihr Ziel ist es, schlicht auszusehen und nicht aufzufallen. Die Mädchen und Frauen haben je nach Anlass ein bestimmtes Kleid. Ein Mädchen muss beispielsweise ab dem Tag, an dem sie laufen kann, bis zu ihrer Hochzeit eine weiße Schürze tragen. Nach der Taufe tragen die Mädchen auch eine weiße Haube. Das Weiß steht für die Unschuld. Da sie schlicht aussehen wollen, ist auch Schmuck nicht erlaubt. Übrigens zählen für die Amischen auch Knöpfe zu Schmuck, sie sind also tabu. Die Kleider sind mit Stecknadeln zusammengesteckt. Ab zehn Jahren lernen die Mädchen nähen, ob sie wollen oder nicht. Aber die Frauen shoppen auch bei "Victoria's Secret". Denn schöne Unterwäsche ist erlaubt, solange sie bedeckt ist. Die Männer tragen das ganze Jahr über einen Hut. Im Sommer und bei der Arbeit einen Strohhut und im Winter und in der Kirche einen schwarzen Hut. Die Männer dürfen übrigens Knöpfe benutzen, aber keine Reißverschlüsse oder Gürtel. Dafür haben sie Hosenträger, die nur mit Knöpfen befestigt werden dürfen, nicht mit einem Clip.

Nicht erwischen lassen beim Autofahren

Die Amischen dürfen auch nicht Auto fahren oder auf einem Fahrrad sitzen. Sie sollten immer mindestens einen Fuß auf dem Boden haben. Nur die Hilfsfeuerwehr darf sich auf ein Fahrrad setzen. Aber wenn der Bischof einen Amischen am Lenkrad eines Autos erwischt, so wird diese Person geächtet. Das bedeutet, die Familie darf sich mit der geächteten Person nicht mehr treffen, mit ihr reden oder mit ihr an einem Tisch sitzen. Das passiert übrigens auch bei einem Ehebruch.

Die Amischen sind - obwohl es mein erster Eindruck war - alles andere als arm. Sie sind zwar sparsam, haben aber viel Geld durch die viele Arbeit. Denn sie geben, was sie geben können. Sie pflegen engen Kontakt zu ihrer Nachbarschaft - auch zu Nicht-Amischen - und halten die Familie im Mittelpunkt. Sie können frei entscheiden, wann sie sich taufen lassen. Die Amischen leben zwar einfach, aber gut. Sie sind sehr friedliche Menschen und wehren sich nicht, wenn sie angegriffen werden. Sie pflegen eine sehr umweltfreundliche Landwirtschaft ohne künstliche Düngemittel. Ich stellte mir die Frage, warum sie es so machen. Die Antwort darauf ist, dass sie sehr am Glauben festhalten und nichts machen, was nicht in der Bibel steht. Meiner Meinung nach ein gutes Vorbild, aber so ganz ohne all das, was wir haben, würde ich es nicht aushalten.