FIFA als Beruf

eSport: Benedikt Bauer spielt Bundesliga - an der Konsole


Hier wird er in nächster Zeit öfters sein: Benedikt Bauer vor der Volkswagen Arena in Wolfsburg.

Hier wird er in nächster Zeit öfters sein: Benedikt Bauer vor der Volkswagen Arena in Wolfsburg.

Von Melanie Nusko

Mit FIFA auf dem PC hat alles angefangen. Jetzt lebt Benedikt Bauer aus Drachselsried im Landkreis Regen den Traum vieler Jugendlicher: Er wird in der E-Academy des VfL Wolfsburg zum eSport-Profi ausgebildet - mit eigenem FIFA-Trainer.

Der Controller klackert. Er geht nach links, dann rechts. Benedikt starrt auf den Bildschirm. Noch wenige Sekunden. Pass in die Mitte. Schuss. TOOR! Er springt auf: "Siieeg! Der Pokal gehört mir!" Der 18-Jährige veranstaltet eine "FIFA-Party". Mit Freunden spielt er ein Turnier. Wer gewinnt, erhält den Pokal und trägt bis zum nächsten Treffen den Titel "FIFA Gott". Bei seinen ersten "FIFA-Partys" wusste Benedikt noch nicht, wie wichtig das Spiel einmal für ihn wird.

Benedikt Bauer hat klassisch am PC mit FIFA angefangen. "Anfangs war es nur Spaß für mich und ich habe auf dem gleichen Niveau wie meine Freunde gespielt", sagt er. "Durch die Weekend League bin ich immer besser geworden." Hier spielt man über ein Wochenende 40 Spiele gegen internationale Gegner.

Mit dem Youtube-Clip "Wie werde ich FIFA eSportler?" von Profi Benedikt Saltzer vom Kanal SaLz0r, wird Benedikt Bauer zum ersten Mal auf eSport aufmerksam. Beim eSport spielen professionelle Gamer Videospiele in Turnieren gegeneinander. Dabei verdienen sie auch Geld. Bei FIFA zum Beispiel durch Spiel- oder Turnierprämien. Wie im echten Fußball auch.

Über Twitter erfährt Benedikt von der Wolfsburger E-Academy

Benedikt Saltzer gibt in seinem Video Tipps, wie man den Einstieg in die Szene schaffen kann. Einer davon: Spiele online Turniere, um dich zu verbessern. "Meine Eltern waren anfangs skeptisch, weil ich so viel gespielt habe, aber als ich das erste Mal Geld gewonnen habe, hat sich das geändert", blickt Benedikt zurück.

Ein weiterer Tipp: Erstelle dir einen Account auf Twitter. Damit bist du immer auf dem Laufenden. "So habe ich von der E-Academy des VfL Wolfsburg erfahren", erinnert sich Benedikt.

Für diese "FIFA-Schule" gab es Qualifikationsturniere, an denen jeder teilnehmen konnte. Der Preis: eine Einladung zum "Grand Final" nach Wolfsburg. Dort entscheidet sich, wer Teil der Academy wird. Benedikt stellt sich der Herausforderung. Er nimmt an einem Turnier teil.

Es gibt nur ein Problem: Das Turnier kann man nur mit einer Playstation 4 spielen, Benedikt hat eine XBox. "Ich musste die Qualifikation bei einem Freund spielen. Er hatte aber keinen funktionierenden Controller mehr. Ich musste erst einen besorgen", sagt Benedikt und lacht. Sein Ziel: einen der ersten vier Plätze erreichen, um nach Wolfsburg fahren zu können. "Ich bin dann sogar Zweiter geworden", erzählt Benedikt. "Dann ging das Abenteuer richtig los."

Mai 2018. Volkswagen Arena, Wolfsburg. Die 16 Teilnehmer des "Grand Final" müssen sich in Challenges beweisen. Ein eSport-Probetraining also. Eine Jury aus FIFA-Experten wie eSportler Benedikt Saltzer bewertet die Jungs. Benedikt kommt ins Finale.

Nächster Tag. Matchday. Der Controller klackert. Die zweite Halbzeit läuft. Gleichstand zwischen Benedikt und seinem Gegner. Der 18-Jährige braucht ein Tor. Noch vier Minuten. Benedikt ist angespannt. Seine Füße zappeln. Eine Lücke in der Abwehr. Schuss. Tor! Abpfiff. Benedikt gewinnt und behält den ersten Platz. Die Wahl der Jury fällt auf ihn. Benedikt ist Teil der E-Academy.

Seitdem hat er einen Probevertrag beim VfL Wolfsburg. Nach seiner einjährigen Ausbildung hat er die Chance auf einen Profi-Vertrag. Für Benedikt hat sich damit vieles geändert. "Vorher habe ich die Turniere nur für mich gespielt, jetzt ist jeder Sieg und leider auch jede Niederlage für den VfL Wolfsburg. Ich muss also immer alles geben."

Ein eigener FIFA-Trainer und zocken im "Büro"

Wie läuft eine FIFA-Ausbildung ab? "Ich habe meinen eigenen FIFA-Trainer, der mich vier Stunden im Monat unterrichtet. Wir spielen gegeneinander und telefonieren dabei. Für jedes Spiel stellt er mir Aufgaben. Danach sagt er mir, was ich gut gemacht habe und was ich noch verbessern kann", erklärt Benedikt.

Neben dem Training spielt er regelmäßig FIFA-Turniere, zum Beispiel die virtuelle Bundesliga, die jedes Jahr stattfindet. "Ich versuche, in diesem Jahr so viele Siege wie möglich zu verbuchen, damit die Chance auf einen Profivertrag steigt. Und ich will dem Verein auch etwas zurückgeben."

Mit seinem Probevertrag ist FIFA für Benedikt nicht mehr nur ein Hobby. "Es ist meine Arbeit. Wenn ich ein Turnier habe, sage ich jetzt immer zu meinen Eltern, dass ich ins ‚Büro' gehe", erzählt Benedikt und lacht. Der 18-Jährige hat auch einen Plan B: "Es wäre schade, wenn es mit dem eSport nicht klappen würde. Aber ab Oktober studiere ich Medientechnik."

Was ist letztlich besser: FIFA oder selbst kicken? "Ich liebe das FIFA-Spielen und der echte Fußball hilft mir dabei. Aber ich könnte wahrscheinlich eher ohne Zocken leben, als ohne Fußball."
"FIFA-Partys" veranstaltet Benedikt immer noch. Die Chance für seine Freunde, den FIFA-Pokal zurückzugewinnen? Gleich null.

Benedikt ist nicht nur an der Konsole fit am Ball, er spielt auch im echten Leben begeistert Fußball. Foto: Nusko

FIFA-Tipps von Benedikt

Er hat angefangen wie jeder andere auch. Benedikt Bauer beim FIFA-Zocken in seinem Zimmer. Foto: Nusko

1. Ganz wichtig: viel spielen. Nur so wirst du besser.

2. Spiele gegen bessere Gegner und merke dir ihre Technik. Diese kannst du dann selbst ausprobieren.

3. Immer ruhig bleiben. Spiele nicht überhastet und nicht immer direkt nach vorne.

4. Suche deine eigene Lieblingsformation und versuche immer, damit zu spielen.

5. Spiele die Weekend League. Das ist eine super Übung, um besser zu werden.

Die Wolves E-Academy

Der angehende Profi mit dem Profi: Benedikt Bauer (links) und eSportler Benedikt Saltzer (SaLz0r). Foto: VfL Wolfsburg

Der VfL Wolfsburg engagiert sich seit 2015 als erster deutscher Fußballverein im eSport. Mit der Wolves E-Academy will der Verein Nachwuchstalente im eSport fördern und ausbilden. Durch intensives Training mit eigenen FIFA-Trainern, sollen Hobby-Spieler zu professionellen eSportlern werden. Im Moment hat der VfL drei Spieler unter Probevertrag in seiner Academy.