Musik-Tipp
Die Musikerin Vicky schreibt freche, feministische Texte
Wer Fan von weiblichem Deutschrap ist, wird schon von ihr gehört haben: Die Rapperin Vicky ging mit dem Song „FKK“ viral. Der hat mittlerweile fast vier Millionen Streams auf Spotify. Die bekannteste Line ist hier wohl: „FKK, weil ich komm’ ohne BH. Sie sagen: ‚Zieh dir mal was an‘, kommt ihr auf Nippel nicht klar?“ Durch diese selbstverständliche Selbstliebe, die ihre Lyrics ausstrahlen, kommt Vicky vor allem bei feministischen Partymäusen gut an. Immerhin spricht sich die Rapperin nicht nur direkt gegen Sexismus aus, sie liefert auch noch Melodien, die zum Tanzen einladen.
Darum geht’s: Nachdem ihre Karriere vergangenen November mit ihrer ersten Single über TikTok einen explosiven Start hinlegte, hat Vicky vor Kurzem ihre erste EP „Wann Album?“ veröffentlicht. Hier sind wiederum sieben Singles enthalten, die ebenfalls in den vergangenen Monaten auf TikTok steil gingen.
So auch „Geh dumm“, dessen Beat stark an das Intro von Lady Gagas „Just Dance“ erinnert. Viele Frauen auf TikTok setzten ein Statement, indem sie Videos zu dem Sound posteten und die enthaltene Botschaft betonten. Die Lyrics lauten hier: „Du shamest Bodycount, aber nur bei Frau’n – was bist du für’n Clown, du machst das doch auch. Stell dich nicht so an!“
Damit bezieht Vicky sich auf Männer, die Frauen dafür verurteilen, wie viele Partner und Sexualkontakte sie bereits hatten – ganz nach dem sexistischen Motto „Dein Sexleben entscheidet über deinen Wert als Mensch“. Umgekehrt gilt dieses Prinzip nicht: Vor allem online vertreten junge Männer die Meinung, dass viel sexuelle Erfahrung einen Mann nur besser machen kann. Das zieht wiederum durch Hass auch etliche Frauen in Mitleidenschaft. In Vickys Songs wird diese Auffassung stark kritisiert.
Das Besondere: Musikalisch erinnert Vickys Stil an eine Mischung aus Charli xcx mit ihrem Album „Brat“ und die Deutschrapperin Ikkimel. Dennoch schafft es Vicky, jedem Song ihre ganz persönliche Note zu verleihen, ohne in dem Strudel aus weiblichen Newcomerinnen unterzugehen.
Sie vermittelt in ihrer Musik außerdem Selbstliebe, ohne dass sie sich gezwungen übersexualisiert. Das heißt aber nicht, dass Themen wie Sex tabu sind – ganz im Gegenteil. Durch vulgäre Sprache macht sie nicht nur auf ihre eigenen Vorlieben und Bedürfnisse aufmerksam, sondern kritisiert auch die bisher stark männlich dominierte Deutschrapszene.
Indem sie bewusst durch anstößige Sprache irritiert, zeigt sie, welche Art von Lyrics der Hörer mittlerweile als normal empfindet – solange sie nur von einem Mann kommen. Das betont sie zum Beispiel auch in „hot girl summer“ noch einmal mit: „Hab’ ich das grad echt gesagt? War das schon zu hart? Männer sagen sowas doch auch in ihr’n Parts!“
Fazit: Trotz des typischen Partymusik-Charmes hat Vickys Musik eine Menge Tiefgang. Sie ermutigt viele Frauen dazu, sich wohlzufühlen und selbst zu lieben, und gibt ihnen Selbstvertrauen. Vicky hat ein Kunstwerk mit ihren Songs geschaffen, indem sie absolute Ohrwurm-Beats mit wichtigen Nachrichten und Aussagen gepaart hat. Sie trägt dazu bei, dass Deutschrap vielfältiger wird und Stereotype erkannt und hoffentlich irgendwann ausgeräumt werden.