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"Bin isch Kino oder was?"


Ist Simon (17) schon zu alt für Jugendsprache?

Ist Simon (17) schon zu alt für Jugendsprache?

Von Redaktion idowa

Gruscheln, Digga, Lollig, voll porno, ey - Wenn die Pubertät drauf los quatscht, verstehen Erwachsene oft nur Bahnhof. Wer Wörter wie "hartzen" oder Ausdrücke wie "Socken scharf machen" nicht versteht, hat seine Teenie-Zeit wahrscheinlich längst hinter sich. Jugendliche kleiden sich anders, sie verhalten sich anders und sie reden auch anders als Erwachsene. Die Art, wie Jugendliche miteinander kommunizieren, bleibt dabei nicht gleich, sondern verändert sich von Generation zu Generation sehr stark. Es entstehen komplett neue Wörter, bestehende Wörter werden abgeändert oder der Sinn eines Wortes ändert sich.

Pimp your Wortschatz!
Ich gehöre zu einer Generation, in der Internet, SMS und Chatten ganz normal sind. Doch auch für mich bringt die wandelnde Jugendsprache immer wieder etwas Neues, Unbekanntes oder auch Skurriles mit sich. Ich habe mich mal etwas umgehört, um herauszufinden, welche Wörter gerade im Trend liegen. Danach musste ich mich fragen, wo ich die letzten Jahre meinen Wortschatz gelassen habe oder ob ich einfach nur schon zum alten Eisen gehöre? Während ich im Sommer gerne ein Freibad besuche, heißt es für viele Jugendliche nur noch "Cellulitezentrum"! Knapp, prägnant und durchaus mit der Lizenz zum Schmunzeln. Auf das provokante Wort Cellulite reagieren viele Frauen sehr gereizt. Eben diesen Reiz nutzt die Jugendsprache schamlos aus. Bei meiner Umfrage befragte ich einen 16-Jährigen. Er warf mir Wörter an den Kopf, die einfach unglaublich waren! Was würden sie mit Wörtern anfangen, wie "Textfresser" oder "Gehirnfasching"? Ich bin geschockt, wie wenig Wissen ich als Jugendlicher über unsere Sprache habe. Als einen "Textfresser" bezeichnet man eine Person, die sehr gerne Bücher liest, also die altmodische Leseratte. Und "Gehirnfasching"? Nicht etwa eine Verkleidung an Faschingsparties? Nein! Die Kids beschreiben damit einen Zustand, der durch Drogenkonsum hervorgerufen wird.

Doch damit nicht genug, ich wollte herausfinden wie sich die Jugendsprache zusammensetzt und wie sie sich entwickelt. Sehr schön kann man diese Entwicklung bei dem umgänglichen Begriff Freund sehen. Ein Freund ist für viele eine Person, mit der man Spaß haben kann, zu dem man Vertrauen hat, und mit dem man seine Zeit verbringt oder - in der Jugendsprache - miteinander "abchillt". Doch wird der Begriff Freund heutzutage noch gebraucht oder ist er schon lange in der Vergangenheit verschwunden und von neuartigen Wörtern überholt worden? Ja, Freund existiert bei den meisten Jugendlichen schon nicht mehr. Viel mehr sind "Atze" oder "Digga" Ausdrücke für den altmodischen Freund.

Handy-Hype
Ein weiteres Kennzeichen der Jugendsprache sind SMS-Kürzel. Abkürzungen, die nicht nur für mich schwer zu entziffern sind. Teilweise werden ganze Sätze mit den Anfangsbuchstaben von englischen Wörtern gebildet, um möglichst kurz eine Nachricht an den Empfänger zu übermitteln. "Neueste Kommunikation" - ermöglicht durch den Einfallsreichtum vieler Jugendlicher oder einfach nur schreibfauler junger Menschen!

Denn wo es gerade in der Vergangenheit beliebt war, seiner Liebsten mit einem romantischen Liebesbrief zu imponieren, schreibt man in der heutigen Zeit eine kurze SMS mit ILD MS 4e (Ich liebe dich mein Schatz für immer)! Traditionelle Werte werden somit durch unpersönliche Nachrichten unter den Tisch gekehrt und vernachlässigt.

Wer kennt SMS Floskeln wie Lol (laughing out loud - lauthals lachen) oder Rofl (Rolling on (the) floor laughing - Ich rolle mich lachend auf dem Boden) nicht?! Doch wenn ich 14-jährige Jugendliche auf dem Pausenhof sehe, die sich nur noch mit Lol, hdl, 2g4u oder cu unterhalten, frage ich mich, in welche Richtung sich unsere Sprache entwickelt?

Man lernt nie aus und somit werde ich mich auch in den nächsten Jahren über Begriffen wundern, mit denen ich selbst nichts mehr anfangen kann.