Interview

Bester Schutz: sein Gehirn einschalten


Erwin Markowsky ist Computer-Hacker. Am Dienstag zeigt er Chamer Schülern, wie leicht es ist, sich in Handys oder Privatcomputer zu hacken und wie man sich davor schützen kann.

Erwin Markowsky ist Computer-Hacker. Am Dienstag zeigt er Chamer Schülern, wie leicht es ist, sich in Handys oder Privatcomputer zu hacken und wie man sich davor schützen kann.

Von Kerstin Weinzierl

Cham. "Fun and risk im Netz" - unter diesem Titel steht heute ein spannender Vortrag in der Turnhalle des Chamer Joseph-von-Fraunhofer-Gymnasiums. Die Jugendredaktion "Freistunde" der Zeitungsgruppe Straubinger Tagblatt/Landshuter Zeitung, zu der auch die Chamer Zeitung gehört, hat zusammen mit der Sparkasse Cham Schülerinnen und Schüler der sechsten und siebten Jahrgangsstufen aller Chamer Schulen eingeladen. Rund 750 Jugendliche werden am Diengstagvormittag einen nicht alltäglichen Vortrag erleben. Referent Erwin Markowsky, ein professioneller Computer-Hacker, begeisterte bereits über 100 000 Zuschauer mit seinen Live-Hacking-Vorführungen. Freistunde hat im Vorfeld dieses Vortrags mit Erwin Markowsky, Vater zweier Kinder (15 und 18 Jahre), gesprochen.

Freistunde: Wie wird man professioneller Hacker?
Markowsky: In der Regel ist ein Informatik-Studium Grundvoraussetzung dafür. Eine Portion Leidenschaft gehört selbstverständlich auch dazu. Den Beruf "Hacker" gibt es offiziell ja eigentlich nicht - dahinter versteckt sich eben der Beruf Informatiker, beispielsweise mit Schwerpunkt Penetrationstests.

Sie haben das Wissen, Passwörter und Codes zu knacken und die Computer oder Mobiltelefone Ihrer Arbeitskollegen, Freunde oder auch Ihrer Kinder zu hacken. Können Sie der Versuchung widerstehen?
Nicht immer... Einige Hacks sollten natürlich vorher "praktisch" umgesetzt werden, da muss schon mal die Familie "aktiv mithelfen". Aber natürlich breche ich bei solchen Tests keine Gesetze.

In Ihrer täglichen Arbeit decken Sie immer wieder Sicherheitslücken im Netz auf, die absolute Sicherheit gibt es demnach also nicht?
Sie nehmen immer im Umgang mit Handys und Internet Risiken in Kauf, einen 100-prozentigen Schutz wird es nie geben. Man kann jedoch viel unternehmen, um die Sicherheit seiner Daten zu erhöhen, beziehungsweise zu verbessern.

Was überwiegt im Netz: fun oder risk?
Bei vielen Jugendlichen steht auch hier "fun" im Vordergrund, die Risiken werden gern übersehen.

Ich gehe mal davon aus, dass Sie zu Hause optimal gegen Hacker-Angriffe geschützt sind. Wofür würden Sie dennoch das Internet niemals nutzen?
Illegale Downloads etc., denn auch meine Aktivitäten im Internet können nachvollzogen werden. Stichwort: IP-Adresse.

Wie schützen Sie als Familienvater Ihre eigenen Kinder vor den Gefahren im Netz? Nutzen Ihre Kinder soziale Netzwerke?
Schutz besteht durch Aufklärung, Sensibilisierung und Vertrauen - Verbote bringen nichts. Und ja, meine Kinder sind in den sozialen Netzen unterwegs.

Jugendliche und Internet: Wo liegen die größten Gefahren?
Das ist immer ein bisschen vom Alter abhängig. Angefangen bei einer sexuellen Belästigung bis hin zum Missbrauch. Illegale Downloads, Cybermobbing, Abzocke - das alles sind problematische Themen.

Soziale Netzwerke und Schutz der Privatsphäre - ein Widerspruch in sich oder lässt sich beides unter einen Hut bringen?
In der Tat ist dies ein Widerspruch, denn die Daten/Bilder, welche eingestellt werden, sind abgespeichert und eventuell für jedermann sichtbar. Schutz fängt hier bereits bei den Privatsphäre-Einstellungen an. Da sollte man ganz genau hinsehen und überlegen, was sinnvoll ist. Außerdem sollte man auch immer erst nachdenken, ob der Kommentar oder das Bild, das man posten möchte, wirklich in die virtuelle Öffentlichkeit gehört.

Gibt es ein Patentrezept im sicheren Umgang mit dem Internet/Handy?
Sich ordentlich informieren (auch wenn es etwas Zeit kostet), viel lesen und immer bereit sein, Neues dazuzulernen, denn die Technik entwickelt sich stetig weiter. Der beste Schutz ist aber eigentlich, sein Gehirn einzuschalten.

Über Erwin Markowsky

Erwin Markowsky, 45 Jahre alt, arbeitet als professioneller Computer-Hacker. Der zweifache Familienvater hackt sich von Berufswegen in Rechner und Netzwerke ein, um Sicherheitslücken aufzudecken (Penetrationstests). Offiziell gibt es den Beruf "Hacker" nicht, Markowsky bezeichnet sich selbst als Social Engineer und Referent. Über 100 000 begeisterte Zuschauer zwischen Garmisch und Flensburg kennen ihn aus spannenden Live-Hacking-Vorführungen. Überzeugendes Fachwissen aus 25-jähriger Tätigkeit in der Telekommunikationsbranche, Witz und Charme sind die Markenzeichen des IT-Sicherheitsexperten, der auch einem großen Rundfunk- und Fernsehpublikum als Fachmann für die Risiken im Umgang mit Mobiltelefonen und dem Internet bekannt ist.

Erwin Markowsky ist Vater von zwei Kindern (15 und 18 Jahre).

Erwin Markowsky ist Vater von zwei Kindern (15 und 18 Jahre).