München

Nach Güterzugentgleisung: Ursache gefunden


Von Redaktion idowa

In München ist am Samstag kurz nach Mitternacht ein Güterzug entgleist. Nach bisherigen Ermittlungen der Bundespolizeiinspektion München war ein "Hemmschuh", ein Sicherungskeil, die Ursache für den Lokunfall.

Gegen 0.05 Uhr war auf der Strecke vom Umschlagbahnhof München Riem in Richtung Bahnhof Riem auf Höhe Bahnkilometer 6,800 der Güterzug 69150 auf freier Strecke entgleist. Es entstand ein Sachschaden, der von der Bahn mittlerweile auf rund 4 Millionen Euro geschätzt wird. Die Bahnstrecke München - Mühldorf war bis Montagmorgen gesperrt. Bei dem Unfall wurden keine Personen verletzt, allerdings stand der 58-jährige Lokführer unter Schock.

Die Unfalllok wurde, wie auch die ersten beiden Containerauflieger, sehr stark im Bereich des Unterbodens und der Drehgestelle beschädigt. Die betroffenen Fahrzeuge mussten mit einem Kran aus dem Gleisbereich gehoben werden; sie waren nicht mehr fahrbereit. Die Oberleitung wurde auf etwa 70 bis 80 Meter heruntergerissen. Ein Oberleitungsmast wurde am Fundament abgetrennt und durch den Güterzug mitgeschleift, bis er sich zwischen Lok und erstem Wagen verkeilten. Die betroffenen Gleise (Auszugsgleis zum Umschlagbahnhof, Strecke München Ost - Mühldorf am Inn / Simbach am Inn) wurden sehr stark beschädigt. Schienen, Schwellen, Weichen, Schienenschrauben, Weichenmotor, Betriebskabel und InduSi-Magneten sowie Schotterbett wurden laut Bundespolizei zerstört bzw. massiv in Mitleidenschaft gezogen.

Im Bereich der Unfallstelle wurden zwei deformierte "Hemmschuhe" (Sicherungskeile) gefunden. Nach erster Auswertung der Spurenlage, insbesondere der aufgefundenen beiden "Hemmschuhe", ist nach derzeitigem Ermittlungsstand folgender Tathergang rekonstruiert worden: Die Bundespolizei geht davon aus, dass die Zugsicherung am Güterzug im Umschlagbahnhof mittels "Hemmschuhen" am ersten Containerauflieger vorgenommen und diese vor Abfahrt nicht entfernt worden waren.

Beim Anfahren des Güterzuges wurden die Sicherungskeile mitgeschleift. Schließlich verkantete bzw. verkeilte sich einer der Sicherungskeile unter dem Zug in einer Weiche. Dadurch wurde eines oder mehrere Drehgestelle aus der Spur gehoben, was im Verlauf der Fahrt zur Entgleisung führte. Die Fertigstellung des Zuges, das Ankoppeln der Lok und die Freimeldung lagen im Verantwortungsbereich mehrerer Personen, die für den korrekten Betriebsablauf verantwortlich waren. Bei einer ordnungsgemäßen Überprüfung des Zuges vor Fahrtantritt hätten die "Hemmschuhe" auf den Gleisen bemerkt werden müssen. Die Bundespolizei ermittelt derzeit gegen die am Betriebsablauf verantwortlichen Mitarbeiter wegen des Verdachts des gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr.

Hinweise auf weitere mögliche Ursachen, wie z.B. das Einwirken einer oder mehrerer Betriebsfremder, gibt es derzeit nicht; es gilt als nahezu ausgeschlossen. Zum derzeitigem Ermittlungsstand ist auch ein technischer Defekt unwahrscheinlich.

Die Lokomotive sowie die beiden entgleisten Containerauflieger sind mitterweile geborgen. Aufgrund der Instandsetzungsarbeiten im Gleisbereich ist der Zugverkehr am Mittwochmorgen auf der Strecke eingleisig teilweise wieder angelaufen.