Bayern

Sicher über die Straße: So soll München barrierefreier werden

Für Menschen im Rollstuhl, aber auch mit Kinderwagen sind viele Bordsteine zu hoch. Für Blinde sind sie zu niedrig. Das plant die Stadt nun.


Andreas Schuster (v.l.) und Oswald Utz testen Barrierefreiheit.

Andreas Schuster (v.l.) und Oswald Utz testen Barrierefreiheit.

Von Christina Hertel

Dass er mit blauen Flecken nach Hause kommt - daran habe er sich inzwischen gewöhnt, sagt Bernhard Claus. Tretroller, Fahrräder, Baustellen sind für ihn gefährlich - denn Claus ist seit einem Motorradunfall vor 35 Jahren vollständig blind. Auch Straßenübergänge sind für ihn eine Gefahr.

Um mit seinem Blindenstock zu ertasten, wo die Straße endet und der Gehweg beginnt, bräuchte er eine Schwelle von sechs Zentimetern. Doch das ist zu hoch für Menschen im Rollstuhl, mit Rollator und Kinderwagen. Deshalb hat sich München auf eine "Lösung aus der Excel-Tabelle" geeinigt, wie es SPD-Stadtrat Andreas Schuster nennt: Übergänge gelten als barrierefrei, wenn sie eine Schwelle von maximal drei Zentimetern aufweisen. Das Ergebnis: Nun ist es für alle gleich schlecht.

Für Blinde wie Bernhard Claus sind drei Zentimeter zu niedrig, um den Unterschied zwischen Bordstein und Straße zu ertasten. Und für Rollstuhlfahrer und auch für alte Menschen, die ihre Beine nicht mehr so gut heben können, die vielleicht noch einen Rollator schieben müssen, sind drei Zentimeter zu hoch, sagt der Behindertenbeauftragte der Stadt Oswald Utz.

Gerade mal vor einer einzigen Ampel in der Schwanthalerstraße 74 gibt es einen optimalen Übergang. Dieser ist in zwei Bereiche geteilt: Einer ist bodengleich, ein anderer ist sechs Zentimeter erhöht. Außerdem zeigen Rillen und Noppenplatten an, wo der Übergang ist.

Grüne und SPD beantragen nun, dass die Verwaltung, immer wenn eine Straße ohnehin umgebaut wird, an so eine barrierefreie Querung denkt.

Zum ersten Mal könnte diese neue Regel im Glockenbachviertel angewendet werden, sagt Grünen-Stadträtin Sofie Langmeier, die die Idee für den Antrag hatte. Schuster wünscht sich in jedem Bezirk pro Jahr zwei solcher neuen Querungen. Er ist sich sicher, dass davon auch Kinder mit Laufrädern und Eltern mit Kinderwagen profitieren.