Bayern

Münchner Feuerwehr zieht Bilanz: Zahl der Notrufe nach Corona deutlich gestiegen

Bei der Einsatzbilanz 2022 zeigt sich, dass nach Corona auch die Zahl der Notrufe deutlich ansteigt. Bei kleineren Einsätzen dominiertdie Tierrettung.


KVR-Vorsitzende Hanna Sammüller-Gradl (Grüne) mit dem Chef der Berufsfeuerwehr, Wolfgang Schäuble, vor einem "KLAF".

KVR-Vorsitzende Hanna Sammüller-Gradl (Grüne) mit dem Chef der Berufsfeuerwehr, Wolfgang Schäuble, vor einem "KLAF".

Von Hüseyin Ince

München - Die Berufsfeuerwehr der Stadt München hat ordentlich zu tun. Das zeigt sich deutlich, als am Mittwochvormittag Wolfgang Schäuble, also der Chef persönlich, die Zahlen vorstellt. Fast 100 000 Mal (99 492) rückten die Einsatzkräfte aus, berichtet er in der Neuperlacher Feuerwache, wo die Presserunde stattgefunden hat.

Bei der jährlichen Bilanz fand eine Premiere statt. Zum ersten Mal ist bei dieser Runde auch die neue Chefin des Kreisverwaltungsreferats dabei, Hanna Sammüller-Gradl (Grüne). Sie ist seit Sommer 2022 im Amt. Für Berufsfeuerwehr ist schließlich das KVR zuständig. Für Schäuble hingegen war es eher Routine: Es ist bereits die 18. Presserunde, bei der er als Feuerwehrchef die Zahlen vorstellte.

Ein erstes Fazit zu den Gesamteinsätzen: Auch die Feuerwehr München spürt, dass sich die Corona-Lage langsam aber sicher dem endgültigen Ende zuneigt. "Es ist wieder deutlich mehr Bewegung in der Stadt", sagt Schäuble. Schon 2021 lag die Zahl der Einsätze bei 89 815. Jetzt kamen also knapp 10 000 Alarme dazu. Täglich sind das in etwa 272 Einsätze.

Ein kleiner Blick auf die "Hauptbranche" der Berufsfeuerwehr, zum Feuerlöschen also: 7748 Mal rückten Feuerwehrleute im Jahr 2022 zu Einsätzen aus, bei denen Brände gemeldet worden waren. Oft entzündeten sich Fahrzeuge in der Tiefgarage sowie im Freien. 1475 Mal handelte es sich wirklich um einen Brand, der dringend gelöscht werden musste. 1303 davon waren Kleinbrände, 161 mittelgroße Brände und elf heftige Großfeuer.

Angeführt wird die Gesamtstatistik von Noteinsatzfahrzeugen für den Rettungsdienst. 4737 solcher Fahrten registrierte die Feuerwehr 2022. Das sind in etwa 13 Einsätze pro Tag. Für die Feuerwehr selbst rückte das sogenannte Hilfeleistungslöschfahrzeug am häufigsten aus: 2384 Einsätze, also etwa sieben bis acht Fahrten pro Tag.

Erstaunlich ist, dass bei Kleineinsätzen auf Platz eins die Tierrettung liegt. Igel, Hund, Katze, Fuchs und Vogel: 1524 Mal eilten die Feuerwehrleute zum Baum, wo sich die Katze nicht mehr runtertraute, zum Igel, der mit dem Bein im Gullydeckel steckengeblieben ist oder zur (giftigen?) Haus-Schlange, die ausgebüchst war.

Abgeschlagen auf Platz zwei dieser Statistik der Kleineinsätze: geflutete Gebäude und Keller, die ausgepumpt sowie getrocknet werden müssen. 442 solcher Einsätze wurden gezählt.
Und knapp auf Platz drei dieser Kleineinsätze im Jahr 2022: Straßen, die von Gefahrenstoffen oder sonstigen Flüssigkeiten gesäubert werden mussten, wie etwa nach einem Unfall, bei dem Öl, Benzin oder Diesel ausgelaufen ist: 432 Mal.

Hier muss natürlich nicht gleich das eine Million Euro teure Leiterfahrzeug ausrücken. Solche Kleineinsätze können mit kleinerer Gerätschaft bedient werden, sogenannten KLAF: Kleinalarmfahrzeuge (siehe kleines Foto). Sechs KLAF hat die Feuerwehr derzeit.

Diese Sechs - seit 2004 im Dauereinsatz - sind in die Jahre gekommen. Daher werden sie ab Mitte 2023 ersetzt, mit acht neuen KLAF, extra für die Berufsfeuerwehr zusammengebaut. Kostenpunkt: fast 202 000 Euro pro KLAF. Treibbrett, Fangnetz, Fangschlaufe, Wurfnetz: Vor allem für die Hauptaufgabe Tierrettung wurden die Fahrzeuge komplett überarbeitet.

Bei Schäuble besonders in Erinnerung geblieben: der Neustart des Oktoberfests nach drei Jahren Pause. "Routine war das nicht nach so langer Zeit", sagt der Feuerwehr-Chef. Es habe durchaus Anlaufzeit gebraucht, trotz der jahrelangen Erfahrung zuvor. Außer zwei Kleinbränden habe es auf der Theresienwiese keine schlimmeren Ereignisse gegeben. 1900 Rettungsdienstalarme verzeichnete die Feuerwehr bei der Wiesn.

Und auch den 20. August 2022 wird Schäuble nicht so schnell vergessen.
Ein Megaeinsatz für die Münchner Feuerwehr. "Ein sehr spannender Tag war das", sagt Schäuble. An dem Datum trat nämlich Helene Fischer in Riem auf. Das sintflutartige Regen-Chaos haben viele noch klar in Erinnerung. Zum Schutz drängelten sich während des Regens zu viele Menschen in die U-Bahnhöfe. Brandgefährlich: "Einige standen auf den Gleisen", erinnert sich Schäuble.

Auf der Regatta-Anlage fanden gleichzeitig Wettkämpfe statt, wo die Feuerwehr ebenfalls präsent war. Und dann noch das Feuer im Prinzregentenbad. "Ein sehr komplizierter Saunabrand", erinnert sich Schäuble.