Legalisierung

München als Cannabis-Modellstadt?

Die grün-rote Rathauskoalition will, dass München sich für die kontrollierte Abgabe bewirbt. Derweil drängelt sich die Kundschaft schon in den Hanfläden der Stadt.


Growboxen, also Anzuchtschränke für Cannabispflanzen, sind bei künftigen Eigenanbauern jetzt schon heiß begehrt - wie dieses Modell im Magic Monkey Headshop in Sendling.

Growboxen, also Anzuchtschränke für Cannabispflanzen, sind bei künftigen Eigenanbauern jetzt schon heiß begehrt - wie dieses Modell im Magic Monkey Headshop in Sendling.

Von Irene Kleber

München - Gerade erst war wieder ein 16-Jähriger mit Mama und Papa im "Magic Monkey"-Headshop in Sendling, der früher mal "Aladin" hieß. Dort gibt es allerlei Zubehör für den Konsum von Cannabis, ansonsten aber nur legale Gummibärchen, Kaugummis, Lollis oder Hanföle, die CBD (Cannabidiol) enthalten - einen Stoff aus der Cannabispflanze, der beruhigend wirkt, aber nicht verboten ist. Anders als das noch illegale berauschende THC (Tetrahydrocannabinol).

Die Familie habe sich mit allem eingedeckt, was man zum Eigenanbau einer THC-haltigen Cannabispflanze in der eigenen Wohnung braucht, erzählt Verkäufer Robert B. (34) - von der Growbox, einem zwei Meter hohen Anzuchtschrank, über Spezialerde und LED-Licht bis zum Hygrometer. Seit Tagen gehe das schon so, dass Growboxen bestellt werden. Schon mal vorbereiten, für den Moment, in dem der Eigenanbau vielleicht im Sommer schon legalisiert sein könnte (AZ berichtete).

Für Teil zwei des "2-Stufen-Plans", mit dem die Ampelkoalition in Berlin das legale Kiffen in Deutschland einführen will, macht sich nun auch die grün-rote Koalition im Münchner Rathaus schon bereit. In einem gemeinsamen Antrag fordern Grüne und SPD, dass München sich für die Testphase als Cannabis-Modellstadt bewirbt, damit die Stadt bald die kontrollierte und lizenzierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene ausprobieren darf. "Wir möchten den legalen Verkauf von Cannabis ermöglichen", sagt SPD-Stadträtin Lena Odell.

Durch die Legalisierung verspricht sich die Rathausmehrheit, dass Polizei und Staatsanwaltschaft entlastet werden, dass der Anbau von Cannabis kontrolliert möglich ist und so die Bevölkerung besser geschützt werde. "Die Legalisierung entkriminalisiert die Konsumenten und dient dem Schutz der Jugend", heißt es im Antrag. Zudem werde der illegale Drogenhandel zurückgedrängt. Damit am Ende Informations- und Hilfeangebote den Bedarfen der Bürger entsprechen, soll das Gesundheitsreferat vorab die Münchner zum Thema Cannabislegalisierung befragen.

Die Grünen, die schon lange einen freien Konsum, Anbau und Kauf von Cannabis fordern, freuen sich, "dass nun endlich Bewegung in die Sache kommt", sagt die grüne Stadträtin Angelika Pilz-Strasser. München werde als Modellstadt zeigen können, "wie die Lieferketten funktionieren und wie Jugendliche und Kinder am besten geschützt werden können".

Die Kollegen von der CSU-Fraktion wird Grün-Rot freilich für ihren Vorstoß nicht gewinnen können. "Die geplante Legalisierung ist der falsche Schritt, sie widerspricht aus unserer Sicht dem Jugendschutz", sagt CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl, "wir werden den Antrag definitiv ablehnen."

Wer genau soll in einer Modellstadt München eigentlich Cannabis verkaufen dürfen? Lena Odell (SPD) kann sich vorstellen, dass das Kreisverwaltungsreferat Lizenzen für Hanfläden oder Tabakkioske vergibt, "ich sehe das eher nicht in Apotheken", sagt sie zur AZ. Man warte aber ohnehin auf Vorgaben aus Berlin. Bis die kommen, läuft jedenfalls der Verkauf an Growboxen für den Eigenanbau schon mal munter weiter.