Bayern

Moro in der Müllerstraße ist dicht: Servus Fesch!

Die Macher des Clubs Harry Klein haben sich mit Wirt Johann Eder zusammengetan und eröffnen gemeinsam das queere bayerische Wirtshaus Fesch inder Müllerstraße.Die AZ war vorab da.


So sieht er aus, der neue Stehausschank. Der Schlegel zum Anzapfen des ersten Augustiner-Fasses ist auch schon bereit. Johann Eder (links) und Peter Fleming freuen sich schon auf die ersten Gäste.

So sieht er aus, der neue Stehausschank. Der Schlegel zum Anzapfen des ersten Augustiner-Fasses ist auch schon bereit. Johann Eder (links) und Peter Fleming freuen sich schon auf die ersten Gäste.

Von Ruth Frömmer

München - Peter Fleming ist ausnehmend gut gelaunt. Als Betreiber des Szene-Clubs Harry Klein ist er ja eigentlich ein Nachtgewächs. Aber die AZ trifft ihn am helllichten Tag. Die Stimmung im ehemaligen Wirtshaus Moro in der Müllerstraße ist vorfreudig-quirlig.

Übermorgen eröffnet Fleming dort zusammen mit seinen Harry-Klein-Partnern Peter Süß und Marlene Neumann und dem Wirtshaus-Eder-Wirt Johann Eder ein Lokal: Fesch wird es heißen und genauso soll es auch aussehen. Noch sind die Tische nicht gedeckt, aber man sieht schon: Mit dem düsteren Vorgänger-Lokal samt dunklen Decken und Terrakotta-Boden hat das Fesch nicht mehr viel gemeinsam. Die Graphit-Decke ist weiß gestrichen und die roten Fliesen sind hübschem Holzparkett gewichen. Das Fesch ist hell, und das sieht man sogar schon durch die Fenster.

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Bunt und motiviert. Das Team steht ebenfalls schon in den Startlöchern.

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Eine queere Wirtschaft an der Ecke gehört definitiv zum Viertel.

Fürs Optische ist Marlene Neumann zuständig. Die 36-Jährige untermalt als VJ-Künstlerin im Harry Klein die Electro-Musik mit Projektionen und ist außerdem Kunstpädagogin. Die Einrichtung im Fesch hat sie mit viel Liebe gestaltet. Wer sich zum Beispiel wundert, warum das Wort SENF hinterm Tresen steht: Das sind die Initialen der Betreiber Süß, Eder, Neumann und Fleming.

Das Wirtshaus ist nicht überladen, aber an jeder Ecke findet sich ein nettes Detail, ein paar bunte Holzfiguren, vermischt mit Elementen aus dem Moro, etwa den großen Spiegeln, den neu abgeschliffenen Tischen, Stühlen und Sitzbänken. Und die Neuheit schlechthin: ein waschechter Stehausschank inklusive grüner Holzwand gleich beim Tresen. Dort gibt's die Halbe Augustiner vom Fass für 3,90 Euro (ansonsten: 4,30 Euro). Ausgeschenkt wird das komplette Augustiner-Sortiment vom Dunklen übers Pils bis hin zu den saisonalen Augustiner-Spezialbieren.

Wie das Moro wird auch das Fesch eine Anlaufstelle für queere Menschen sein. Willkommen ist jede und jeder. Und weil das Harry Klein dann doch etwas völlig anderes ist als ein Wirtshaus, hat sich das Club-Trio noch einen vierten Mann dazu geholt. Schon seit Jahren veranstaltet die Harry-Klein-Truppe ihre Weihnachtsfeier im Wirtshaus Eder im Westend. Der Wirt Johann Eder wiederum ist Stammgast im Harry Klein und so ist eine Freundschaft und jetzt auch eine Partnerschaft entstanden.

Eder kümmert sich um die Speisekarte. Die ist typisch bayerisch gehalten, enthält aber auch ein paar vegetarische und vegane Gerichte mehr als im Westend - schließlich befindet sich das Fesch im szenigen Glockenbachviertel.

Die Zutaten bezieht Eder von regionalen Metzgern und Bauern. Einen Schweinsbraten vom Strohschwein mit Kartoffel- und Semmelknödel, Krautsalat und Biersauce gibt's für 17,90 Euro, zwei Kaspressknödel, wahlweise auf Prosecco-Kraut, auf Salat oder in der Rinderkraftbrühe mit Beilagensalat für 15,90 Euro.

Vorerst öffnet das Fesch täglich außer montags ab 17 Uhr. Aber das kann sich schnell ändern. Peter Fleming sprudelt regelrecht vor Ideen.

Wie es mit seinem Harry Klein weitergeht, ist weiter unklar. Seit 2010 ist der Club schon in der Sonnenstraße. Fest steht: Das Haus wird irgendwann abgerissen. Aus der Suche nach einer Alternative ist jetzt durch Zufall erst mal das Fesch geworden. Aber das soll auch in Zukunft das zweite Standbein bleiben. Mit dem ersten Bein will Fleming auf jeden Fall weiter im Nachtleben tanzen. Wo genau, das steht noch in den Sternen.

Müllerstr. 30
So-Do: 17 bis 24 Uhr
Fr-Sa: 17 bis 1 Uhr