Bayern

Mechaniker betreibt eine mobile Fahrradwerkstatt: Doch die Stadt vermiest ihm das Geschäft

Eigentlich will die Politik die Verkehrswende voranbringen: mit weit mehr Radlern auf Münchens Straßen. Doch ein mobiler Radlschrauber in Neuhausen-Nymphenburg wird vertrieben. Die Bezirksinspektion West hat ihm die Arbeit auf städtischem Grund verboten.


Fürs Foto steht das alte Feuerwehrauto am Wasser. Die nächsten drei Wochen ist der Reparateur auf Privatgelände, Dachauer Straße 110 C.

Fürs Foto steht das alte Feuerwehrauto am Wasser. Die nächsten drei Wochen ist der Reparateur auf Privatgelände, Dachauer Straße 110 C.

Von Eva von Steinburg

Neuhausen-Nymphenburg - Im Werkstattwagen von Manuel Sutter (44) sind alle gebräuchlichen Werkzeuge. An der Magnetstange hängt der Fünfer-Imbus - für neue Radl. Der 15er-Schlüssel ist für alte Fahrräder, erklärt er. Hier gibt es Fahrradmäntel, ölige Lappen und vier defekte Räder. Die mobile Radlwerkstatt des Neuhausers ist ein knallroter Feuerwehr-Lkw aus dem Jahr 1992.

Arbeiten darf der Fahrrad-Reparateur nur noch auf Privatgrund

Im Viertel fährt er zu Kunden. Immer wieder steht er auch in der Südlichen Auffahrtsallee - in der Nähe der Gerner Brücke am Nymphenburger Kanal. Die Polizei düst jeden Tag an seinem roten Lkw vorbei. "Ich interessiere sie nicht. Sie sehen keine Gefährdung", erklärt Sutter. Wer ihn auf dem Kieker habe, sei die Bezirksinspektion West. Ein Verwaltungsinspektor hat dem mobilen Radlrichter am 14. März das Radlrichten im Auto untersagt - wenn er damit auf der Straße parkt. "Sie dürfen mit dem Wagen nur auf Privatgrund stehen und arbeiten", verfügte der Amtsmann.

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Alles im Lkw dabei: Schraubschlüssel, Fahrradmäntel, Lappen.

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Zweiradmechaniker Manuel Sutter (44) posiert mit seinem Werkstattwagen am Kanal. Arbeiten darf er hier nicht mehr.

Der gelernte Zweiradmechaniker mit Ölresten unter den Fingernägeln und gepflegtem Bart ist überrascht: "Warum hat die Stadt etwas dagegen?, das frage ich mich. Und genau das fragen mich meine Kunden!" Er habe gehofft, sagt der 44-Jährige, dass die Stadt München "bei so neuen, innovativen Geschäftsmodellen in Hinblick auf die Verkehrswende toleranter ist".

Platten beim Lastenrad, teure Rennräder: Der mobile Service ist gefragt

Sutter hat am 21. März der Bezirksinspektion geschrieben, wo er jetzt eine Erlaubnis für sein bestehendes und in die Handwerksrolle eingetragenes Gewerbe beantragen soll. Auf die Antwort wartet er bis heute.

Das 3000-Euro-Rennrad richten, das der Kunde seinen "Ferrari" nennt, ein Oma-Fahrrad mit kaputter Gangschaltung oder ein Studentenradl ohne Bremse: Manuel Sutters Handwerk wird gebraucht. "Wenn ein schweres Lastenradl mit einem Platten liegenbleibt, bekommt man es kaum von der Stelle. Mein mobiler Service ist in so einem Fall echt wichtig", so Sutter.

Privat sind übrigens schwarze Vorkriegsräder sein Faible, von denen hat er 20 gesammelt: "Ich stehe auf alte, durchschaubare Technik ohne Elektronik." Sein persönlicher Tipp: Wer stark an seinem alten Radl hängt, soll es nicht leichtfertig aufgeben: "Man kann fast alles richten", meint der Schrauber.

Der Fachmann sucht jetzt eine Werkstatt

Im Viertel kennt man ihn. Er führte in Neuhausen bereits Fahrradgeschäfte - eins in der Dachauer Straße und eins in der Notburga-/Ecke Prinzenstraße. Nach der Geburt seines Sohnes hat er es an Mitarbeiter übergeben.

Die Südliche Auffahrtsallee ist eine beliebte Radlstraße. Einmal die Woche stand die mobile rote Radlwerkstatt hier. Fürs AZ-Foto hat Sutter ihn noch mal an den Grünwaldpark gestellt. Ständig kommen Radler vorbei, den Hubertusbrunnen im Blick. Es gibt nette Kommentare: "Tolle Idee!" oder "Super Sache!".

"Hier ist es naturnah, auf der Straße ist genug Platz", konstatiert Manuel Sutter. Dann rollt er sein Lastenrad aus dem Feuerwehr-Laster und radelt los, zum Kind in die Kita.

In Neuhausen-Nymphenburg sucht Manuel Sutter ab sofort eine Werkstatt oder einen Laden . Wer eine Idee hat, Kontakt: 0159-01464 150 oder Mail an info@werkstatt-wagen.com