Landtagswahl in Ostbayern

Klarer Aiwanger-Sieg in Landshut - CSU mit Einbußen in ganz Ostbayern


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Hubert Aiwanger hat im Stimmkreis Landshut der CSU das Direktmandat abgenommen. 

Von Redaktion idowa und mit Material der dpa

9,4 Millionen Stimmberechtigte haben in Bayern einen neuen Landtag und einen neuen Bezirkstag gewählt. Die CSU wurde vielerorts abgestraft, währen die Freien Wähler und die AfD deutlich mehr Stimmen verbuchen konnten. Bei der Landtagswahl in Regen und der Bürgermeisterwahl in Bodenmais gab es schon im ersten Wahldurchgang klare Ergebnisse. Die Wahlergebnisse der Nacht im Überblick. 

Triumph für Hubert Aiwanger

Die größte Sensation am Wahlabend lieferte der Stimmkreis Landshut: Hubert Aiwanger, Chef der Freien Wähler, konnte dem CSU-Mann Helmut Radlmeier hier das Direktmandat abnehmen - mit einem deutlichen Vorsprung von über zehn Prozent. Damit ist nun aus der Stadt Landshut selbst kein direkt gewählter Abgeordneter mehr in Land- und Bundestag vertreten. 

Vor allem Aiwanger, hinter dem nach der Flugblatt-Affäre harte Wochen liegen, zeigte sich am Wahlabend hocherfreut und tief berührt. Er bedankte sich für die "großartige Unterstützung" aus der Heimat. Generell gingen die Freien Wähler in Ostbayern vielerorts als die großen Sieger aus dem Wahlabend hervor. Sie konnten deutliche Zuwächse verzeichnen, in den Kreisen Kelheim, Dingolfing und Pfarrkirchen landeten sie nach Gesamtstimmen sogar noch vor der CSU. 

Auch AfD hat Grund zum Jubeln

Der zweite große Sieger des Abends war die AfD, die nun in vielen Kreisen an der 20-Prozent-Grenze kratzt - oder sogar schon darüber ist. Sie konnte sich etwa in Straubing, Cham und Deggendorf spürbar steigern. Die CSU bleibt zwar in Summe stärkste Kraft, hat aber vielerorts Wähler verloren - ebenso die Grünen, die aber zumindest in Regensburg weiter eine Hochburg haben. 

Im Landkreis Regen stand am Sonntag außerdem noch die Landratswahl an. Diese lieferte am Ende ein sehr klares Ergebnis: Der CSU-Kandidat Ronny Raith setzte sich mit 60,4 Prozent der Stimmen gegen seine drei Mitbewerber durch. Von diesen landete Johann Müller von der AfD mit 23 Prozent auf dem zweiten Platz. Gloria Gray, die für FDP angetreten war, kam auf 11,3 Prozent, Grünen-Kandidat Markus Koller auf 5,3 Punkte. 

Ähnlich deutlich verlief auch die Abstimmung der Bürgermeisterwahl in Bodenmais: Hier krönte Michael Adam sein politisches Comeback mit einem Erdrutschsieg, kam aus dem Stand auf 66 Prozent der Stimmen. Amtsinhaber Joli Haller (22,6 Prozent) war sichtbar enttäuscht: „Dass das Ergebnis so deutlich ausfällt, dachte ich nicht“, sagte er. 

 

Hier geht es zu unseren Übersichtsseiten für die Stimmkreise Landshut, Cham, Straubing, Regen, Dingolfing, Deggendorf und Regensburg. Dort finden Sie aktuelle Ergebnisse in Grafiken.

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Hubert Aiwanger, Freie-Wähler-Spitzenkandidat und stellvertretender Ministerpräsident von Bayern, trifft bei der Wahlparty in München ein.

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Ricarda Lang (M), die Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen geht mit den beiden Spitzenkandidaten der Partei, Katharina Schulze (r) und Ludwig Hartmann bei der Wahlparty zur Landtagswahl in Bayern zur Bühne.

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Martin Hagen (FDP), Landesvorsitzender Bayern, küsst bei der Wahlparty der FDP im Restaurant Ella seine Anisha, nachdem er die ersten Prognose sah, links die Kandidatin Susanne Seehofer, rechts die Kandidatin Julika Sandt.

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Anhänger der SPD reagieren bei der Wahlparty nach der Bekanntgabe der ersten Prognose zur Landtagswahl in Bayern.

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Markus Söder, CSU-Spitzenkandidat und Ministerpräsident von Bayern, bekommt nach der Bekanntgabe der ersten Prognose zur Landtagswahl in Bayern bei der Wahlparty Applaus.

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Anhänger der SPD reagieren bei der Wahlparty nach der Bekanntgabe der ersten Prognose zur Landtagswahl in Bayern.

Was bedeutet das Wahlergebnis für die Politik im Freistaat? Unser Politik-Chef Markus Peherstorfer ordnet im Gespräch mit Daniel Haslsteiner die News-Lage vom Sonntagabend ein. 

Video zum Thema:

So schnitten die Parteien bayernweit ab

Die CSU hat mit laut vorläufigem Endergebnis von 37,0 Prozent zwar nur minimal verloren (-0,2), aber damit dennoch ihr schlechtestes Ergebnis seit 1950 eingefahren. Zweitstärkste Kraft sind im Maximilianeum künftig die Freien Wähler, sie erhielten 15,8 Prozent der Stimmen (+4,2), dahinter folgt die AfD, die mit 14,6 Prozent die größten Zugewinne verbuchen konnte (+4,4). Die Grünen bekamen 14,4 Prozent der Stimmen (-3,2), die SPD 8,4 Prozent (-1,3). Die FDP flog mit 3,0 Prozent (-2,1) aus dem Landtag. Die Wahlbeteiligung lag bei 73,3 Prozent (+1,0).

Zwar haben sich Söder und Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger bereits am Sonntag zur geplanten Koalition bekannt, doch das Kräfteverhältnis ist noch nicht ausgehandelt. Die Freien Wähler haben kräftig an Stimmen gewonnen. Mit Hubert Aiwanger und Roland Weigert holte die Partei sogar zum ersten Mal überhaupt Direktmandate im Freistaat. Markus Söder hatte schon am Sonntag betont, ihm sei wichtig, klarzumachen: "Die CSU ist klar die Nummer eins und gibt dann auch die Richtlinien der Politik mit vor in einer guten Koalition."

Von den Stimmen zum Mandat

Jeder Wähler hat eine Erststimme für den Stimmkreiskandidaten und eine Zweitstimme für eine Parteiliste. Zur Ermittlung der Sitzverteilung im Landtag werden - anders als bei der Bundestagswahl - alle Erst- und Zweitstimmen zusammengezählt und in Mandate umgerechnet. Die Anzahl dieser "Gesamtstimmen" entscheidet am Ende darüber, welche Partei künftig wie viele Abgeordnete hat. Insgesamt sind bei der Landtagswahl 91 Direkt- und 89 Listenmandate zu vergeben. Das Parlament kann aber durch Überhang- und Ausgleichsmandate auch mehr als 180 Mitglieder haben - im alten Landtag waren es 205.