Bayern

Insolvente Schule: Eltern bekommen Strafbefehle und wehren sich erfolgreich

Nach der Insolvenz der "innovativen" Realschule in Trudering verschickt die Stadt Strafbefehle.


Von Nina Job

München - Eltern, deren Kinder die "innovative" Realschule ISM in Trudering besuchten, haben nicht nur viel Geld verloren durch die Insolvenz der Schule im vergangenen Jahr - sie bekamen auch noch Strafgeldbescheide vom Schulamt. "Die haben uns verzweifelte Eltern auch noch drangsaliert", sagt eine Mutter zur AZ.

Die Bußgeldstelle des städtischen Referats für Bildung und Sport hatte an die Eltern von einigen Kindern Bußgeldbescheide über 250 Euro geschickt, weil sie ihre Kinder während des laufenden Schuljahrs von der insolventen ISM genommen - und zunächst auf eine andere private Schule geschickt hatten.

Der Vorwurf: "unterlassene Anmeldung einer schulpflichtigen Person an einer Pflichtschule". Eine Mutter ist empört: "Wir hatten gar keine Alternative. An den städtischen Schulen haben wir zu hören bekommen, dass sie keine Kinder aufnehmen." Platz gebe erst im neuen Schuljahr, nach einer Prüfung.

Wie berichtet, hatte die vom Freistaat genehmigte "innovative" private Realschule (ISM) Anfang vergangenen Jahres Insolvenz anmelden müssen. Für die Kinder und ihre Eltern eine belastende Zeit voller Unsicherheit: Monatelang war unklar, ob die Realschule gerettet werden kann - oder eben nicht.

Mit Durchhalteparolen versuchte der Gründer, die Kinder zu halten und warb trotz finanzieller Schieflage noch um neue Schüler. "Erst nach und nach haben wir das ganze Ausmaß erfahren. Die Schule war schon seit Jahren in extremer finanzieller Schieflage", so die Mutter, die anonym bleiben will.

Als die Insolvenzverwalterin bei einer Gläubigerversammlung vor Gericht angekündigte, dass sie erwäge, die Realschule noch im laufenden Schuljahr zwangsweise zu schließen, nahmen einige Eltern ihre Kinder wenig später von der Schule. Weil die Acht- und Neuntklässler keinen Platz an einer städtischen Schule fanden, so die Mutter, bot eine private Schule Hilfe an und gründete eine neue Übergangsklasse für sie. Diese Schule bekam eine Anzeige, die Eltern die Bußgeldbescheide.

Die Mutter hat dagegen Einspruch eingelegt - und nun - viele Monate später recht bekommen. Das Verfahren wurde eingestellt. Andere Eltern haben sich nicht gewehrt, sondern die 250 Euro bezahlt.

Die Pleite kam alle teuer zu stehen: Die Eltern zahlten an der ISM ein einkommensabhängiges Schuldgeld (bis zu 635 Euro), außerdem Essensgeld (120 Euro), eine Schulgeldkaution von 2500 sowie ein "Schul-Darlehen" (6000 Euro) - Tausende sind weg.