Bayern

"Ich habe viel Zeit und Kraft für das Paket gebraucht": Wenn die Packstation zum Problem wird

Wenn das Packerl nicht nach Hause geliefert wird, kann das für Ältere ohne Smartphone ganz schön schwierig werden. "Ich habe viel Zeit und Kraft für das Paket gebraucht".


Die Packstation beim Studentenheim in der Schwere-Reiter-Straße

Die Packstation beim Studentenheim in der Schwere-Reiter-Straße

Von Julia Wohlgeschaffen

Renate Westphal aus Schwabing war vollkommen verzweifelt. Eine gefühlte Ewigkeit irrte sie im Regen umher, auf der Suche nach einem großen gelben Container. Wichtige Medikamente sollte sie dort abholen, doch der Standort war für die Seniorin unauffindbar.

Am Wochenende verpasste die 78-Jährige den Boten, der ihr ein dringend benötigtes Paket übergeben sollte. Und so fand die Rentnerin bei ihrer Heimkehr in ihrem Briefkasten nur einen kleinen gelben Zettel mit der Aufschrift "Eine persönliche Zustellung war leider nicht möglich". Üblicherweise wurden ihre Pakete in solchen Fällen bei den Nachbarn abgegeben oder in eine Postfiliale gebracht. Diesmal ist die Bestellung jedoch woanders gelandet.

"Ihre Sendung liegt in der Packstation", heißt es weiter in der Benachrichtigung von DHL. Im Studentenheim in der Schwere-Reiter-Straße soll Westphal den großen gelben Paketautomaten finden - laut Abholschein.

Also macht sich die Münchnerin auf zu den Studenten. Drei Stationen sind das mit dem Bus, draußen regnet's. Dass sie an der Haltestelle Infanteriestraße aussteigen muss, hat sie mit Müh und Not selbst herausgefunden. Ein Smartphone, das eine schnelle Wegbeschreibung liefern könnte, hat die Rentnerin nämlich nicht. "Ich hätte mir gewünscht, dass besser beschrieben wird, wie ich da hinkomme", klagt sie.

Denn sie fand zwar das Studentenwohnheim, nachdem sie eine Weile durch den Regen geirrt war - nur fehlte dort von der Packstation jede Spur. "Ich fühlte mich in der Situation völlig überfordert", sagt Westphal der AZ. Allein kam die Münchnerin hier nicht weiter. Doch sie hatte Glück: Ein paar hilfsbereite Passanten zeigten ihr den Weg zum großen gelben Packerl-Automaten. Und der hat sich laut Westphal in einer Seitenstraße versteckt. Zwar ärgerte sie sich über diese ungewollte Schnitzeljagd, doch immerhin stand sie nun endlich vor dem Zielobjekt. Die nächste Herausforderung wartete jedoch schon.

Die zahlreichen Schließfächer, hinter denen sich die nicht zugestellten Päckchen befinden, lassen sich öffnen, indem man ein kleines Display bedient und die Benachrichtigungskarte einscannt. Für die bereits erschöpfte Schwabingerin war das zu viel.

Sie hatte mit dieser Technologie noch nie zu tun und wusste nicht, was sie tun sollte. Wieder hatte Westphal Glück und ihr wurde von vorbeikommenden Fußgängern geholfen. Und so kam Renate Westphal doch noch an ihr Paket - zufriedenstellend war dieses Erlebnis für sie allerdings nicht, im Gegenteil.

"Ich habe sehr viel Zeit und Kraft dafür aufgebraucht", erklärt die Rentnerin. Den Vorteil der Packstation erkennt die Münchnerin schon: Man könne Tag und Nacht hingehen, um sein Paket abzuholen.

Sie findet aber auch, dass DHL hinsichtlich seiner älteren Kundschaft nachlässig handelt. Sie würde sich zum Beispiel wünschen, dass auf dem Benachrichtigungszettel angegeben wird, welche Haltestelle des Öffentlichen Personennahverkehrs sich in der Nähe der Packstation befindet.

DHL reagiert auf diese Kritik und verweist auf AZ-Nachfrage auf den Kundenservice: "Wir würden Ihrer Leserin empfehlen, in diesem Fall beim Kundenservice (0228 4 333 112) eine Zweitzustellung zu beantragen und für die Zukunft einen Wunschort festzulegen. Sie können im Rahmen Ihres Ablagevertrags Ihren Wunschort selbst bestimmen, wohin das Paket zugestellt werden soll, z.B. Packstation, Filiale, Gartenhaus, Nachbar."