Bayern

IAA soll Fahrspuren verlieren

Künftig soll keine Blue Lane mehr auf der Autobahn und in der Stadt für Elektroautos und Messe-Shuttle gesperrt werden. Doch der Stadtrat könnte das Projekt noch retten.


Mobilitätsreferenz Georg Dunkel (parteilos).

Mobilitätsreferenz Georg Dunkel (parteilos).

Von Felix Müller

München - Es ist ein Herzstück des Münchner IAA-Konzepts. "Ein absolutes Highlight der Messe", jubelte die IAA 2021 über die Blue Lane - gesperrte Fahrspuren auf der A94 und in der Stadt, die exklusiv für den Messe-Shuttle, für Elektroautos oder auch im Sinne der Verkehrswende für Autos mit mindestens drei Insassen benutzt werden durften.

"Nachhaltige Mobilität", hieß es, könne hier "auf den schönsten Routen der Stadt" zwischen dem Messezentrum und dem Zentrum der Stadt erlebt werden.

Nun ja. Beobachter vor Ort zeigten sich eher ernüchtert. Die Polizei hatte noch während der Messe öffentlich erklärt, eh nicht zu kontrollieren, ganz offensichtlich verstanden viele Laien die Markierungen nicht - Stau war dann oft trotzdem. Und nun, ein paar Monate vor der Wiederauflage der IAA, will der Grünen-nahe Mobilitätsreferent Georg Dunkel (parteilos) die Blue Lane ersatzlos streichen.

Eine Neuauflage "oder sogar eine Erweiterung bis in die Innenstadt" sei "nicht zielführend und mit keinem verkehrlichen Nutzen verbunden", schreibt er in einer Stadtratsvorlage, die der AZ vorliegt. Sowohl auf der A94 als auch im Stadtgebiet sei die Blue Lane von "einer hohen Fehlnutzung geprägt" gewesen.

Als Gründe nennt Dunkel "eine Unkenntnis der Beschilderung, ausgebliebene Kontrollen und Ahndungen", wegen der kurzen Dauer habe es auch "keinen Gewöhnungs- und Lerneffekt" gegeben.

Ein Hauptproblem sieht man in der Stadtverwaltung bei den gesperrten Auffahrten der Autobahn. Da der Standstreifen durchgehend für den Verkehrsversuch genutzt wurde, wurden mehrere Auffahrten für die Dauer der IAA gesperrt. Eine "signifikante Verkehrszunahme" auf den Umleitungsstrecken beklagt Dunkel. Sein Fazit: "Aufwand und Ertrag" der Blue Lanes stünden "in keinem Verhältnis".

SPD-Chefin Hübner: "Wir sind überrascht von der Ablehnung"

Nun wird spannend, ob der Stadtrat der Argumentation Dunkels folgt. Die Stadt-Politik hatte der IAA zuletzt schon mit dem Verbot, die Flächen vor der Feldherrnhalle wieder zu nutzen, das Konzept eingeschränkt.

Dem Vernehmen nach hätten sich Verkehrspolitiker als Konsequenz aus den Problemen im ersten Versuch auch vorstellen können, das Projekt nicht zu beerdigen - sondern zu verändern, etwa mit anderen Routen oder indem man den Zeitraum verlängert hätte. Dunkel will das nicht.

SPD-Fraktionschefin Anne Hübner sagte am Sonntag der AZ: "Wir sind etwas überrascht von der pauschalen Ablehnung einer Blue Lane 2023 durch das Mobilitätsreferat." Hübner kündigte an, noch einmal mit dem Veranstalter der Messe zu sprechen "und dessen Vorschläge zu hören, wie neue Mobilitätsformen sinnvoll getestet werden können".

Unwahrscheinlich, dass der Veranstalter der IAA dann erklären wird, es sei total problemlos, auf die Fahrspuren zu verzichten. Aus seiner Sicht waren die Blue Lanes ja ein zentraler Teil der Münchner IAA.