Bundestagswahl 2025
Fragen, Bangen, Freude - Was die Wahl für Bayern bedeutet

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Auf der Bühne im Adenauerhaus wurde schon mal gefeiert - die eigentliche Arbeit geht für die Union aber bei der Regierungsbildung erst los.
Ein siegessicher lächelnder CSU-Chef Markus Söder, ein angespannter Hubert Aiwanger und jede Menge Fragezeichen. Nach Schließung der Wahllokale ist zwar klar, dass die Union als mit Abstand stärkste Kraft einen Regierungsauftrag erhalten hat, doch abseits dessen sind noch viele Fragen offen. Was bisher bekannt und was noch zu klären ist - ein Überblick:
Söders Partei kann vier Jahre nach ihrer historischen Pleite mit 31,7 Prozent wieder zulegen und landet nach der ersten Hochrechnung des Bayerischen Rundfunks bei 38,7 Prozent. Wie viele der 47 Wahlkreise die Christsozialen gewonnen haben und welche ihrer Direktkandidaten am Ende wirklich in den Bundestag einziehen dürfen, ist offen. Sie bekommen wegen des neuen Wahlrechts nur noch dann ein Mandat, wenn ihre Partei auf genügend Zweitstimmen kommt, anderenfalls geht der Wahlkreis leer aus.

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Nun steht fest, wie viele CSU-Abgeordnete künftig im Bundestag sitzen. (Archivbild)
Mit der neuen Einigkeit von CDU und CSU sei es gelungen, die Union wieder so stark wie in früheren Jahren zu machen, sagt Söder und gratuliert dem sehr erleichtert wirkenden Unionskanzlerkandidaten und CDU-Chef Friedrich Merz.
Nach der ersten Hochrechnung könnte es für mehr CSU-Mandate reichen - dann würde der bisherige Chef des bayerischen Bauernverbandes, Günther Felßner, über die Liste auch in den Bundestag einziehen. Dies hängt aber auch davon ab, welche anderen Parteien den Einzug in den Bundestag schaffen. "Die Leute wollen den Politikwechsel", sagte CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt. Mit Blick auf möglicherweise notwendige Kompromisse bei den Koalitionsverhandlungen gab er sich kämpferisch wie im Wahlkampf.
Eigentliche Messlatte für die CSU ist aber die 40-Prozent-Marke, welche die Partei seit Monaten in Umfragen stets überschreitet, teils sogar deutlich. Bis zu 45 Prozent waren es Ende 2024. Insofern müssen die fast 39 Prozent durchaus auch als ernüchternd bewertet werden. Intern wurde dies mit der - verglichen zur CSU selbst - fehlenden Abgrenzung von Merz zu den Grünen bewertet. CSU-Vize Manfred Weber nannte auch die bundespolitischen Ambitionen der Freien Wähler als Grund für fehlende CSU-Stimmen. CSU-Chef Söder gilt aber gleichwohl als unumstritten.
Sollte es der Union gelingen, eine Regierung zu bilden, werden auch wieder mehr bayerische Politiker am Kabinettstisch Platz nehmen. In der CSU rechnen sie unter der Hand mit mindestens drei Ministerposten und drei Staatssekretären.
Söder selbst hatte für seine Partei schon Interesse am Agrarministerium bekundet und mit Felßner auch seinen Wunschkandidaten präsentiert. Parteiintern gibt es auch Sympathien für Wirtschaft, Verteidigung und Inneres. Söder und Landesgruppenchef Alexander Dobrindt werden in den kommenden Monaten bei den schwierigen Verhandlungen viel in Berlin gebunden sein.
Theoretisch ist das große Ziel von Parteichef Hubert Aiwanger zwar noch erreichbar, aber die Zahlen zu den Zweitstimmen der Freien Wähler lassen selbst große Optimisten verstummen. Bundesweit ist zunächst gar kein Prozentwert zu erfahren, sie werden unter "Sonstigen" subsumiert, was schon mal als Niederlage zu werten ist. Auch in Bayern liegen sie unter der Fünf-Prozent-Hürde, sie kommen im Bayerischen Rundfunk gerade einmal auf 3,8 Prozent. Zum Vergleich: 2021 landeten die Freien Wähler im Freistaat noch bei 7,5 Prozent.
Die Freien Wähler hatten bereits im Wahlkampf erkannt, dass für sie die Fünf-Prozent-Hürde zu hoch sein dürfte. Dass sie aber angesichts der desaströsen Zahlen in drei Wahlkreisen ein Direktmandat holen und sich so doch noch den Bundestagseinzug sichern, ist sehr unwahrscheinlich.
Schon die ersten Prognosezahlen zeigen klar auf, dass deutlich mehr bayerische AfD-Abgeordnete im Bundestag sitzen werden als bislang. 2021 hatten 12 AfD'ler aus dem Freistaat ein Mandat erlangt - die Partei war hier auf 9 Prozent gekommen. Mit 17,5 Prozent konnte sie ihr Ergebnis beinahe verdoppeln, liegt aber noch hinter dem Ergebnis, das sich im Bund abzeichnet. Hier kratzt die Partei in den ersten Hochrechnungen an der 20-Prozent-Marke.
Wie die Grünen in Bayern das Wahlergebnis am Ende bewerten, hängt massiv von dem 2021 viel umjubelten ersten grünen Direktmandat im Münchner Süden ab. Sollte Jamila Schäfer es verteidigen können, dürfte ihr Fazit wohl positiver ausfallen. Bei 12,8 Prozent landete die Partei in der Hochrechnung - verglichen mit den 14,1 Prozent 2021 ein noch halbwegs akzeptabler Wert, immerhin wehte den Grünen wegen der Ampelregierung ein strenger Gegenwind aus Berlin ins Gesicht. Wahr ist aber auch: Vom negativen Bundestrend abkoppeln konnten sich Bayerns Grüne nicht.
Die bisherige Kanzlerpartei SPD erlebt in Bayern wie im Bund einen Abend zum Vergessen. Mit 11,3 Prozent landete sie gleich 7 Prozentpunkte unter dem Ergebnis von 2021. Damit ist klar, dass es deutlich weniger Sozialdemokraten aus dem Freistaat im Bundestag geben wird. Bisher waren es 23. Die Sozialdemokraten stecken damit in Bayern weiterhin in einer beispiellosen Krise - bei den vergangenen Landtagswahlen erreichte die Partei ebenfalls nur einstellige Prozentwerte.
Bundesweit gehört die Partei zu den klaren Gewinnern der Wahl. Die in Bayern traditionell eher erfolglose Linke kann im Freistaat auch von dem Hype in anderen Teilen des Landes profitieren. Nach 2,8 Prozent im Jahr 2021 landete die Partei nun bei 6,2 Prozent.