Kultur

Digitales Theater bekommt eigene Spielstätte in Nürnberg


Mit digitalen Projekten experimentieren viele Theater, das Nürnberger Staatstheater geht jetzt einen Schritt weiter: Es eröffnet eine neue Spielstätte für Produktionen, die reales und virtuelles Theatererlebnis miteinander verbinden. Dafür engagiert das Staatstheater mit Roman Senkl und Nils Corte zwei Digitaltheatermacher mit jahrelanger Erfahrung. Ihr erstes Stück soll ab Ende Juni zu sehen sein.

Im "Extended Reality Theater" (XRT) - so der Name der neuen Spielstätte - sollen rund 100 Zuschauerinnen und Zuschauer Platz finden. Die Produktionen werden dort live auf der Bühne gespielt, lassen das Publikum aber mit LED-Leinwand für virtuelle Bühnenbilder, VR-Brillen und anderer innovativer Technik in eine erweiterte Realität abtauchen. "Wir wollen den virtuellen Raum zu uns auf die Bühne holen", sagte Senkl bei der Vorstellung des Projekts am Donnerstag. So könnten Schauspielerinnen und Schauspieler dort unter anderem mit Avataren interagieren oder ganz zu diesen werden. Man wolle mit den Technologien spielen, aber sich auch mit ihren Gefahren künstlerisch auseinandersetzen, ergänzte Corte. "Wir wollen im XRT Digitalität greifbar machen."

"Digitale Formate haben schon seit geraumer Zeit eine große Bedeutung", sagt die geschäftsführende Direktorin des Deutschen Bühnenvereins, Claudia Schmitz. So gebe es bundesweit auch andere Theater, die Raum für digitale Innovationen und Projekte bieten, zum Beispiel die Akademie für Theater und Digitalität in Dortmund oder die digitale Bühne am Staatstheater Augsburg.

Eine eigene Spielstätte für Digitales ist in dieser Art nach Angaben von Schauspieldirektor Jan Philipp Gloger an einem Staats- oder Stadttheater bisher einzigartig. Diese sei auch als Labor gedacht, um auszuprobieren, was das Digitale für die Theaterarbeit bedeute, sagte Staatsintendant Jens-Daniel Herzog. "Eine Gefahr? Eine Chance? Oder beides."

Am 23. Juni wird mit "Mythos P.A.N." ein erstes Stück in der neuen Spielstätte Premiere feiern. Ab der nächsten Spielzeit soll es vier Produktionen pro Saison geben - neben eigenen Aufführungen von Senkl und Corte auch von anderen Künstlerinnen und Künstlern.