Wahlergebnis
CSU siegt klar in Ostbayern - AfD auf Platz zwei

Michael Kappeler/dpa
Friedrich Merz (CDU) und Markus Söder (CSU) gratulieren sich zum guten Abschneiden bei der Bundestagswahl.
Alle 47 Wahlkreise in Bayern sind mittlerweile ausgezählt. In Niederbayern und der Oberpfalz zeichnet sich ein klares Bild ab: Die CSU konnte alle Wahlkreise Ostbayern für sich gewinnen. Auch im Rest des Freistaats holte die CSU alle Wahlkreise und hat damit ihren jahrelangen Abwärtstrend beenden können.
Trotzdem stehen der CSU jetzt nur 44 Abgeordnete im neuen Bundestag zu. Das teilte die Bundeswahlleiterin in der Nacht auf ihrer Webseite mit. Aufgrund des neuen Wahlrechts kommen drei Direktkandidaten nicht zum Zug, die zwar in ihren Wahlkreisen die meisten Erststimmen holten, dabei im landesweiten Vergleich aber am schlechtesten abschnitten. Dabei handelt es sich um Sebastian Brehm (Wahlkreis Nürnberg Nord), Claudia Küng (München Süd) und Volker Ullrich (Augsburg Stadt). Die Diskrepanz kommt zustande, weil die CSU laut Wahlergebnis vom Montagmorgen nur 37,8 Prozent der Zweitstimmen in Bayern holte. Das sind trotzdem rund sechs Prozentpunkte mehr als vor vier Jahren – denn damals war die CSU mit 31,7 Prozent auf ein historisch schlechtes Ergebnis abgestürzt.
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CSU-Chef Markus Söder sagte im Bayerischen Fernsehen: "Es dürfte das beste Ergebnis aller Parteien in Deutschland sein." Der Ministerpräsident lehnte für den Bund wie zuvor im Wahlkampf eine Koalition der Union mit den Grünen ab. Es scheine so zu sein, dass es für die Union entweder mit einem oder möglicherweise mit zwei Partnern reiche, sagte Söder bei einer Videoschalte aus Berlin bei der CSU-Wahlparty in München. "Relativ klar ist aber, es geht ohne die Grünen."
Die AfD wurde in allen Wahlkreisen in der Region zweitstärkste Kraft. Am rechten Rand würde die AfD laut Hochrechnung ihren Stimmanteil auf 18,9 Prozent nahezu verdoppeln können. 2021 hatte die Partei im Freistaat lediglich 9,0 Prozent geholt. Bei der AfD herrschte nach dem großen Erfolg Euphorie: Bei dem "ganzen Widerstand", der der Partei entgegengesetzt worden sei, sei das ein "hervorragendes Ergebnis", sagte der Landesvorsitzende Stephan Protschka im Bayerischen Fernsehen.
Für die Freien Wähler sieht es schlecht aus
Freie Wähler-Chef Hubert Aiwanger wurde in seinem bundespolitischen Ehrgeiz einmal mehr enttäuscht: Laut Hochrechnung verloren die Freien Wähler deutlich. Drei Direktmandate hätten sie für einen Einzug in den Bundestag gebraucht. Doch in dieser Hinsicht schaut es bislang eher schlecht aus. Im Wahlkreis Landshut liegt Landrat Peter Dreier, der als aussichtsreicher Herausforderer galt, aktuell mit 25,6 Prozent der Erststimmen deutlich hinter dem bisherigen CSU-Abgeordneten Florian Oßner (31,1 Prozent). Ein ähnliches Bild bietet sich bei Hubert Aiwanger: Der Wirtschaftsminister liegt in seinem Wahlkreis Rottal-Inn momentan mit 22,8 Prozent nur auf dem dritten Platz, noch hinter Stephan Protschka von der AfD (23,9 Prozent) und CSU-Mann Günter Baumgartner (34,6 Prozent).
Aiwanger führt das schlechte Abschneiden seiner Partei auch auf fehlende Medienaufmerksamkeit zurück. Andere Parteien seien "einfach mehr im Mittelpunkt gewesen", sagte er der Deutschen Presse-Agentur in München. "Die AfD hat natürlich die Schlagzeilen beherrscht über Monate hinweg, und dagegen angehen zu können, ist eben sehr schwierig."
Großer Frust bei der SPD
Wie auch im Bund hat die SPD in Ostbayern massiv verloren. So fiel sie bei den Zweitstimmen in Straubing von rund 15 auf rund 8 Prozent, in Schwandorf von rund 18 auf rund 9 Prozent und im Wahlkreis Rottal-Inn von rund 14 auf rund 7,5 Prozent. Auch anderswo im Freistaat war es für die in Bayern seit Jahrzehnten an nahezu kontinuierlich schrumpfende Wahlergebnisse gewohnte SPD einmal mehr ein bitterer Abend: Die Partei des nunmehr abgewählten Bundeskanzlers Olaf Scholz landete laut Hochrechnung mit 11,6 Prozent nur noch auf Rang vier und verlor im Vergleich zu 2021 über sechs Prozentpunkte. Offensichtlich sei der Frust über die Ampelregierung sehr groß gewesen, konstatierte die Landesvorsitzende Ronja Endres im BR. "Wir sind überhaupt nicht zufrieden mit dem Wahlausgang."
Die Linke überrascht mit guten Ergebnissen
Überholt wurden die Sozialdemokraten von den Grünen, die vergleichsweise geringe Einbußen erlitten und mit 12,3 Prozent drittstärkste Kraft im Freistaat wurden. "Viele hatten größere Sorgen vor dem heutigen Abend", sagte im BR der Grünen-Bundestagsabgeordnete Toni Hofreiter. In den Umfragen vor der Wahl hatten die Grünen zwischenzeitlich noch erheblich tiefer gelegen.
Die Linke lag nach den Hochrechnungen mit 5,5 Prozent auch in Bayern überraschend gut, die FDP landete mit 4,2 Prozent im Freistaat unter der Fünf-Prozent-Hürde - das wäre weniger als halb so viel wie 2021.
Fast halbiert hat sich laut Hochrechnung aber auch das Ergebnis der Freien Wähler, die laut Hochrechnung lediglich 4,2 Prozent holten. Parteichef Hubert Aiwanger zieht es seit Jahren in die Bundespolitik. Das Bündnis Sahra Wagenknecht holt laut BR-Hochrechnung in Bayern nur 2,9 Prozent der Stimmen.
Der große Erfolg der AfD ist nach Einschätzung der Politikwissenschaftlerin Ursula Münch keineswegs nur auf Protestwähler zurückzuführen. Dennoch geht Münch davon aus, dass die weitere Entwicklung der Partei maßgeblich von der Arbeit der aller Voraussicht nach künftig unionsgeführten nächsten Koalition in Berlin abhängt. "Das liegt auch daran, wie es der kommenden Bundesregierung gelingen wird, die Probleme zu lösen."
Im Freistaat waren rund 9,2 Millionen Wahlberechtigte zur Wahl des neuen Bundestages aufgerufen. Viele von ihnen hatten ihre Stimme auch schon vorab per Briefwahl abgegeben. In Bayern traten laut Landeswahlleiter 737 Kandidatinnen und Kandidaten auf 17 Landeslisten und als Wahlkreiskandidaten an.
2021 war die SPD in Bayern auf 18,0 Prozent gekommen. Die Grünen holten 14,1 Prozent, die FDP erreichte 10,5 Prozent, die AfD 9,0 Prozent, die Linke 2,8 Prozent und die Freien Wähler kamen auf 7,5 Prozent.