Landtagswahl

Briefwahl in Bayern verzeichnet Rekordwerte

Kurz vor der Landtagswahl in Bayern ist immer vom alles entscheidenden Wahlsonntag am 8. Oktober die Rede. Zehntausende Wähler haben ihre Entscheidung aber längst getroffen.


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Eine Verwaltungsmitarbeiterin bereitet Unterlagen für die Briefwahl vor.

Von dpa

Kurz vor der bayerischen Landtagswahl zeichnen sich Rekordzahlen bei den Briefwählern ab. Deutlich mehr Menschen als bei der letzten Landtagswahl 2018 haben die Briefwahl beantragt, wie das Bayerische Landesamt für Statistik am Donnerstag in Fürth mitteilte.

Bislang wurden schon 3,56 Millionen Briefwahlscheine beantragt, wie eine Abfrage der sieben Wahlkreisleiter bei den Gemeinden ergab. Das entspricht einem Anteil von 37,9 Prozent aller etwa 9,4 Millionen Stimmberechtigten in Bayern.

Zum Vergleich: Bei den Landtags- und Bezirkswahlen 2018 wurden an 2,80 Millionen Stimmberechtigte Wahlscheine ausgegeben. Das waren 29,5 Prozent aller Stimmberechtigten. Laut Landesamt entscheiden sich erfahrungsgemäß rund 95 Prozent der Antragsteller dann auch tatsächlich für die Briefwahl. Nur fünf Prozent wählen mit dem Wahlschein in einem anderen Wahllokal des Stimmkreises oder verzichten auf eine Wahl.

"Der nun vorliegende Zwischenstand zum Briefwahlaufkommen deutet auf eine deutliche Steigerung des Briefwahlanteils gegenüber der Landtagswahl 2018 hin", sagte Landeswahlleiter Thomas Gößl. Nach aktuellem Stand hat bislang schon für jeder dritte Stimmberechtigte in Schwaben (33,7 Prozent) einen Briefwahlschein für die Landtags- und Bezirkswahlen 2023 bekommen. In Niederbayern und der Oberpfalz waren es vier von zehn. Auch eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter den fünf größten Städten im Freistaat bestätigte den Trend zur Briefwahl: Die Landeshauptstadt München hatte nach Angaben des zuständigen Kreisverwaltungsreferates 13 Tage vor der Wahl 328.108 Briefwahlunterlagen ausgestellt und damit schon mehr als bei der letzten Landtagswahl 2018 insgesamt. Damals wurden insgesamt 301.737 Wahlscheine mit Briefwahlunterlagen ausgestellt.

In Nürnberg hatten zum gleichen Zeitpunkt mehr als 100.000 Stimmberechtigte Wahlscheine für die Briefwahl beantragt. Bei der Landtagswahl 2018 gaben insgesamt 77.736 Wähler ihre Stimme per Brief ab. In Augsburg waren es heuer bereits mehr als 52.000 (2018 insgesamt 38.965), in Regensburg rund 36.000 (2018 insgesamt 28.711) und in Ingolstadt 30.100 (2018 insgesamt 23.700). "Sicherlich folgen bis zum Wahltag weitere Anträge", sagte eine Sprecherin der Stadt Nürnberg. Seit Jahren wächst der Anteil der Briefwähler stark. 2018 lag er hierzulande mit 38,9 Prozent so hoch wie nie zuvor.

Seit 1958 ist in Bayern die Briefwahl möglich, damals machten jedoch nur 96.112 Menschen davon Gebrauch. Es durfte aber auch nur derjenige per Brief wählen, der sich "am Wahltag aus wichtigem Grund" außerhalb seines Wahlkreises aufhielt. Dazu zählte ein Urlaub ebenso wie Arbeit, Krankheit oder Freiheitsentziehung, also ein Gefängnisaufenthalt. Zum Vergleich: 2003 waren es bereits mehr als 1,2 Millionen Menschen, und vor fünf Jahren dann schon fast 40 Prozent.