Bayern

Bayerische Hausbau verlässt München

In Pullach muss das Unternehmen weniger Gewerbesteuer zahlen. Die Reaktionen.


Hier ziehen Hausbau-Mitarbeiter ein: Bürohäuser in Pullach.

Hier ziehen Hausbau-Mitarbeiter ein: Bürohäuser in Pullach.

Von Felix Müller, Christina Hertel

München/Pullach - Das Statement des Oberbürgermeisters klingt durchaus ein bisserl zerknirscht. "Am Dienstag", teilte er gestern auf AZ-Anfrage mit, habe die Bayerische Hausbau ihn über ihr Vorhaben "informiert". Verhindern könne er die Entscheidung nicht, "solange sich an gesetzlichen Rahmenbedingungen nichts ändert", beklagte Dieter Reiter.

Zuvor hatte die Hausbau einen Bericht der "SZ" bestätigt. Demnach zieht die Bayerische Hausbau ihre Geschäftsfelder in Pullach zusammen - offiziell, um die Zusammenarbeit zwischen den Geschäftsfeldern Development und Immobilien zu erleichtern. Und, auch offiziell: um sich die Münchner Gewerbesteuern zu sparen.

Die sind in vielen kleinen Umlandgemeinden niedriger als in der Landeshauptstadt - was sich, wie man bei der Hausbau betont, bereits etliche Mitkonkurrenten zunutze gemacht haben.

Die Stadt-Politik reagierte gestern trotzdem ungewöhnlich deutlich auf die Ankündigung, zwei Gebäude mit begrüntem Innenhof und 5600 Quadratmetern Bürofläche am Isarhochufer in Pullach zu beziehen.

Die Hausbau selbst hingegen ist hochzufrieden. Nicht nur weil man von den "steuerlichen Vorteilen" profitiert, wie es gestern in einer Mitteilung hieß. "Wir wollen uns auf kurzen Wegen abstimmen und transparenter zusammenarbeiten, um flexibel, fokussiert, kreativ und interaktiv miteinander zu arbeiten und die Zukunft unseres Unternehmens erfolgreich zu gestalten", jubelte Hausbau-Chef Marcel Wendt.

In der Mitteilung wird betont, man werde in den nächsten fünf Jahren eine Milliarde Euro in der Stadt investieren und somit auch viel Grundsteuer hier zahlen. Dem Vernehmen nach hat die Hausbau in München in den vergangenen fünf Jahren ebenfalls in dieser Größenordnung investiert.

Nun aber informierte man den OB in einem Telefonat, dass man keine Gewerbesteuer mehr zahlen wird. Und teilt in der gestrigen Pressemitteilung nebenbei gegen die Stadt aus. Nicht nur mit dem Hinweis auf die hohen Gewerbesteuern. Sondern auch, indem man "verstärkte staatliche und städtische Restriktionen" beim Neubau beklagt.

In der Stadt-Politik riefen gestern hingegen alle nach strengeren Regeln des Bundes. "Die Gemeindebücherei in Grünwald ist sicher nicht der Grund, warum dorthin Unternehmen ziehen", schimpfte Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) im Gespräch mit der AZ. "Dieses Gewerbesteuer-Hopping finde ich ehrlich gesagt zum Kotzen." Münchens SPD-Chef Christian Köning sagte auf Nachfrage: "Wenn die Hausbau mit ihren großen Gewinnen den Umzug so begründet, dann zeigt das die ganze Absurdität von Steueroasen." Es handele sich um "ruinöses Steuerdumping", sagte Köning. Rathaus-CSU-Chef Manuel Pretzl sagte, es sei "sehr bedauerlich, wenn ein Münchner Traditionsunternehmen, das einen Großteil seines Geldes in München verdient, die Stadt verlässt". Und auch Dieter Reiter sagte explizit, "natürlich" ärgere es ihn, wenn Firmen wegzögen.

Die Hausbau hatte ursprünglich geplant, mit anderen Teilen der Schörghuber-Unternehmensgruppe in das neue "Davanto" am Standort des ehemaligen Hacker-Brauhauses an der Theresienwiese zu ziehen. Diese vorgesehenen Flächen werden nun aber doch fremdvermietet. Während die Hausbau nach Pullach zieht, bleiben die anderen Firmen in Bogenhausen.

Dem OB übrigens fiel gestern auch noch ein freundlicher Satz zur Hausbau ein. Die errichte in Pullach einen "echten Firmenstandort", betonte Reiter. "Damit unterscheidet sie sich zum Beispiel von solchen Firmen, die nur einen Briefkasten in Grünwald unterhalten." Immerhin.