Prozess in Traunstein

Angeklagter bestreitet Vorwürfe in Schleuser-Verfahren

Die vier Angeklagten sollen fast 800 Menschen illegal nach Deutschland gebracht haben.

Die vier Angeklagten sollen fast 800 Menschen illegal nach Deutschland gebracht haben.

Von dpa

Im Prozess gegen vier mutmaßliche Mitglieder einer internationalen Schleuserbande hat einer der Angeklagten die Vorwürfe bestritten. Die anderen drei Männer, darunter der Hauptangeklagte, schwiegen zum Verfahrensauftakt vor dem Landgericht Traunstein.

Dem mutmaßlichen Komplizen wirft die Staatsanwaltschaft vor, er habe in Deutschland den zuvor eingezahlten Schleuserlohn ausgezahlt. Der 44-Jährige aus dem niedersächsischen Burgwedel sei im Rahmen des sogenannten Hawala-Systems als Treuhänder für ein Zahlungsbüro aktiv gewesen.

Der Angeklagte räumte die bereits für sich genommen illegalen Transaktionen ein. Wofür das Geld jeweils bestimmt war, habe er jedoch nicht gewusst. Er habe vermutet, es sei etwa für Autoverkäufe oder für die Unterstützung von Angehörigen. „Ich habe mit Schleusungen nichts zu tun“, sagte er.

Auch versuchter Mord wird den Angeklagten vor dem Landgericht Traunstein vorgeworfen.
Auch versuchter Mord wird den Angeklagten vor dem Landgericht Traunstein vorgeworfen.
Auch versuchter Mord wird den Angeklagten vor dem Landgericht Traunstein vorgeworfen.
Eine der Schleusungen soll zwei Frauen beim anstrengenden Fußweg von Belarus nach Lettland das Leben gekostet haben.
Eine der Schleusungen soll zwei Frauen beim anstrengenden Fußweg von Belarus nach Lettland das Leben gekostet haben.
Eine der Schleusungen soll zwei Frauen beim anstrengenden Fußweg von Belarus nach Lettland das Leben gekostet haben.

Richter Volker Ziegler hielt ihm entgegen: „Sie versuchen sich darzustellen als Außendienstmitarbeiter, der wenig Ahnung hatte.“ Bei der Aussage handle es sich um „eine Verharmlosung“. Allen Angeklagten legte er nahe, sich umfassend zu äußern: Im Falle eines Schuldspruchs müssten sie „damit rechnen, dass hier sehr hohe Strafen verhängt werden“.

Die vier Angeklagten, drei Syrer und ein Deutscher zwischen 28 und 44 Jahren, sollen führende Mitglieder eines international agierenden Schleuser-Clans sein. Sie waren im November in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen festgenommen worden - im Zuge einer europaweiten Spezialoperation.

Laut Anklage schleuste die Bande als Teil eines international aktiven Netzwerks fast 800 Menschen meist syrischer Herkunft überwiegend von Serbien über Ungarn und Österreich nach Deutschland und teilweise in benachbarte EU-Länder.

Die Fahrten waren als sogenannte Garantieschleusungen organisiert. Dabei hinterlegten die Passagiere Geld bei einem Hawala-Treuhänder, der die Zahlung erst nach Ankunft freigab. Dafür kassierten die Bandenmitglieder zwischen 2022 und 2024 wohl mehrere Millionen Euro.

Der 36 Jahre alte Hauptangeklagte soll einer der Anführer des Netzwerks in Deutschland gewesen sein, das für den Großteil der Schleusungen entlang der Balkanroute von Syrien nach Deutschland verantwortlich sein soll. Den Vorwürfen zufolge organisierte er auch eine Schleusung, bei der auf dem Fußweg von Belarus nach Lettland zwei Frauen durch körperliche Erschöpfung starben.

Dem Mann wird außerdem vorgeworfen, verschiedene Aufträge für Verbrechen erteilt zu haben. Dazu zählen der versuchte Mord am Vater seiner Ex-Frau in Syrien und Angriffe auf die Ex-Frau und deren neuen Ehemann.

Für das Verfahren sind 23 Prozesstage bis Mitte Dezember angesetzt.

Dieser Artikel ist Teil eines automatisierten Angebots der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Er wird von der idowa-Redaktion nicht bearbeitet oder geprüft.

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