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Klub-WM in Saudi-Arabien: Echt jetzt?
17. Februar 2023, 18:00 Uhr aktualisiert am 17. Februar 2023, 18:00 Uhr
Der erste Schritt ist gemacht. Viele müssen folgen, damit der FC Bayern im Juni das Champions-League-Finale in Istanbul erreicht. Gewinnt die Nagelsmannschaft gar den Henkelpott, führt sie der Weg im Dezember nach Saudi-Arabien.
Am Valentinstag vergab die Fifa die Austragung der Klub-WM dorthin. Der Wüstenstaat drängt mit Macht ins Business Fußball. Anfang Februar wurde mit Yasser Al-Misehal ein Funktionär aus Saudi-Arabien in den Fifa-Rat, deren mächtigstes Gremium, gewählt. Kurz zuvor kam die News, dass die saudische Tourismusbehörde Sponsor der Frauen-WM 2023 in Australien und Neuseeland werden soll. Einer ihrer Touri-Testimonials: Lionel Messi.
Saudi-Arabien? Echt jetzt? Das Land steht in der Kritik wegen Menschenrechtsverletzungen, Einschränkungen der Meinungsfreiheit, Vollstreckungen der Todesstrafe. Und da ist der Fall des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi, der 2018 auf Anordnung seiner Regierung in der Türkei ermordet und in Stücke gesägt wurde.
Gianni Infantino, der Fifa-Präsident, twitterte nach einem Besuch bei Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman: "Das Essen ist vorzüglich. Die Welt sollte sich das anschauen."
Auch Katar hat mal klein angefangen, erhielt 2010 den Zuschlag für die umstrittene WM 2022 und hatte trotz weltweitem Aufschrei (echt jetzt?!) den längeren Atem. Zuvor wurden Weltstars (Guardiola, Effenberg) mit Unsummen in die Liga gelockt, ein Staatsfonds kaufte Paris St.-Germain. Alles eine hübsche Blaupause für den Nachbarstaat.
Der Weg für Saudi-Arabien ist längst bereitet, das Sportswashing läuft auf Hochtouren: Der spanische Supercup wird seit Jahren dort ausgetragen, Superstar Cristiano Ronaldo kickt für Al-Nassr. Der einheimische Staatsfonds kaufte Premier-League-Klub Newcastle United. Ich bin mir sicher: 2030 wird die WM in Saudi-Arabien stattfinden - echt jetzt! Denn was nicht passt und nicht sein darf, wird passend gemacht von der Fifa. Jede Wette.