Auswärtsschwache Münchner

Euroleague-Debakel in Valencia: Die Bayern fremdeln


Seit Wochen Bayerns Alleinunterhalter auf der Spielmacherposition: Nationalspieler Maodo Lo (r.).

Seit Wochen Bayerns Alleinunterhalter auf der Spielmacherposition: Nationalspieler Maodo Lo (r.).

Von Michael Schleicher / Online

Die FCB-Basketballer erleben bei Valencia in der Euroleague ein 56:82-Debakel. Trainer Radonjic prangert die Auswärtsschwäche an. "Wir waren zu soft!" Gegen Bayreuth gibt es einen 91:79-Erfolg.

Valencia/München - Wirklich nur 56 Punkte? Die Basketballer des FC Bayern haben ein Problem. Das ist spätestens seit dem 56:82-Debakel in Valencia klar.

Zuhause im heimischen Audi Dome sind sie eine Macht, in der Fremde - gerade bei internationalen Spielen - wackeln die FCB-Basketballer jedoch bedenklich, sie fremdeln. Das sieht auch Chef-Coach Dejan Radonjic so. Zuhause in München habe man schon "wirklich gute Spiele gezeigt und große Siege erlebt", sagt der Montenegriner. Er betonte nach der Pleite aber: "Bei unseren Auswärtsspielen war genau das Gegenteil der Fall - und zwar nicht nur heute."

In diesem Fall dürften sich die Münchner gefreut haben, dass sie schon 40 Stunden nach der Pleite in Spanien wieder auf dem Court standen. Am Sonntag holte der FCBB daheim gegen Bayreuth einen allerdings recht mühevollen 91:79-Erfolg. Damit bleibt der FCBB ungeschlagen BBL-Tabellenführer. "Die Reaktion, die ich heute sehen wollte, war es, bereit für das Spiel zu sein, denn wir hatten nicht viel Zeit zu regenerieren. Der Fokus war gut, die Energie auch", sage Radonjic: "In der Euroleague müssen wir aber offensiv viel besser spielen, wenn wir noch mehr Siege schaffen wollen."

Höchste Saisonniederlage in Valencia

Die nationale Nummer eins zu sein, ist den Münchnern nicht genug. Das gehört auch bei den Basketballern längst zum Selbstverständnis. Die Ziele sind deutlich höhere. "Ich hoffe, dass wir in der Euroleague die Playoffs erreichen, dann haben wir unser internationales Ziel erreicht", sagte Uli Hoeneß, seit Freitagabend Ex-Präsident des FC Bayern, schon zu Saisonbeginn. Um das zu schaffen, was zuvor noch keiner deutschen Mannschaft gelungen ist, wäre ein Sieg in Valencia allerdings Pflicht gewesen.

Mit einer Bilanz von 1:6 standen die Spanier vor dem Duell auf dem letzten Tabellenplatz. Bayern peilte bei dem Eurocup-Sieger im vierten Versuch seinen ersten Auswärtssieg und damit eine ausgeglichene Bilanz (nun 3:5) an. Stattdessen setzte es die höchste Saisonniederlage für die Münchner.

"Valencia war in jedem Aspekt des Spiels besser als wir", ärgerte sich Petteri Koponen hinterher: "Unsere Offense war wieder das Problem, wir haben da keine Lösungen gefunden und mit weniger als 60 Punkten kannst du nicht gewinnen." Bayerns "Abteilung Attacke" hatte sozusagen Pause. Die Offensive in Szene zu setzen, ist die Aufgabe der Point Guards. Auf der Spielmacher-Position ist Maodo Lo, der in Valencia 11 Punkte erzielte und gegen Bayreuth pausierte, aber seit Wochen Bayerns Alleinunterhalter. Neuzugang DeMarcus Nelson enttäuschte erneut. Das gilt - bis auf wenige Ausnahmen wie zum Beispiel das Spiel gegen Real Madrid - für seine komplette bisherige Saison. Diego Flaccadori deutete im Derby sein Potenzial zumindest mal an, TJ Bray (Knie-OP) steigt erst demnächst ins Lauftraining ein und fehlt mindestens noch bis Weihnachten.

Radonjic mit schonungsloser Analyse

Auch die Rückkehr von Nihad Djedovic (Kniereizung), Bayerns Finals-MVP der Meisterplayoffs, brachte in Valencia nicht die erhofften Impulse. Und so fiel die Analyse von Radonjic schonungslos aus. "Schon der Beginn von uns war zu soft, bis auf eine kurze Phase hat Valencia das Spiel kontrolliert", sagte der FCBB-Chefcoach: "21 Turnover sind sehr viel, zu viele."

Um ihren Auswärtskomplex zu lösen, haben die Bayern nun zumindest ein wenig Zeit. In dieser Woche stehen in der Euroleague gegen Olympiakos Piräus (Di.) und Panathinaikos Athen (Fr., jeweils 20.30 Uhr/Magenta Sport) erstmal wieder zwei Heimspiele an.