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Die AZ-Wintersportkolumne von Ramona Hofmeister: Gedanken und Tränen

Die deutsche Snowboard-Ikone ist ein Teil des prominenten Kolumnisten-Pools der Abendzeitung.


Von Ramona Hofmeister

Ich bin zu Hause in Berchtesgaden, liege auf der Couch, ein grippaler Infekt hat mich niedergezwungen - keine Überraschung für mich, ist es doch schlicht die Antwort meines Körpers auf den körperlichen und mentalen Stress im Rahmen der WM in Georgien, die ohne die von mir gewünschten Ergebnisse geblieben ist. Inmitten von Kräutertee, Wärmflasche und Taschentüchern fließen die Gedanken - und manchmal auch die Tränen.

Meine Gefühle schwanken zwischen einer Enttäuschung über mich selbst und auch Wut auf die Organisatoren, denen man getrost ins Stammbuch schreiben kann, dass sie die Pisten teilweise so schlecht präpariert hatten, dass faire Wettkämpfe einfach nicht möglich waren.

Ich hatte so große Erwartungen an diese Titelkämpfe - medaillenlos zurückkehrt zu sein, nagt an mir und sofort zur Tagesordnung zu gehen, ist nicht mein Ding. Ich beschäftige mich intensiv mit dem Gefühl der nicht erfüllten Erwartung und muss schauen, wie ich dies verarbeite, um dann die Motivation für die restlichen Weltcups zu bündeln. Denn: In der Gesamtwertung und im Riesenslalom ist ja wirklich noch alles drin. Ich mache mir Gedanken, warum die Dinge so gekommen sind und versuche, so etwas wie eine Lehre daraus zu ziehen, um vielleicht in der Zukunft das eine oder andere von vornherein zu verändern. Vielleicht muss man aber auch einfach akzeptieren, was passiert ist, ohne zu grübeln, weil dies Energie für die bevorstehenden Aufgaben frisst. Ich denke, dass ich meinen Weg der Auseinandersetzung finden werde. . .

Der letzte Riesenslalom-Wettkampf wird am 15. März in Slowenien sein. Ich hoffe, dort die kleine Kugel für die Riesenslalom-Wertung sicher zu machen und dies dann als Motivationssprungbrett für das Saisonfinale in Berchtesgaden auf meinem Hausberg zu nehmen, um beherzt in den Kampf um den Gesamtweltcup zu gehen. Ich mag den Götschen, die Atmosphäre, die natürlich davon getragen ist, dass nicht nur viele deutsche Zuschauer da sind, sondern die Berchtesgadener, von denen ich gefühlt die Hälfte gut kenne. Also: Ich arbeite daran fit zu werden, für die letzten Aufgaben der Saison!