Nachfolger von Volland, Bender & Co.
TSV 1860: Wie Sechzig seine Junglöwen veredeln will
5. Oktober 2019, 10:05 Uhr aktualisiert am 5. Oktober 2019, 10:05 Uhr
Der TSV 1860 will sich künftig mehr um den Nachwuchs kümmern - doch die Konsolidierung schmerzt.
München - Lars Bender. Sven Bender. Kevin Volland. Christopher Schindler. Aber auch Timo Gebhart und Nico Karger. Allesamt hängen sie in den Gängen des Nachwuchsleistungszentrums. Sie gelten als weiß-blaues Tafelsilber. Junge, begabte Fußballprofis, die Sechzigs preisgekrönte Talentschmiede hervorgebracht hat.
"Wenn man die Gänge entlanggeht, sieht man, wie viele Spieler, Spielergenerationen hier ausgebildet worden sind", sagt Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel über die zahlreichen "Junglöwen". So heißen sie, die Talente im Nachwuchsleistungszentrum, die früher oder später den Weg zu den Profis finden sollen - und nicht selten zu erstklassigen Fußballern gereift sind. Wie die Bender-Zwillinge, Volland oder auch Julian Weigl in der Bundesliga zeigen.
Gorenzel unterstreicht die Bedeutung der Jugendarbeit
Der sportliche KGaA-Boss Gorenzel: "Das hatte eine große Bedeutung in der Vergangenheit, aber auch in der Gegenwart, und es soll auch so bleiben." Der Plan der Sechzger: Junglöwen-Veredelung vorantreiben. Womit wir bei Dennis Dressel, Fabian Greilinger, Noel Niemann und Niklas Lang wären: Das Quartett feilt derzeit daran, den Sprung in die erste Elf von Trainer Daniel Bierofka zu schaffen. Gorenzel: "Wir wollen Spieler als Fußballer, aber auch als Persönlichkeit ausbilden."
Ein Beispiel, das den Weg von Sechzigs mehrfach preisgekröntem Ausbildungszentrum zeigt - und laut Gorenzel die Wichtigkeit der aus Finanznöten mehrfach bedrohten U21 belegt: Dressels Aufstieg zum Profi. "Dennis hat den zweiten Bildungsweg genommen. Am Anfang hat es nicht ganz gereicht, dann haben wir ihm bewusst in der U21 mehr Verantwortung übertragen und ihn zum Kapitän ernannt. Er hat eine enorme Entwicklung genommen, das hat ihm gut getan." Alternativ, so Gorenzel, wäre der 20-jährige Spielmacher "womöglich irgendwo in der Regionalliga hängen geblieben".
Den umgekehrten Weg geht Niemann: Der 19-jährige Flügelflitzer schien frühreif zu sein und seine Entwicklung etwas abkürzen zu können. Der quirlige Dribbler durfte in jungen Jahren schon mit ins Trainingslager fliegen, bevor ihn eine der leidvollsten Sportverletzungen lahm legte: Kreuzbandriss.
Nun ist Niemann zwar wieder im Saft, doch seine Entwicklung wurde jäh gebremst. Gorenzel erklärt: "In der U21 kann Noel Spielpraxis sammeln und sich wieder für oben anbieten."
Können sich die Löwen ihr NLZ langfristig leisten?
Mit Manfred Paula, Sechzigs neuem NLZ-Leiter, tauscht sich Gorenzel wöchentlich aus, um an der "hohen Qualität der Ausbildung" und "Nachhaltigkeit" zu feilen. Dass Sechzigs Talentschmiede wegen zumeist zweitklassiger U-Mannschaften und gerade aufgrund der verschärften Konkurrenzsituation mit anderen Leistungszentren weiter vorangebracht werden muss, scheinen auch die beiden Gesellschafter begriffen zu haben: Gorenzel dankte kürzlich explizit dem e.V. für die verstärkte finanzielle Unterstützung. Auch Investor Hasan Ismaik und die KGaA wollen selbstredend weiter vom NLZ profitieren. Doch wie sollen sich die Konsolidierungs-Löwen längerfristig ihr NLZ leisten? "Es ist kein Geheimnis", erklärt Gorenzel: "Wir werden dieses Thema in einer Aufsichtsratssitzung besprechen." Ausgang ungewiss.
Übrigens: Paula wie Gorenzel sprechen sich in einem Wettkampf, "wo schon 15-jährige Burschen mit dem Berater am Tisch sitzen", gegen Abwerbungsversuche aus. "Jeder Spieler soll dort bleiben, wo er seine Wurzeln hat und nicht beim ersten Problem aufgeben", sagt Gorenzel und verweist darauf, dass jeder Akteur ein solches Durchsetzungsvermögen brauche.
Paula untermauerte das mit einer Statistik: "Sie besagt, dass es von 78 Profis, die zwischen NLZ gewechselt sind, kein einziger zum Profi geschafft hat." Lieber soll es der geradlinige Weg sein, am besten bei den Blauen - wie die Benders, Vollands und Schindlers an den Wänden im Junglöwen-Trakt.
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