Remis im Stadtderby

TSV 1860: Die Erkenntnisse aus dem Debüt von Neu-Löwe Michael Köllner


Trainer des TSV 1860: Michael Köllner.

Trainer des TSV 1860: Michael Köllner.

Von Christina Stelzl

Spiel eins von Michael Köllner auf der Trainerbank des TSV 1860 ist mit einem Remis zu Ende gegangen. Aus der Partie gegen den FC Bayern II können bereits erste Erkenntnisse gezogen werden.

München - Die 68. Minute war es, die sinnbildlich für die wohl größte Qualität der Löwen stand. Langer Ball von Kapitän Felix Weber, der unermüdlich lange Bälle nach vorne schlug. Flanke von Stefan Lex, der unzählige Male nach vorne preschte. Kopfball von Dennis Dressel, der nochmal nachsetzte - und mit seinem Treffer des Willens für kollektiven Jubel sorgte.

Dressels erster Drittliga-Treffer bescherte dem TSV 1860 am Sonntag im Lokalderby gegen den FC Bayern II ein 1:1. Dressels Tor im Nachfassen stand symptomatisch für die Leistung der Blauen gegen die Roten. "An Dennis hat man gut erkannt, wie unser Auftritt war: Er hat so lange nachgearbeitet, bis der Ball endlich drin war", erklärte Sechzigs Neu-Trainer Michael Köllner.

Mentalität und Charakter haben gestimmt

Tor erzwungen, drohende Derby-Pleite durch die Führung von Bayerns Kwasi Wriedt (26.) verhindert: "Nachdem der Ball nochmal geklärt worden ist, ist es eine Willenssache, eine Einstellungssache, eine Charaktersache, endlich die Entscheidung herbeizuführen." Köllners Kampflöwen, die nie aufgeben - Sechzigs Stärke schon unter Ex-Trainer und Identifikationsfigur Daniel Bierofka. Mentalität, Charakter.

Nicht nur Gemeinsamkeiten mit den Bierofka-Löwen, vielmehr das Vermächtnis des Ex-Trainers, wie dessen Nachfolger meinte: "Wichtig ist, dass man erkennt, dass die Mannschaft eine Leidenschaft hat, dass die Mannschaft einen Willen hat, dass sie auch mal einen Rückschlag verkraften kann." Der 49-Jährige weiter: "Dass die Jungs aus der Halbzeit herauskommen und sagen: Das Ding wollen wir jetzt unbedingt drehen!"

Böhnlein-Experiment geht nicht auf

Allesamt habe der Nürnberger Aufstiegscoach unter seinem Vorgänger erkannt und wolle dies "weiter pflegen und hegen." Spannende Erkenntnisse ließen sich schon bei Köllners Premiere ziehen, gleichbedeutend mit Spiel zwei nach Bierofka. Mutig: Der Oberpfälzer stellte das unter Oliver Beer in Halle (1:0) bestens funktionierende 3-5-2-System um und überraschte im 4-4-2 mit der Hereinnahme von Kristian Böhnlein, der zuvor kaum eine Rolle gespielt hatte und meist nur in der U21 zum Einsatz gekommen war.

"Wir wollten auf Bayerns Sechserraum Druck erzeugen und einen zweikampfstarken und laufstarken Spieler reinbringen, der die Räume zuläuft", rechtfertigte Köllner seine Idee mit Defensivspieler Böhnlein auf der Zehn. Die ging aber nur in den Anfangsminuten auf, bevor sich die Bayern ein Übergewicht erspielten. An der Junglöwen-Front überraschte Köllner ebenfalls: Das von Bierofka geförderte Duo Leon Klassen und Fabian Greilinger stand trotz Köllners Ansage, auf Talente bauen zu wollen, nicht einmal im Kader.

Dressel zahlt sein Vertrauen zurück

Dagegen vertraute der Neu-Coach Torschütze Dressel, dem Bierofka zwar zum Debüt verholfen, aber in den letzten vier Partien nicht mehr auf dem Rasen berücksichtigt hatte. Eine Maßnahme, die sich auszahlte - und den Protagonisten freute: "Ich finde es super, wir haben auch eine klasse Leistung auf den Platz gebracht. Alles top." Einen Dompteur-Vergleich umschiffte Dressel gekonnt wie nichtssagend: "Jeder macht die Dinge auf seine Art und Weise. Michael Köllner macht es so, Daniel Bierofka macht es so."

Der federleichte Flügelflitzer Noel Niemann durfte zudem als Joker sein Drittliga-Debüt feiern, auch der zweite Schlussphasen-Einwechselspieler Simon Seferings scheint näher an die erste Elf gerutscht zu sein. Der wichtigste Mann aber hieß Dressel. Der vorbildliche Willens-Löwe und Co. sollen auch am kommenden Sonntag im nächsten Derby bei der SpVgg Unterhaching in diesem Stile auftreten (01.12.,14 Uhr, Magenta Sport und im AZ-Liveticker).

Eventuell sogar mit dem wiedergenesenen Spielmacher Efkan Bekiroglu, der am Montag erstmals wieder das Mannschaftstraining absolvierte. Köllner über den heutigen freien Tag - und seinen nächsten Schlachtplan: "Jetzt werden wir durchschnaufen, dann bereiten wir uns auf unseren nächsten Fight in Haching vor." Im Optimalfall erzwingen seine Kampflöwen dann anstelle eines Remis einen Derbysieg.

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