"Haben uns selbst geschlagen"

TSV 1860: Daniel Bierofka hadert mit Bock von Leon Klassen


Frustriert nach der Niederlage in Würzburg: Löwen-Coach Daniel Bierofka.

Frustriert nach der Niederlage in Würzburg: Löwen-Coach Daniel Bierofka.

Von Christina Stelzl

Der TSV 1860 zeigt bei den Würzburger Kickers sein Auswärtsgesicht und verliert mit 1:2. "Wir haben uns selbst geschlagen", schimpft Trainer Daniel Bierofka. Vor allem Youngster Leon Klassen kommt nicht gut weg.

München - Die Löwen sind und bleiben die Löwen. "Es hat sich nichts verändert, seit ich damals 2004 da war: Sechzig ist ein sehr interessanter Klub, aber hat ein turbulentes Umfeld. Wenn man irgendwo ein Feuer löscht, flammt das nächste auf", sagte Rudi Bommer gestern Abend.

Der Ex-Löwen-Trainer war nach Würzburg gereist, um sich die Sechzger zu Gemüte zu führen - und sah einen anderen, alten Löwen-Blues. Das 1:2 (0:1) des TSV 1860 im Oberbayer-Mainfranken-Derby bei den Würzburger Kickers zum Abschluss des elften Spieltags der Dritten Liga sollte folgendes Vorurteil bedienen: Immer dann, wenn die Sechzger gut drauf sind und ein bisserl oben hinschmecken wollen, setzt es den schier unvermeidlichen Rückschlag.

"Haben Würzburg teilweise an die Wand gespielt"

Dave Gnaase (23.) und Fabio Kaufmann (62.) trafen für Würzburg, Sascha Mölders gelang mit seinem zweiten Saisontreffer kurz nach dem Seitenwechsel nur der Ausgleich (47.). Und das, obwohl 1860 zahlreiche Chancen hatte - und in der Schlussphase in Überzahl agierte. "Wir haben uns selbst geschlagen", klagte ein wütender 1860-Trainer Daniel Bierofka frustriert: "Wir haben Würzburg teilweise an die Wand gespielt, den Ball aber nicht über die Linie gekriegt."

Zum ersten Mal in der laufenden Saison hatte Bierofka seine Startelf nicht gewechselt, vertraute dem Duo Marius Willsch und Leon Klassen auf den Außen. Schon früh zeigte sich gleich doppelt, wie sehr Jubel und Frust beieinanderliegen (könnten): In der 15. Minute klärte Tim Rieder eine Flanke in höchster Not, bevor Benjamin Kindsvater im Gegenzug nach toller Einzelaktion erst am linken Pfosten und im Nachschuss rechts am Außennetz scheiterte. "Das war ein guter Umschaltmoment, aber ansonsten waren wir zu passiv", urteilte Sechzigs Co-Trainer Oliver Beer später bei "Magenta Sport".

"Normal ist das keine Torchance"

Acht Minuten später jagte Timo Gebhart am langen Pfosten eine Hereingabe völlig freistehend in den Würzburger Nachthimmel - bevor Gnaase unaufmerksamen Sechzgern wenige Augenblicke später einen einschenkte. Je zwei dicke Dinger hüben wie drüben und Würzburger ging in Führung, die Patrick Sontheimer nur aufgrund einer starken Parade von Bonmann nicht ausbauen konnte (30.). Ansonsten spielte Sechzig mehr zurück und quer, als durch gelungenes Kombinationsspiel zu glänzen, weshalb weitere Chancen vorerst ausblieben.

Nach der Pause der bis dato völlig unsichtbare Mölders nach einer Willsch-Hereingabe auf Gebhart und dessen verunglücktem Abschluss dort, wo ein Torjäger stehen muss - Ausgleich! Als 1860 besser ins Spiel zu finden schien, antworteten die Kickers prompt: Der zu kurz geratene Kopfball von Klassen brachte den herausgelaufenen Bonmann in Bedrängnis und Kaufmann musste nur noch einschieben. "Das ist noch ein junger Kerl", sagte Bierofka über den Unglückslöwen: "Normal ist das keine Torchance."

Sechzig wehrte sich gegen die drohende Niederlage, aber Greilinger (68.) und Mölders (70.) verpassten das 2:2, bevor Luca Pfeiffer mit Gelb-Rot vom Feld musste (80.). Trotz Überzahl, trotz Bierofkas Verzweiflungssturmtrio Mölders, Markus Ziereis und Prince Owusu brachte selbst die Schießbude Würzburg den Vorsprung über die Zeit. Heißt für 1860, das vom Gegner überholt wurde: Platz 14 - und das nächste Feuer anstelle einer genutzten Chance.

Lesen Sie hier: Noten zum TSV 1860 - Sechs Vierer und die Fünf für Unglücksrabe Klassen