AZ-Interview zum 75. Geburtstag

Philipp Lahm: "Jupp ist als Spieler, als Trainer und als Mensch eine Legende"


Am Ziel ihrer Träume: Philipp Lahm (v.) und Jupp Heynckes nach dem Sieg im Champions-League-Finale 2013.

Am Ziel ihrer Träume: Philipp Lahm (v.) und Jupp Heynckes nach dem Sieg im Champions-League-Finale 2013.

Von Michael Schleicher / Online

Ex-Bayern-Kapitän Philipp Lahm gratuliert Jupp Heynckes in der AZ zum 75. Geburtstag und spricht über das spezielle Verhältnis zu seinem Ex-Trainer.

München - Philipp Lahm im AZ-Interview: Der ehemalige Bayern- und DFB-Kapitän (36) ist aktuell als Unternehmer tätig. Zudem ist der Rio-Weltmeister Geschäftsführer der DFB EURO GmbH und Präsidiumsmitglied des DFB.

AZ: Herr Lahm, Jupp Heynckes wird am Samstag 75. Was wünschen Sie ihm?
PHILIPP LAHM: Ich wünsche Jupp Gesundheit und eine gute Zeit mit seiner Familie, viel Freude mit seinem großen Garten und natürlich, dass es bald wieder Fußballspiele gibt, die er nach der Gartenarbeit schauen kann.

Wie sehr hat Heynckes Sie als Spieler und Persönlichkeit geprägt? Wo ist er bei all den Trainern, die Sie hatten, einzuordnen?
Eine Mannschaft und ein Trainer müssen perfekt zusammenpassen, damit große Erfolge möglich werden. Mit Jupp Heynckes haben wir das Triple gewonnen, was ja bis heute in der langen Vereinsgeschichte des FC Bayern unerreicht ist. Der Erfolg, den wir gemeinsam hatten, ist die beste Antwort auf Ihre Frage.

Was sind Heynckes' größte Stärken? Wie hat sich der menschliche Umgang mit den Spielern, für den er immer stand, konkret geäußert?
Jupp Heynckes ist als Spieler, als Trainer und als Mensch eine Legende. Als Trainer konnte er die Qualität jedes Spielers perfekt einschätzen. Seine große menschliche Reife und Erfahrung erlaubten ihm, für jeden Spieler die richtige Ansprache zu finden und das Beste aus ihm herauszuholen. Man hat immer sofort gespürt, dass Jupp Heynckes weiß, wie er das Leistungsvermögen unserer Mannschaft optimal ausnützen kann.

Unter Heynckes wurde Lahm zum Triple-Kapitän

Was hat Sie mehr miteinander verbunden: Das Drama dahoam 2012 gegen Chelsea oder der im Jahr darauf folgende Triple-Gewinn?
Das Finale dahoam und das Triple sind untrennbar miteinander verbunden. Wie wir als Team mit der Niederlage gegen Chelsea umgegangen sind, hat den Triple-Gewinn überhaupt erst möglich gemacht. Und das Selbstvertrauen, das wir uns damit erworben haben, war sicher ein Baustein für den WM-Triumph 2014.

Als Kapitän hatten Sie noch mal ein anderes Verhältnis zu ihm. Wie speziell war das?
Wir haben einfach zusammengepasst. Jupp Heynckes hatte sehr große Erfahrung, und ich war damals im besten Fußballalter. Ich bekam sofort ein unheimliches Vertrauen in seine Führungsqualitäten. Wir hatten von Beginn an unheimlich viel Respekt voreinander.

Das Triple-Jahr: Bastian Schweinsteiger (l.), Phlipp Lahm (v.) und Trainer Jupp Heynckes (rechts) feiern am 11. Mai 2013 nach dem 3:0 gegen den FC Augsburg die Meisterschaft.

Das Triple-Jahr: Bastian Schweinsteiger (l.), Phlipp Lahm (v.) und Trainer Jupp Heynckes (rechts) feiern am 11. Mai 2013 nach dem 3:0 gegen den FC Augsburg die Meisterschaft.

Gab es auch mal Unstimmigkeiten? Konnte Heynckes auch streng und vielleicht sogar stur sein?
Nein, das war nicht nötig. Die Mannschaft hatte eine extrem hohe Qualität, und Jupp Heynckes hat gewusst, wie er das steuern muss und die Dinge in den Griff bekommt. Die Mannschaft hat ihn aufgrund seiner Erfahrung als Trainer und Persönlichkeit sehr geschätzt.

Mit einem Augenzwinkern gefragt: Müsste Heynckes nicht noch mal aus dem Ruhestand zurückkehren, um irgendwann Nachfolger von Jogi Löw als Bundestrainer zu werden?
Nein. Ich glaube, dass Jupp Heynckes - und das hat auch das letzte erfolgreiche Engagement beim FC Bayern gezeigt - mit seinem Lebensweg rundherum zufrieden ist. Und deshalb fühlt er sich mit seinem Leben auch gerade sauwohl.

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