Moosburger Historiker

Erste wissenschaftliche Studie zu Internierungslager Nr. 6 vorgelegt


Bei einem VHS-Vortrag zeigte Dr. Dominik Reither auch, dass Sport im Internierungslager möglich war.

Bei einem VHS-Vortrag zeigte Dr. Dominik Reither auch, dass Sport im Internierungslager möglich war.

Im Jahr 1945 änderten sich auch in Moosburg die Vorzeichen: Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs übernahmen die amerikanischen Besatzer, und plötzlich fanden sich nicht Kriegsgefangene aus aller Herren Länder hinter dem Stacheldraht wieder, sondern die Deutschen. Aus dem Stalag VII A wurde das Internierungslager Nr. 6.

Die Übergangsphase vom Krieg hin zu Wiederanfang und Demokratie hat der Moosburger Historiker Dr. Dominik Reither in "Zwischen Hakenkreuz und Sternenbanner" beschrieben, zwischenzeitlich aber auch die Studie "Internment Camp No 6 Moosburg" vorgelegt.

Dem Buch gelingt der Spagat zwischen Wissenschaft und interessiertem Laienpublikum recht gut. Bekommt der Historiker Genauigkeit samt ausführlicher Fußnoten und akribischer Quellenangaben, bleibt dieser Geschichtsumgriff dabei für Nicht-Wissenschaftler dennoch gut lesbar und verständlich. 18 Kapitel führen von der Errichtung des Internierungslagers über Alltag und Entnazifizierung bis zur Auflösung des Lagers im Jahr 1948.

Dr. Dominik Reither ist Jurist, Historiker und wissenschaftlicher Autor.

Dr. Dominik Reither ist Jurist, Historiker und wissenschaftlicher Autor.

Der Blick auf prominente Internierte, darunter Organisatoren des Holocaust oder Hitlers "Hoffotograf" Heinrich Hoffmann, ist hierbei eine entscheidende Ergänzung, die das Bild der Zeit abrundet. Hinzu kommen über 60 bislang wenig oder noch völlig unbekannte Abbildungen.

Kritik und letztlich positives Fazit zum Buch

So richtig und absolut wichtig Reithers Buch nicht nur für Moosburg, sondern die noch kaum erfolgte Forschung zu den Internierungslagern in Deutschland sein mag, zwei Dinge lässt die Studie vermissen. Zum einen ist dies eine wissenschaftliche Einschätzung des abgedruckten Bildmaterials, zum anderen Aussagen zum Fall Wernher von Braun. Ersteres ist ein generelles Manko der meisten Werke zur Geschichte, insbesondere des 20. Jahrhunderts, Letzteres bedauerlich, da die Episode von der Anwesenheit des deutschen Physikers im Moosburger Lager geradezu zur lokalen Überlieferung gehört. Da sie sogar ausführlich im Internet zu finden ist, hätte man sich zumindest eine kurze Einschätzung gewünscht, gerade weil Reithers Studie ansonsten alle Aspekte des Internierungslagers abzudecken scheint.

Dennoch muss das Fazit positiv ausfallen, denn der Historiker kann mit dem Verdienst einer ersten grundlegenden Forschung zum Internierungslager in Moosburg nur überzeugen.

Reithers vom Verein Stalag Moosburg e. V. herausgegebene 371 Seiten starke Studie "Zwischen Hakenkreuz und Sternenbanner. Ein Internierungslager in der US-Zone 1945 - 1948" ist im Buchhandel erhältlich. Im Frühjahr erscheint bereits das Buch zum Stadtjubiläum. Die Präsentation von "1250 Jahre Moosburg. Von den Anfängen bis ins 21. Jahrhundert" erfolgt am 8. April in der VHS Moosburg.