Landkreis Landshut

Notunterkünfte für Flüchtlinge sind überfüllt - Stadt spricht von "Krise"


Diese zwei Zelte ließ die Stadt hinter der Alten Wäscherei notdürftig errichten, um einer Gruppe von 13 Flüchtlingen, die sich weigerte, in die Notunterkunft am Klinikum einzuziehen, vor dem Wetter Schutz zu bieten. (Foto: is)

Diese zwei Zelte ließ die Stadt hinter der Alten Wäscherei notdürftig errichten, um einer Gruppe von 13 Flüchtlingen, die sich weigerte, in die Notunterkunft am Klinikum einzuziehen, vor dem Wetter Schutz zu bieten. (Foto: is)

Die Stadt hat sich selbst das Ziel gesteckt, alle im Stadtgebiet ankommende Flüchtlinge möglichst human unterzubringen. Bislang gelang dies gut - doch seit vergangenen Donnerstag ist die Grenze des Machbaren überschritten.

Das sagt Thomas Link, Persönlicher Referent des Oberbürgermeisters und Leiter der Stabsstelle Flüchtlingskoordination. Alle verfügbaren Betten in den bestehenden Notunterkünften sind belegt, die Hallen teils sogar überbelegt. Hinzu kommt, dass jede Woche weitere 20 Flüchtlinge erwartet werden. Link über das Unvermeidbare: "Unter diesen Umständen können unpopuläre Maßnahmen wie Zeltstädte und kurzfristige Anmietungen von Objekten nicht weiter ausgeschlossen werden, ohne die Anwohner davon ausreichenden in Kenntnis setzen zu können."

Die Umstände, von denen der Persönliche Referent des Oberbürgermeisters spricht, sind die ungehinderten Zuströme von Flüchtlingen, die die Regierung von Niederbayern zwängen, den Kommunen feste Kontingente zwangszuzuweisen, egal ob tatsächlich Unterkünfte vor Ort vorhanden sind oder nicht. In der Stadt jedenfalls scheint die Obergrenze erreicht zu sein. "So wie in ganz Niederbayern", sagt Link. Einen direkten Vorwurf könne man deshalb der Regierung von Niederbayern nicht machen. Es gebe aber Momente, in denen man sich als Verantwortlicher in einer Kommune "sehr alleingelassen fühlt."

Das Fass endgültig zum Überlaufen brachten am Donnerstagmittag 20 weitere Flüchtlinge, unter ihnen auch alleinreisende Mütter mit Kleinkindern und Familien mit weiteren Kindern. Ein einmonatiges Kind musste von Link vorsorglich ins Krankenhaus gebracht werden. Behelfsweise schaffte die Stadt zunächst Platz in der übervollen Notunterkunft Alte Wäscherei am Klinikum. Bei 9 der 20 Flüchtlinge, die nach Links Angaben aus einer gesicherten Unterkunft aus Neuschönau kamen und dort bisher in einem umgebauten Hotel eine Unterkunft gefunden hatten, überwog bei der Ankunft an der tristen Großunterkunft offensichtlich der Frust. Die Gruppe, der nach Links Angaben offenbar bei der Abreise eine Verbesserung ihrer Lage in Aussicht gestellt wurde, weigerte sich, in die Alte Wäscherei einzuziehen. Auch die schon länger in der Unterkunft wohnenden Landsleute aus Syrien konnten die Gruppe nicht umstimmen, die Notunterkunft zu betreten.

"Nachvollziehbar, aber stur"

Link sprach in diesem Zusammenhang von menschlich nachvollziehbaren Gründen, teilweise könne er aber deren Sturheit nicht verstehen. Diverse Kommunikationsversuche über Dolmetscher und freiwillige Helfer, die Flüchtlinge umzustimmen, ihr Campieren unter freiem Himmel aufzugeben, klappte nicht. Da die Koordinationsstelle nach Angaben der Stadt nicht auf Zwangsmaßnahmen setzen wollte, wurde die Sporthalle auf dem Kasernengelände bezugsfertig gemacht. Das Technische Hilfswerk baute noch am Freitagnachmittag unwetterfeste Zelte auf der Wiese hinter der Alten Wäscherei auf. Gestern Abend waren zumindest die Zelte teilweise bezogen, wohl auch wegen des schlechten Wetters. Ein Teil der Gruppe beharrt aber auf ihrer Forderung nach einer dezentralen Unterkunft.