Landkreis Landshut
Gebäudebrüter-Berater ausgebildet
21. September 2021, 11:19 Uhr aktualisiert am 21. September 2021, 11:19 Uhr
Sie sind Akrobaten der Lüfte, fliegen - wie die Mauersegler, die am Landratsamt nisten - in einem verregneten Sommer mal schnell zur Futtersuche ans Mittelmeer; sie trotzen, wie die Störche, den Gefahren auf den Flugrouten zu ihren Winterquartieren tief in Afrika. Aber womit sie und alle Gebäudebrüter nicht fertig werden, ist, dass der Mensch ihre Nistplätze verbaut oder zerstört. Deshalb hat der Landkreis nun Berater ausgebildet, die das verhindern sollen.
Landrat Peter Dreier, der als Jugendlicher in Volieren Sittiche gezüchtet hat, und bis heute fasziniert ist von der Welt der Vögel, stand die Freude ins Gesicht geschrieben: Das Landratsamt hat als erstes in Bayern ehrenamtliche Gebäudebrüter-Berater ausgebildet und ein Handbuch herausgebracht, einen praxisorientierten Leitfaden, das allen Orientierung bietet, die sich interessieren für den Schutz von Rauchschwalben, Mauerseglern, Störchen, Turmfalken, Haussperling und Co..
Mauersegler von Achdorf: Die Boten des Sommers
Dreier sagte den Mitarbeitern der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) des Landratsamts Dank - Simon Sedlmeier-Rudek, der das Berater-Projekt ins Leben gerufen hat, seiner Kollegin Christine Straßer, mit der er zusammen die Berater ausgebildet hat und der UNB-Leiterin Carolin Seethaler. Anerkennung zollte er den zehn Frauen und Männern aus verschiedenen Teilen des Landkreises und aus unterschiedlichsten Berufen, die sich der Aufgabe des Schutzes der Gebäudebrüter-Arten stellen. Er sei stolz darauf, "dass wir als Landkreis für unsere Bürger die bayernweit erste staatliche Gebäudebrüter-Beratung anbieten und zwar nicht über einen Verband, sondern über das Ehrenamt organisieren", betonte Dreier. Die Natur mit ihren Geschöpfen sei etwas Wunderbares: "Wir sind aufgewachsen mit unseren heimischen Vogelarten, kennen sie von Kindesbeinen an als Mitbewohner unserer Häuser und von Kirchen", sagte Dreier und sprach auch die Mauersegler an, für die an den Fassaden des Landratsamts Nistkästen angebracht sind: Wenn sie ankommen, weiß man, dass die warme Jahreszeit bald anbricht.
Zehn Gebäudebrüter-Arten heimisch in der Region
Zehn Arten von Gebäudebrütern sind in der Region heimisch. Sie bauen oder richten ihre Brutnester an Gebäuden ein, ziehen hier ihre Jungen groß, fühlen sich hier sicher und ziehen sich bei Bedarf in diese Refugien zurück. Immer mehr von solchen Brutplätzen gehen jedoch heute verloren durch Sanierungs-, Abbruch- und Umbau-Maßnahmen. Daher geraten immer mehr dieser Vogelarten in Bedrängnis - und erscheinen dann auf der roten Liste der gefährdeten Tierarten.
Eigentlich sind diese Nistplätze geschützt: Während der Brutzeit dürfen laut Naturschutzgesetz des Bundes keine Umbau-Arbeiten und Sanierungen vorgenommen oder Gebäude abgerissen werden. Oft scheuen Bauherrn aber davor zurück, sich an eine Behörde zu wenden, weil sie sich vor Konsequenzen fürchten wie hohen Kosten oder einen Baustopp, stellen die Mitarbeiter von Naturschutzbehörden immer wieder fest.
Flächendeckendes Vogelschützer-Netz
Solche Konflikte nach Möglichkeit gar nicht entstehen zu lassen oder zu entschärfen und die für Gebäudebrüter überlebenswichtigen Nistplätze zu erhalten - das ist eine der Kernaufgaben der frischgebackenen Gebäudebrüter-Berater. Zehn Frauen und Männer sind solche Berater, drei konnten nicht zu der kleinen Feierstunde im Großen Sitzungssaal kommen, so dass Landrat Dreier sieben Landkreisbürgern die Zertifikate über ihre Berater-Ausbildung überreichte und sie in ihr neues Ehrenamt berufen hat.
Die Gebäudebrüter-Berater im Landkreis Landshut sind (in Klammern ihr jeweiliges Zuständigkeitsgebiet): Alfred Brückl (Ergolding), Gerhard Gruber (Kröning, Aham, Gerzen), Christine Luginger (Neufahrn, Bayerbach, Ergoldsbach), Anton Maier (Pfeffenhausen), Helmut Maier (Tiefenbach, Kumhausen), Rosa Meßmer-Gampl (Altdorf, Eching), Anton Moissl (Essenbach), Gerhard Röhrdanz (Rottenburg, Hohenthann), Annette Terwey (Adlkofen, Geisenhausen, Vilsbiburg, Bodenkrichen, Schalkham), Fritz Wenzl, (Postau, Wenig, Wörth, Niederaichbach).