Bruckberg

Ein Herz und eine Seele suchen ein Zuhause


Wenn die Wohnungssuche zur schier unüberwindbaren Hürde wird. Der von Geburt an schwer gehbehinderte Hans-Dieter Munz aus Bruckberg bei Landshut sucht für sich und seinen Hund Sammy eine neue Wohnung. Wer kann helfen?

Wenn die Wohnungssuche zur schier unüberwindbaren Hürde wird. Der von Geburt an schwer gehbehinderte Hans-Dieter Munz aus Bruckberg bei Landshut sucht für sich und seinen Hund Sammy eine neue Wohnung. Wer kann helfen?

Von Matthias Jell und Redaktion idowa

Der Immobilienmarkt gleicht auch in Ostbayern längst einem Oligopol - wenig Angebot, viel Nachfrage. Für Vermieter ein Luxus. Sie können nach eigenem Gusto den Daumen senken oder heben. Das nimmt bisweilen immer abstrusere Ausmaße an: nicht zu jung, nicht zu alt, keine Haustiere, keine Kinder, keine befristeten Arbeitsverträge. So in etwa sollte der perfekte Mieter heute aussehen. Doch was ist, wenn man nicht so perfekt ist?

Der Fall wird umso schwieriger, wenn man sich auf Wohnungssuche befindet, gesundheitsbedingt aber ortsgebunden ist, diverse Ansprüche stellen muss und obendrein noch einen Hund hat. In diesem Dilemma steckt der 40-jährige Hans-Dieter Munz aus Bruckberg im Landkreis Landshut seit einigen Monaten.

Eine Kämpfernatur wurde Hans-Dieter Munz buchstäblich von Beginn an in die Wiege gelegt. Als er zur Welt kommt, wird bei ihm Spina bifida diagnostiziert - eine angeborene Fehlbildung der Wirbelsäule und des Rückenmarks. Die Folgen: beide Hüften sind deformiert, er besitzt keinerlei Unterschenkelmuskulatur, beidseitig hat er Klumpfüße.

Bereits im Kindesalter muss Hans-Dieter Munz etliche schwere Operationen über sich ergehen lassen, um zumindest ein halbwegs normales Leben führen zu können. "Es war schon nicht leicht", erinnert sich der heute 40-Jährige. Vor allem in der Schule wurde er oft gehänselt. Entweder man zerbricht daran oder man legt sich ein dickes Fell zu und kämpft sich Schritt für Schritt weiter im Leben durch. Hans-Dieter Munz entscheidet sich für Letzteres. Er macht sein Abitur 1996, studiert BWL und startet dann ab 1996 bei seinem Arbeitgeber, der Commerzbank Stuttgart, voll durch. Der gebürtige Schwabe lebt und arbeitet in der Folge zeitweise in Frankfurt, London und München. In München lernt er seine spätere Frau kennen, die er 2007 heiratet. Schließlich wird er Abteilungsdirektor im Wealth Management mit Sitz in Landshut.

Bis zu 22 Tabletten täglich

Zu dieser Zeit läuft plötzlich alles wie am Schnürchen für Hans-Dieter Munz. Sein Körper hat sich soweit stabilisiert, keine Operationen mehr und obendrein das Liebesglück gefunden. Was da noch fehlte, war das passende Eigenheim. Doch auch hier werden die beiden schnell fündig und kaufen ein großzügiges Einfamilienhaus in Bruckberg. Mit ihnen zieht auch der damals noch einjährige Hund Sammy ein. Das traute Familienglück hält einige Jahre, doch 2014 verschlechtert sich der Gesundheitszustand von Hans-Dieter Munz plötzlich wieder zusehends. Seine Hüften machen nicht mehr mit. "Ich hatte nur noch Schmerzen, die schier unerträglich waren. Täglich musste ich bis zu 22 verschiedene Tabletten nehmen, darunter auch Opiate. Anders wäre es nicht mehr gegangen", berichtet Munz. Dass das aber kein Dauerzustand bleiben konnte, wusste auch er. Eine Hüftoperation war unvermeidlich.

Aufwendige OP im Sporthopaedicum Straubing

Doch das führte zur nächsten Hürde, die es zu überwinden gilt. Denn bei welchem Krankenhaus auch immer Hans-Dieter Munz wegen dieser aufwendigen Operation anfragte, nahezu überall wurde abgewunken. Munz: "Selbst in Murnau haben sie sich das nicht zugetraut." Lediglich an zwei Krankenhäusern erhielt er grünes Licht: im Klinikum rechts der Isar in München und am Sporthopaedicum in Straubing. Er entschied sich für eine OP in der Gäubodenstadt, wo ihm im Mai 2016 die erste künstliche Hüfte eingesetzt wurde, im November 2016 schließlich die zweite. Zwischen den beiden Operationen und danach die jeweils gleiche Tortur und Leidenszeit. Erst musste Hans-Dieter Munz zwei bis drei Wochen im Krankenhaus verbringen, dann war er wieder acht bis zehn Wochen auf den Rollstuhl angewiesen, weil keinerlei Belastungen möglich waren. Im Anschluss daran folgte eine sechswöchige Reha in Bad Füssing und eine je dreimonatige ambulante Reha.

So sieht die neue künstliche Hüfte aus, die Hans-Dieter Munz in einer aufwendigen Operation im Sporthopaedicum in Straubing eingesetzt wurde.

So sieht die neue künstliche Hüfte aus, die Hans-Dieter Munz in einer aufwendigen Operation im Sporthopaedicum in Straubing eingesetzt wurde.

Mitten in dieser ohnehin schon schwierigen Zeit scheiterte dann im April 2017 auch noch die Ehe von Hans-Dieter Munz und seiner Frau. Sie zog wenig später aus dem gemeinsamen Einfamilienhaus aus. Einmal mehr drohte für den 40-Jährigen eine Welt zusammenzubrechen, doch einmal mehr bot er dem Schicksal die Stirn und kämpfte weiter. Hilfe bekam er dabei von engen Freunden in Bruckberg, die ihm jede noch so kleine Stolperfalle im Erdgeschoss des Hauses buchstäblich aus dem Weg räumten und umbauten. Seither lebt Hans-Dieter Munz, oder auch "Hasi", wie ihn seine Freunde nennen, gemeinsam mit dem mittlerweile 13-jährigen Hund Sammy im Erdgeschoss des Hauses. Doch der Rest des 250 Quadratmeter großen Hauses ist völlig verwaist und unbenutzt. Treppensteigen ist für den 40-Jährigen schlichtweg kaum möglich. Seine beiden Füße kann er auch nach der OP nur maximal fünf Zentimeter heben. "Außerdem ist dieses riesige Haus für mich und Sammy allein einfach viel zu groß", so Munz.

Vermieter mit Herz gesucht

Seit einigen Monaten sucht er daher in Bruckberg und näherer Umgebung nach einer 3- bis 4-Zimmer-Wohnung mit kleinem Garten für sich und seinen treuen Begleiter Sammy. Aufgrund seiner Gehbehinderung sollte die neue Bleibe möglichst ebenerdig sein. Die unmittelbare Nähe zum beschaulichen Bruckberg will er schon allein deshalb nicht verlieren, weil er hier seine engsten Freunde hat, die ihm immer wieder spontan helfen. "Ich bin schon dankbar, wenn sie für mich Getränke einkaufen, denn ich kann ja nicht schwer heben", berichtet Hans-Dieter Munz. Und noch ein weiterer Punkt spricht für die Nähe zu Bruckberg: "Mein Herz hängt mittlerweile an diesem Ort. Ich war in meinem Leben so viel unterwegs. Hier fühle ich mich endlich angekommen." Nicht zuletzt deshalb hat der 40-Jährige im ganzen Ort Zettel mit seinem Wohnungsgesuch aufgehängt und auch auf Facebook einen Aufruf gestartet.

Insbesondere der Facebook-Aufruf wurde zwar mehrere hunderte Mal geteilt, viel rum kam dabei allerdings bis jetzt nicht. Im Gegenteil: "Die meisten Anrufer haben danach gefragt, wann ich denn aus dem jetzigen Haus ausziehen würde und ab wann es zum Verkauf bereitstehen würde", sagt der 40-Jährige und schmunzelt. Auch im Ort selbst kam bislang nicht viel Rückmeldung. Lediglich eine Vermieterin hatte sich bei ihm gemeldet und als das Gespräch auf Hund Sammy kam, frage sie: "Bellt der?" Und obwohl "Rentner" Sammy den lieben langen Tag schläft und laut Munz "höchstens einmal am Tag den Postboten anbellt", reichte das schon für eine Absage seitens der Vermieterin.

Doch auch davon lässt sich Hans-Dieter Munz nicht aus der Bahn werfen: "Ich versuch's weiter und hoffe, dass ich bald in einem neuen Zuhause den nächsten Schritt in ein neues Leben machen kann".

Info: Wer eine entsprechende Immobilie für Hans-Dieter Munz und seinen Hund "Sammy" im Raum Bruckberg (möglich wären auch Gündlkofen oder die Münchnerau) zu vermieten hat, sollte sich bei Hans-Dieter Munz persönlich unter Telefon 0157/77 33 83 31 melden. Angeboten werden kann alles ab 3,5 Zimmer - von der Wohnung bis zum Bungalow - möglichst mit kleinem Garten.

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Von Geburt an musste Hans-Dieter Munz wegen der bei ihm diagnostizierten Spina bifida viele schwere Operationen über sich ergehen lassen.

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Von Geburt an musste Hans-Dieter Munz wegen der bei ihm diagnostizierten Spina bifida viele schwere Operationen über sich ergehen lassen.

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Von Geburt an musste Hans-Dieter Munz wegen der bei ihm diagnostizierten Spina bifida viele schwere Operationen über sich ergehen lassen und sich immer wieder aufrappeln. Jeder Schritt auf diesem steinigen Weg war mühsam.

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Von Geburt an musste Hans-Dieter Munz wegen der bei ihm diagnostizierten Spina bifida viele schwere Operationen über sich ergehen lassen und sich immer wieder aufrappeln. Jeder Schritt auf diesem steinigen Weg war mühsam.